Die Albertina von außen
APA/Robert Jaeger
APA/Robert Jaeger
KULTUR

„Natur und Symbol“ in der Albertina

Nach der notwendig gewordenen Verschiebung zahlreicher Ausstellungen ist in der Albertina bis 13. September die kurzfristig anberaumte Schau „Natur und Symbol“ angesetzt. In der Pfeilerhalle sind 20 Werke zu sehen.

Bis zum 13. September widmet man sich in der Pfeilerhalle vier Positionen, die einander zwar in der Produktionsweise gleichen, aber inhaltlich ein breites Spektrum eröffnen. 20 teilweise erst kürzlich erworbene Werke aus der grafischen Sammlung trug Kuratorin Antonia Hoerschelmann zusammen, die sie in ihrer Vielfalt mit der Auseinandersetzung mit Natur, Natürlichkeit und Verfremdung einander gegenüberstellt.

Mit Franz Gertsch, Christiane Baumgartner, Ofer Lallouche und Kiki Smith wurden Künstler ausgewählt, die nicht nur aus verschiedenen Generationen stammen, sondern auch Arbeiten aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten vereinen. Gemein ist zumindest drei der vier Positionen die Technik des Holzschnitts, die jedoch höchst unterschiedlich eingesetzt wird.

Albertina Natur und Symbol Ausstellung
Franz Gertsch
Franz Gertsch: Silvia, 2001/2002, Holzschnitt

Intensive Beschäftigung mit „Existenz und Individuum“

Sind es beim Schweizer Gertsch (Jahrgang 1930) vor allem großformatige Holzschnitte nach fotografischen Vorlagen, in denen er ausgewählte Ausschnitte aus der Natur sowie Menschen seiner Umgebung in Szene setzt, arbeitet der 1947 in Tunesien geborene Künstler Lellouche mit Selbstporträts. Die ebenfalls großformatigen Holzschnitte zeigen den Künstler etwa vor einem monochromen Sonnenuntergang, der mit drei überdimensionalen Holz-Skulpturen seiner „Head“-Serie in Beziehung tritt.

Am Computer verfremdet hat wiederum die deutsche Künstlerin Christine Baumgartner (geboren 1967) jene Fotos, die sie dann in monochrome, flimmernde Holzschnitte verwandelt und so mit Bewegung und Stillstand spielt. Stilistisch andere Wege geht Kiki Smith: Die 1954 geborene Deutsch-Amerikanerin setzt sich in ihren riesigen Wandteppichen und großformatigen Papier-Arbeiten mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft (und der Kunst) auseinander.

Ihnen allen gemein ist die intensive Beschäftigung mit „Existenz und Individuum, Realität und Nachahmung“, wie Hoerschelmann am Donnerstag bei der Presseführung erläuterte. Gertsch verwandle in seinen aufwendigen Arbeiten, für die er die gemachten Fotos auf die Holzplatte projiziert und dann mithilfe kleinster Striche und Punkte zum Leben erweckt, „Realität in Immaterialität“, so die Kuratorin.

Albertina Natur und Symbol Ausstellung
Bildrecht Wien
Christiane Baumgartner: Formation II (2-teilige Serie), 2006, Holzschnitt auf Kozopapier

Gegen Idealisierung des Körpers

Den hierzulande noch weniger bekannten Ofer Lallouche interessiert vor allem der Abstand zur Realität, der durch den Vorgang der Schaffung des Kunstwerks entsteht. Seine menschlichen Figuren kommen im fertigen Werk nur mehr fragmentarisch zur Geltung, womit er sich der Idealisierung des Körpers entgegenstelle. Bei Baumgartner steht unterdessen die Rolle der Beobachtung im Vordergrund, wenn sie das Statische von Maschinen (wie auf dem Boden geparkten Flugzeugen) durch die Digitalisierung in scheinbare Bewegung versetzt.

Infos zur Ausstellung

Ausstellung „Natur & Symbol“ in der Albertina. 6. August bis 13. September in der Pfeilerhalle. Infos und Tickets unter www.albertina.at

Das „paradiesische Miteinander von Flora, Fauna und dem Menschen“ findet sich in den Arbeiten von Kiki Smith, die in ihren Tapisserien Märchen, Mythos und Spiritualität mit grundsätzlichen Fragen von Frauenbildern in Beziehung setzt. Einige der Arbeiten dürften eifrigen Museumsbesuchern dabei bekannt vorkommen, widmete ihr doch das Untere Belvedere im Vorjahr eine imposante Werkschau, die auch mit Albertina-Leihgaben bestückt war.

Albertina Natur und Symbol Ausstellung
Kiki Smith
Kiki Smith: Tree with Yellow Roses, 2006, Tusche auf nepalesischem Papier

„Wir haben uns dem Motto verschrieben: ‚Du hast keine Chance, aber nütze sie‘“, lachte Hoerschelmann angesichts der Kurzfristigkeit der Ausstellung. In diesem Fall ist aus der Not tatsächlich eine Tugend geworden.