Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Lukas Arnold
Kultur

Bildband zeigt Wien im „Lock-down“

Zwischen Stillstand und Hoffnung: Der Historiker Marcello La Speranza und der Fotograf Lukas Arnold haben während des „Lock-down“ das menschenleere Wien fotografisch festgehalten. Ihr Bildband zeigt die Hauptstadt, wie man sie sonst nie zu sehen bekommt.

Als Mitte März der „Lock-down“ verhängt wurde, stand Wien still. Geschäfte, Restaurants, Museen, Schulen, Universitäten – alles wurde geschlossen. Den Menschen wurde aufgetragen, zu Hause zu bleiben. Laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gab es nur drei Gründe, das Haus zu verlassen: Arbeit, dringend notwendige Besorgungen und Menschen zu helfen, die es selbst nicht können.

Für den Historiker und Archäologen La Speranza und für den Fotografen Arnold gab es allerdings noch einen vierten Grund: den Stillstand und die Atmosphäre in Wien auf Fotos einzufangen. Im März und April begaben sie sich getrennt voneinander auf viele Spaziergänge in die Stadt. Sie fingen sie von einer Seite ein, die man sonst nie zu sehen bekommt: menschenleer, ohne jegliche Touristen.

„Einmalige Situation“

„Das war wirklich eine einmalige Situation, die Wien in dieser Form noch nie erlebt hat. Sie hat gezeigt, wie optisch einzigartig sich die Stadt zu dieser Zeit präsentiert hat“, so La Speranza. „Diese Aufnahmen, diese Momente, diese Perspektiven, die wir in unserem Bildband eingefangen haben, kommen so kein zweites Mal vor.“ Es sei eine Momentaufnahme gewesen, wo man gesehen habe, dass sich etwas verändert.

„Die Innenstadt war komplett leer, die U-Bahn-Stationen wurden zu Geisterbahnhöfen. Es war wirklich niemand auf der Straße. Das sind einfach Aufnahmen, die einmalig sind und die diese Situation historisch festhalten“, sagte der 22-jährige Arnold.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold
Foto aus dem Buch „Wien im Lockdown“
Lukas Arnold

In dem Bildband finden sich etwa 130 Fotos von vielen bekannten Plätzen in Wien, aber auch Fotos von Verordnungen und Regeln sowie Coronavirus-Graffiti, die es jetzt schon wieder nicht mehr gibt. Das Buch ist also nicht nur auf Touristenplätze beschränkt, sondern es zeigt einen generellen Querschnitt vom Leben der Menschen im März und April.

„Man ist selbst ein Teil der Geschichte geworden“

„Normalerweise betrachtet man die Stadt historisch, man geht mit historischen Fakten in die Vergangenheit zurück. Für mich als Historiker und Archäologe war es insofern spannend, weil man während des ‚Lock-down‘ selbst ein Teil der Geschichte geworden ist“, erzählte La Speranza.

Was Arnold besonders faszinierte, waren die ganzen Gebäude in der Innenstadt: „Die wirken ohne Leute einfach noch viel mächtiger, als ob sie einem sagen wollen würden: Da bin ich. Nicht nur die Touristen sind hier, sondern auch ich als Gebäude. Weil Wien sonst so eine pulsierende Stadt ist, war das Ganze sehr surreal.“

Lukas Arnold und Marcello La Speranza
ORF/Chiara Swaton
Lukas Arnold und Marcello La Speranza

Immer auf der Suche nach geheimen Orten

La Speranza und Arnold gehören zum „Forscherteam der Wiener Unterwelten“. Sie machten es sich zur Aufgabe, versteckte und verlassene Orte, also die Unterwelt von Wien, zu erforschen und zu dokumentieren.

„Viele Projekte, die wir ausgraben, sind oft spontane Zufallsereignisse. Wir interessieren uns für Gebäude, für Keller, die kurz vor dem Abriss stehen. Dort schauen wir dann vor Ort hin. Das ist die einmalige Chance, Situationen aufzunehmen, die man dann nicht mehr erleben kann“, erklärte La Speranza. Zu den „Lost Places“ in Wien veröffentlichte das Forscherteam schon zwei Bücher. Am 17. September wird es die Vernissage „Empty Spaces & Lost Places“ geben.