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Chronik

Frau mit Holzlatte getötet: 20 Jahre Haft

Am Freitag ist am Wiener Landesgericht der Mordprozess gegen einen 32-jährigen Familienvater zu Ende gegangen. Er soll seine Ehefrau mit einer Holzlatte erstickt haben. Er wurde nicht rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Die Geschworenen waren sich einig: Der Angeklagte hat seine Ehefrau mit einer Holzlatte vorsätzlich getötet. Bei der Strafbemessung wurden die bisherige Unbescholtenheit des 32-Jährigen sowie der Umstand, dass er sich selbst gestellt hatte, mildernd gewertet. Das hielt das Gericht davon ab, die Höchststrafe – lebenslang – zu verhängen, wie die Vorsitzende in der Urteilsbegründung deutlich machte. Die Verteidiger Wolfgang Blaschitz und Mirsad Musliu baten um Bedenkzeit, Staatsanwältin Julia Koffler-Pock meldete Strafberufung an.

„Ich bin schuld am Tod meiner Frau“

Beim Prozessauftakt vor drei Monaten hatte der Mann behauptet, seine Frau habe noch gelebt, als er die eheliche Wohnung in der Margaretenstraße verließ. Er sei auf sie losgegangen, nachdem er sie mit einem anderen Mann auf dem Hauptbahnhof erwischt hatte. Am Freitag vor Gericht schränkte er seine Verantwortung nun ein, seine Frau habe noch gelebt und mit der Polizei telefoniert, als er die Wohnung verließ. Es sei möglich, dass er sie mit einer Holzlatte getötet habe. Er könne sich nicht mehr genau erinnern. „Es kann sein, dass ich ein Black-out hatte“, gab er zu Protokoll.

Frau erstickt: 20 Jahre Haft

Drei Minuten lang soll der Angeklagte seiner Frau eine Holzlatte an den Hals gedrückt haben, er bekennt sich schuldig und ist nicht rechtskräftig zu 20 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt worden. An den Vorfall im September des Vorjahres kann er sich, wie er sagt, aber nicht mehr genau erinnern.

Laut Anklage hatte der Angeklagte am 20. September 2019 im Zuge eines Streits eine Holzlatte aus einem Lattenrost gerissen und damit zunächst viermal auf den Kopf der Frau eingeschlagen, die er 2008 im Kosovo geheiratet hatte. Nachdem sie zu Boden gestürzt war, setzte er sich auf sie und dürfte die Latte mehrere Minuten gegen ihren Hals gedrückt haben, bis sie – so die Anklage – kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Danach holte der Mann seine drei Kinder vom Kindergarten bzw. der Schule ab und suchte gemeinsam mit diesen eine Polizeiinspektion auf.

Eifersucht und Einschränkungen

Wie sich ein Beamter nun als Zeuge erinnerte, hatte der Mann ihm zunächst gestanden, „etwas Schlimmes“ gemacht zu haben. Er habe auf seine Frau eingeschlagen und wisse nicht, „was jetzt mit ihr ist“. Darauf schickte der Polizist eine Funkstreife an die Adresse der Familie. Die Kollegen fanden die Frau leblos auf dem Boden liegend vor. Damit konfrontiert, habe der darauf hin Festgenommene „Ich glaube, ich hab sie getötet“ gesagt, bekräftigte der Zeuge.

Eine Arbeitskollegin der Getöteten – diese hatte als Zahnarzthelferin gearbeitet – und zwei Freundinnen der Frau versicherten, es habe keinen anderen Mann in deren Leben gegeben. Eine Freundin beschrieb den Angeklagten als eifersüchtig. Er habe ihr Handy durchforstet, die 32-Jährige habe regelmäßig an sich harmlose Textnachrichten gelöscht, um sich nicht verdächtig zu machen. Die Frau habe am Abend auch nicht allein fortgehen dürfen.