Durch die Betreuung der Caritas-Streetworker hat ein ehemals obdachloses Paar seit rund zwei Wochen wieder ein Dach über dem Kopf. Während des Lockdowns hat es Andreas und Andrea in den Türkenschanzpark verschlagen. Zu dieser Zeit brauchten sie einen neuen Unterschlupf, denn Bahnhofshallen oder Universitäten, in denen sie sich vermehrt aufgehalten haben, waren geschlossen. Im Türkenschanzpark gibt es ein paar Möglichkeiten, sich vor Regen und Kälte zu schützen, erzählt Andreas. Ein Pavillon und eine Sitzmöglichkeit werden in dieser Zeit zu seinem „Schlaf- und Wohnzimmer“, erzählt er.
Durch einen Anruf beim Kältetelefon ist ein Team der Caritas-Streetworker auf das Paar aufmerksam geworden. Sie haben sie mit Schlafsäcken, Trinken und Essen durch die Krise begleitet. „Wir haben sie öfter aufgesucht und besucht, um Vertrauen aufzubauen. Und je besser wir sie gekannt haben, desto eher haben wir verstanden, was sie brauchen. Wir haben das Zimmer in der Kerschensteinergasse gehabt und haben es ihnen angeboten", so die Teamleiterin der Caritas-Streetwork Susanne Peter.
Neues Zuhause im „Offenen Haus“
Seit Mittel Juli wohnt das Paar im „Offenen Haus“ des Samariterbundes in der Kerschensteinergasse im 12. Bezirk. Seit einem Jahr wird das ehemalige ÖBB-Gebäude von Sozialarbeiterinnen und -arbeitern des Samariterbundes verwaltet. Laut Christoph Vorwahlner, dem stellvertretender Leiter, können Obdachlose die Zimmer in wenigen Stunden beziehen, ohne Miete bezahlen zu müssen.
Fünf Notquartiere bleiben geöffnet
Zusätzlich zum Regelangebot hält die Stadt aktuell wegen der Coronapandemie fünf Notquartiere weiterhin für wohnungslose Menschen geöffnet und weitet die Plätze in den Quartieren zusätzlich aus. Wie der „Standard“ berichtet, sind das zusätzlich zu den 600 Regelplätzen weitere 900 Notquartiersplätze. Auch in Tageszentren wurde von 600 auf 745 aufgestockt. Die Verlängerung des Winterpakets der Stadt war bis 4. August 2020 geplant. Jetzt ist eine erneute Fortsetzung vom Medizinischen Krisenstab der Stadt Wien bestätigt worden. Wie lange verlängert wird, ist derzeit nicht bekannt. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter fordern alle Quartiere weiterhin geöffnet zu halten, um die Versorgung garantieren zu können, schreibt der „Standard“.
Sommerstreetwork der Caritas
Als niemand raus sollte, war er draußen: ein 53-jähriger obdachloser Wiener. Mittlerweile hat er Dank der Caritas wieder ein Dach über dem Kopf
Coronavirus-Krise: Kaum Zugang zu Sanitäranlagen
Vor allem die Ungewissheit war in der ersten Phase der Pandemie für obdachlose Menschen schwierig. Sie hatten nur wenig Zugang zu Informationen. Erschwerend hinzugekommen ist, dass durch die Schließung von öffentlichen WC-Anlagen und Parks schwerer zu sanitären Einrichtungen gelangten. Und auch die Spenden und Hilfeleistungen durch Passantinnen und Passanten waren stark reduziert.
Die Leiterin der Streetwork-Caritas gibt an, dass sich die Betroffenen im Winter besser schützen können, indem sie sich etwa wärmer anziehen. Im Sommer ist die Situation zum Teil sogar schwieriger: „Obdachlose haben keine Klimaanlage, sie haben keine Fenster, die sie zumachen können. Das heißt, sie sind im Sommer der Hitze einfach ausgeliefert“, so Susanne Peter.
Unterkunft erster Schritt, um zurück ins Leben zu finden
Für Andreas und Andrea sind die eigenen vier Wände ein wichtiger Schritt für die Zukunft: „Wir haben hier wirklich alles. Es ist trocken, warm, es gibt Matratzen, Duschmöglichkeit, also die Hygiene ist gesichert. Wir haben sogar einen Eiskasten. Und es kommt dazu, wir haben die Unterstützung der Betreuer. Weil unser nächster Schritt ist dann das AMS.“
Andreas hat auf der Wirtschaftsuniversität studiert, 17 Jahre lang in einer leitenden Position gearbeitet, zum Teil auch in Brüssel. Um seine Mutter zu pflegen, kam er zurück nach Wien und verlor nach kurzer Zeit seinen Job. Schließlich scheiterte auch seine Ehe. Als seine Mutter starb, verlor er das Wohnrecht und landet auf der Straße.
Durch die neue Unterkunft hat er wieder Hoffnung. Der 53-Jährige will wieder Arbeit finden – ein regelmäßiges Einkommen und eine eigene Wohnung sind weitere Schritte für die Zukunft.