Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler, Traumazentrum Brigittenau
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

UKH Lorenz Böhler bald ohne Schockraum

Das Unfallkrankenhaus (UKH) Lorenz Böhler wird zu einem Ambulanzzentrum umgestaltet. Bereits ab Oktober soll es keinen Schockraum mehr geben. Das sorgt für Kritik bei der Belegschaft. Laut AUVA sei die Versorgung von Wiens Unfall-Patienten gewährleistet.

Die Intensivstation im Spital soll von acht auf sechs Betten reduziert werden. Außerdem soll kein Arzt mehr rund um die Uhr anwesend sein. Schwerverletzte, die beatmet werden müssen, müssen binnen 48 Stunden in ein anderes Spital gebracht werden.

Damit noch nicht genug, soll auch mit 1. Oktober der Schockraum gesperrt werden. Das bedeutet, dass keine Schwerverletzten mehr im UKH Lorenz Böhler versorgt werden können. Heinz Brenner, Oberarzt am Lorenz Böhler und Sprecher der Wiener Unfallchirurgen fand eindeutige Worte: „Medizinisch gesehen für mich als Arzt ist diese Entscheidung Wahnsinn.“

„Bedarf nicht gegeben“

Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) hingegen versicherte, dass die Versorgung von Wiens Unfall-Patientinnen und Patienten weiterhin gewährleistet ist. Schwerverletzte sollen ab Oktober nicht mehr in der Brigittenau im UKH Lorenz Böhler sondern in Meidling behandelt werden. Laut dem ärztlichen Leiter der AUVA, Roland Frank, gäbe es nur wenige Schwerverletzte: „Der Bedarf ist nicht gegeben“, so Frank gegenüber Radio Wien.

Er betonte aber, dass davon nur Patientinnen und Patienten mit einem Polytrauma, also mit mehreren, schweren Verletzungen, betroffen sind. Verletzungen wie Arm- und Beinbrüche würden weiterhin am Lorenz Böhler versorgt werden.

Außerdem werde das UKH Lorenz Böhler zukünftig enger mit dem Donauspital zusammenarbeiten. Ein alleinstehendes Unfallspital sei kein zeitgemäßes Modell mehr. Unklar ist allerdings noch, ob der Spitalsbetrieb ins Donauspital wandert oder dort zugebaut wird. Dazu laufen derzeit die Verhandlungen mit der Stadt Wien.

Offener Brief der Ärzte an Direktion

Die Unfallärzte reagierten mit einem offenen Brief an die Direktion. Darin heißt es unter anderem, „dass es zu einer akuten Gefährdung unserer Patienten kommen wird, wenn wir nicht ausreichend Kapazität haben“. Die Ärzte sprachen in dem Brief von einer „ernsten Gefahr der Unfallversorgung in Wien und Umgebung“ und verwiesen etwa auf die Coronavirus-Pandemie und Großschadensereignisse wie zuletzt in Beirut. Die geplante Neuordnung würde die Unfallversorgung „zu einer kaum mehr zu bewältigenden Herausforderung“ werden lassen.

Die Ärzte gaben in dem Schreiben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die angekündigten Maßnahmen nicht umgesetzt würden, „um auch in Zukunft die Versorgung der unfallchirurgischen Patientinnen und Patienten zu sichern“. Zudem sprachen die Ärzte auch von einer politisch motivierten Entscheidung: „Wir sprechen von der Bundeswirtschaftskammer und die sagt: In Wien ist ein Unfallspital genug.“ Das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler versorgt in Wien jährlich ein Viertel aller unfallchirurgischen Patientinnen und Patienten.