Eine Citybike-Station bei einem Termin „Zeitplan für Neustart bei den Wiener Citybikes“ am Montag, 24. August 2020 in Wien.
Apa / Harald Schneider
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Verkehr

Citybike-Stationen ab Mittwoch in Betrieb

Ab Mittwoch sind in Wien wieder alle Citybike-Stationen nutzbar. Auch all jene, die innerhalb des Gürtels seit gut einem Monat gesperrt sind. Möglich macht das eine „Übergangslösung“ mit dem bisherigen Betreiber Gewista, der nun doch mehr Geld erhält.

Bereits am Dienstag wird ein Teil der zwischendurch geschlossenen Stationen wieder verfügbar sein, wurde versprochen. Aus Kundensicht ändert sich mit der Wiederinbetriebnahme des gesamten Netzes nichts. Der Verleih der Räder funktioniert wie gewohnt, auch die Preise und Nutzungsbedingungen bleiben unverändert.

Die Abwicklung im Hintergrund ist allerdings nun eine andere: Denn Bürgermeister Ludwig hatte Ende Juli die Wiener Linien damit beauftragt, sich künftig um die Citybikes zu kümmern – mehr dazu in Wiener Linien übernehmen Citybikes.

Gewista übernimmt Betrieb bis Ende 2021

Er sprach damit auch ein Machtwort gegenüber seiner grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein. Ihr gegenüber hatte Gewista zuvor deutlich gemacht, dass die seit 2003 bestehenden Stationen innerhalb des Gürtels geschlossen würden, sollte es dafür kein Geld von der Stadt geben. Bis dahin hatte sich dieser Teil der Leihräder – wie ursprünglich vereinbart – über Sponsoren finanziert. Einen vertraglich fixierte Kostenübernahme der Stadt gab es nur für die ab 2010 errichteten Terminals.

Michael Ludwig und Ulli Sima mit Citybike
ORF
Im Juli beauftragte Bürgermeister Michael Ludwig die Wiener Linien mit den Citybikes

Hebein verweigerte dem Betreiber den finanziellen Zuschuss – nicht zuletzt mit dem Hinweis, dass man einem privaten Unternehmen nicht einfach ohne rechtliche Basis Geld zuschieben könne. Nun gibt es doch die gewünschte Finanzierungsbeteiligung – und zwar über einen „rechtskonformen Weg“, wie die für die Öffis zuständige Stadträtin Sima vor Journalisten ohne nähere Details erklärte.

Man habe sich darauf geeinigt, dass die Gewista bis Ende 2021 im Auftrag der Wiener Linien den Betrieb aller 121 Citybike-Standorte weiterführt. Dafür fließen insgesamt 1,8 Mio. Euro pro Jahr, wobei sich die Ressortchefin heute zuversichtlich gab, noch Sponsoren auftreiben zu können, die einen Teil der Summe übernehmen.

System soll 2022 neu aufgestellt werden

Man habe schnell alle Leihräder wieder nutzbar machen wollen, betonte Sima. Die Wiener Linien hätten in den vergangenen Wochen Gespräche mit der Gewista geführt und sich auf diese Übergangslösung geeinigt. „Wir hätten in dieser kurzen Zeit keinen anderen Betreiber bekommen“, erklärte sie die weitere Zusammenarbeit mit dem bisherigen Partner.

Denn für den Betrieb brauche es viel Know-how bei der Auslieferungslogistik oder der Wartung von Fahrzeugen und Entlehnterminals. Hätte man also jetzt schon ausgeschrieben, wäre ein Vollbetrieb frühestens in einigen Monaten möglich gewesen.

Eine Citybike-Station bei einem Termin „Zeitplan für Neustart bei den Wiener Citybikes“ am Montag, 24. August 2020 in Wien.
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Bereits im kommenden Jahr soll eine Ausschreibung starten

Ab 2022 soll das System dann aber neu aufgestellt werden, wofür die Verkehrsbetriebe schon im kommenden Jahr eine Ausschreibung starten werden. Mittelfristig sind nicht nur mehr Stationen, sondern auch eine moderne Radflotte und eine Verknüpfung mit dem Öffi-Netz bzw. der Wien-Mobil-App vorgesehen. Denn die Citybikes sollen ein Puzzlestein bei der umweltfreundlichen Bewältigung der „letzten Meile“ – etwa von der Haltestelle zum jeweiligen Wohn- oder Arbeitsplatz – werden.

ÖVP sieht Politshow

Die Wiener ÖVP begrüßte in einer Aussendung die Wiederaufnahme des Betriebs, „wenngleich das Schauspiel der rot-grünen Stadtregierung völlig unnötig war“, so der nicht-amtsführende Stadtrat Markus Wölbitsch. Verkehrssprecher Manfred Juraczka forderte schnell eine permanente Lösung.