Der Public Health-Experte und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter
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Gesundheit

Mediziner: „Maske in Klasse ist Alternative“

Das Bildungsministerium geht – jedenfalls nach derzeitigem Stand – von einem „völlig normalen Schulstart“ im Herbst aus. Für den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ist die „Maske im Klassenzimmer eine Alternative“, wenn „klare Regeln“ nicht eingehalten werden.

„Ganz wesentlich ist, dass es ein paar klare Regeln gibt. Und die wichtigste Regel ist einfach dieser Abstand von mindestens einem Meter. Ein Lüftungsverhalten, eine Lüftungsstrategie für die Klassen und das klassische Händewaschen. Wenn einer von diesen Faktoren nicht funktioniert, dann ist die Maske definitiv auch eine Alternative im Klassenraum“, sagte Hutter von der Meduni Wien im „Wien heute“-Interview.

Das vom Gesundheitsministerium geplante Ampelsystem, das im September kommen soll, soll auch in den Schulen zum Einsatz kommen, hieß es am Dienstag aus dem Büro von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Je nach Ampelphase wären auch Masken an den Ein- und Ausgängen sowie in den Gängen, Turnen im Freien und kein Singen im Musikunterricht mögliche Varianten – mehr dazu in Schulstart soll „völlig normal“ verlaufen. Vom Mund-Nasenschutz in den Klassen selbst war dabei nicht die Rede.

Im Studio: Umweltmediziner Hutter

Werden die Schulen tatsächlich im September normal starten können und reichen die Maßnahmen aus? Dazu ist Umweltmediziner Hans Peter Hutter im „Wien heute“-Studio.

„Mit Stellschraube Lüften viel bewirken“

Laut Hutter wird es jedenfalls Notfallspläne an den Schulen geben. „Da geht es ja darum, wenn ein Verdachtsfall auftritt, wie schnell ist die Testung. Das ist ganz, ganz wesentlich aus meiner Sicht. Das reduziert die Unsicherheit“ der Eltern, so Hutter. Ebenfalls ganz wesentlich aus seiner Sicht ist die Lüftung der Klassenräume.

„Je schlechter die Raumluft ist, desto höher ist das Infektionsrisiko, das gilt für alle Atemwegsinfekte. Daraus folgt, egal ob es eine mechanische Belüftung über eine Anlage, oder natürlich belüftet ist, man braucht ein ganz enges Lüftungsregime. Man kann mit dieser Stellschraube viel bewirken, nämlich eine signifikante Senkung des Infektionsrisikos. Da braucht es viel mehr Nachdruck und Beachtung in den einzelnen Schulen“, so Hutter.

Schulstart soll „völlig normal“ verlaufen

Das Bildungsministerium geht – jedenfalls nach derzeitigem Stand – von einem „völlig normalen Schulstart“ im Herbst aus. Statt eines neuen großen „Lock-down“ soll es im Fall des Falles nur regionale Schließungen geben.

Rückkehr zu getrennten Teams für Hutter sinnvoll

Jetzt gelte es an den Schulen zu schauen, „wie man diese Lüftungsstrategie aufbaut“. Hutter schlägt vor den Unterricht um zwei oder drei Minuten zu verkürzen, und die längeren Paiusen zum Lüften zu benutzen, wenn es Fenster gibt. „Auf der anderen Seite kann man die Lüftungsanlagen jetzt überprüfen und optimieren und der jetzigen Situation, dass es Probleme mit Infektionen geben könnte, anpassen.“

Auch die Aufteilung der Schülerinnen und Schüler einer Klasse, wie bereits im Frühling hält der Mediziner für sinnvoll. „Definitiv sind so gestaffelte Unterrichtsbeginne und Pausen wo sich nicht alle Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer über den Weg laufen, natürlich ein Vorteil. Das kann man machen. Es ist ein Potpourri, ein Mosaik aus vielen kleinen Maßnahmen, die letztlich, Plus Minus, einen normalen Alltag in den Schulen gewährleisten“, so Hutter.