Bistro Gastgarten schön gedeckte Tische
colourbox.de
colourbox.de
Wirtschaft

Lockerungen bei Schanigärten gefordert

Vor allem in den Innenbezirken hat sich das Gastronomiegeschäft noch lange nicht erholt. Gastronomievertreter fordern daher von der Stadt eine Lockerung der Schanigärtenvorschriften. Die Arbeiterkammer kritisiert indessen die Wirte wegen erhöhter Preise.

„Die Menschen haben draußen weniger Angst als drinnen. Wenn die kalte Saison kommt, befürchten die Gastronomen, dass die Leute den Lokalen fernbleiben“, sagte Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien. Die „Bitte an die Wiener Landesregierung“ lautet daher: Es wäre hilfreich, mittels Verordnung die Schanigartenregelung während der Coronavirus-Krise „ausnahmsweise“ zu lockern.

So sei es etwa wünschenswert, die Sperrstunde von 23.00 Uhr weiter nach hinten zu verlegen. Derzeit dürfen Gastronomen laut Dobcak nur in einigen Bezirken und nur während der Sommermonate bis Mitternacht den Schanigarten betreiben. Auch eine „Verlängerung der Saison“ sei sinnvoll.

Größere Winterschanigärten

Die Regelung derzeit: Sommerschanigärten sind in Wien im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. November erlaubt. Seit Jänner 2017 besteht die Möglichkeit einer „kleinen Winteröffnung“. Die Wirte müssen für eine Genehmigung für die Monate Dezember, Jänner und Februar allerdings einige Auflagen erfüllen. Sie reichen von genügend Platz für Fußgänger auf dem Gehsteig bis zur Wegräumpflicht der Möbel nach der Sperrstunde.

Vor allem aber darf die Fläche des Winterschanigartens meist nicht größer als zwölf Quadratmeter der im Sommer genehmigten Fläche auf dem Gehsteig betragen. Genau in diesem Punkt sei eine Ausweitung – etwa auch auf Parkstreifen – erforderlich, so Dobcak. Eine ähnliche Forderung kam übrigens im Mai auch von der grünen Verkehrsstadträtin Birgit Hebein – mehr dazu in Parkplätze sollen Schanigärten weichen.

Bessere Situation bei Lokalen außerhalb des Gürtels

Trotz politischer Hilfsmaßnahmen wie Gastrogutschein und Mehrwertsteuersenkung sind viele Gastronomiebetriebe weit von den Umsätzen vor der Krise entfernt. Vor allem in Innenbezirken habe sich das Geschäft noch lange nicht erholt. Leo Doppler, Chef des Restaurants Hansen in der Börse, mutmaßt, dass die Krise für die Gastronomie noch lange nicht vorbei ist: „Wir sind mittendrin.“

Es zeige sich jedoch, dass Betriebe außerhalb des Gürtels besser mit der Situation zurechtkämen als jene in der City bzw. den inneren Bezirken. Dort würden vor allem die Einnahmen durch Touristen fehlen. Aber auch der Umstand, dass viele Beschäftigte sich noch im Homeoffice befänden, wirke sich aus.

Dementsprechend seien in den Wohngegenden der äußeren Bezirke die Einbußen geringer, hieß es am Dienstag. Doppler schätzt, dass die Umsatzrückgänge in der Innenstadt hingegen rund 30 bis 40 Prozent betragen. Das wieder aufzuholen, sei so gut wie unmöglich, beklagte er.

AK kritisiert Preiserhöhung bei Wirten

Kritik an den Wirten kommt hingegen von der Wiener Arbeiterkammer (AK). Sie kritisiert, dass österreichweit die Preise in den Lokalen durchschnittlich um 3,7 Prozent gestiegen sind – und das trotz Mehrwertsteuersenkung durch den Bund im Zuge der Coronavirus-Pandemie.

„Das war ihnen offensichtlich nicht genug. Und sie haben die Preise zusätzlich noch um 3,7 Prozent erhöht, und das natürlich auf Kosten der Konsumentinnen und Konsumenten“, sagte Michael Ertl von der Arbeiterkammer Wien.

Von der Wirtschaftskammer Wien heißt es, dass die Preiserhöhungen und die Mehrwertsteuersenkung getrennt voneinander gesehen werden muss. „Wir müssen auf unsere Kosten schauen. Und die sind durch die Extrabelastungen wegen Covid-19 sicherlich gestiegen, und wenn das der einzelne Gastronom so macht, dann ist das zu akzeptieren“, sagte Dobcak. Die Bundesregierung will die Steuererleichterung für die Gastronomie auf jeden Fall bis Mitte Jänner fortführen.