Co-Working-Space „The Nest“
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Wirtschaft

Co-Working zeigt sich krisensicher

Büros schicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice. Aber was bedeutet die Coronavirus-Krise für Selbstständige, die bislang auf Co-Working-Spaces angewiesen sind? Die Situation hat sich zwar verändert, das Konzept scheint aber krisensicher zu sein.

Co-Working zählt zu den modernen Arbeitsformen. Selbständige, Freiberufler oder kleinere Unternehmen, oftmals aus dem Kreativbereich, arbeiten dabei meist in größeren, offenen Räumen und können so voneinander profitieren. Durch den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wurde diese Art des Arbeitens jedoch beeinträchtigt. Auch das Absagen von Workshops und Veranstaltungen trifft die Branche, da dies einen erheblichen Teil der Einnahmen ausmacht.

Der Co-Working-Space „The Nest“ in Hernals charakterisiert sich durch ein Gemeinschaftsbüro, einen grünen Innenhof und eine gemeinsame Küche – in einer 120 Quadratmeter großen Industriehalle aus Biedermeier-Zeiten. Durch das Coronavirus gab es dort Veränderungen. „Es wurde komplizierter, man merkt, dass bei den Leuten eine Unsicherheit wegen des Ansteckungsrisikos mitschwingt“, erzählte die Gründerin Patricia Ziegler. Die Fläche musste angepasst und Tische reduziert werden, statt für zwölf ist für sieben bis acht Menschen Platz.

Co-Working-Space „The Nest“
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Patricia Ziegler hat „The Nest“ 2019 ins Leben gerufen

Günstiges Co-Working und verschiedene Räume

Auch Ulrich Fries von der Leerstandsagentur „Kreative Räume“ sieht die Situation herausfordernd. Generell gebe es schon seit einer Zeit eine Sättigung des Marktes: „Viele Co-Working-Spaces tun sich schon länger schwer, eine gute Auslastung zu erreichen. Das Angebot hat in den letzten Jahren stark zugenommen.“ Außerdem würden sich viele Menschen letztendlich doch einen fixen, eigenen Arbeitsplatz wünschen.

Dort, wo es günstig angeboten wird, funktioniere Co-Working noch gut. „Viele sehen darin einfach einen leistbaren Zwischenschritt zwischen der Arbeit zu Hause oder im Cafe und dem eigenen Büro. Preise spielen also eine wichtige Rolle.“ Günstige Arbeitsplätze reichen etwa bis 150 oder 200 Euro im Monat. Pauschal lässt sich das aber nicht sagen, da es etwa um Fragen geht, wie viel Raum man für sich nutzen kann und welche weiteren Dienstleistungen inkludiert sind.

Co-Working-Space „Packhaus“
Paradocks
Einige Co-Working-Spaces setzen zusätzlich auf Einzelbüros

Inzwischen hat sich das Co-Working-Konzept auch weiterentwickelt – neben klassischen Großraumflächen gibt es oft sogenannte hybride Räume. Diese würden laut Fries gut florieren. Sie bieten neben geteilten, großen Büroflächen oft gemeinsam nutzbare Besprechungs- und Workshop-Räume sowie teilweise separate, private Büros, „quasi als Aufstiegsmöglichkeit im Haus“.

„Das Packhaus“ als Zwischennutzung

Das „Packhaus“ im dritten Bezirk ist ein solches Co-Working-Projekt. Es basiert außerdem auf langjähriger Zwischennutzung. Seinen Standort in der Marxergasse gibt es bereits seit sechs Jahren. Der Vertrag läuft noch bis Mitte nächsten Jahres, man sei aber zuversichtlich, dass er wieder verlängert wird. Ein zweiter Co-Working-Platz wurde außerdem im Herbst 2018 am Heumarkt eröffnet.

Die Coronavirus-Krise habe schon „eine große Delle hinterlassen“, jedoch seien sie grundsätzlich gut aufgestellt, meinte Roland Hemedinger vom Verein „Paradocks“, der das „Packhaus“ betreibt. Neben dem gemeinsamen Raum würden sich viele in den günstigen Einzelbüros einmieten. „Wir hoffen aber, dass sich im nächsten Monat noch ein paar Menschen für die noch wenigen verfügbaren Office-Single-Räume anmelden.“

Co-Working-Space „Packhaus“
Paradocks
„Das Packhaus“ ist ein Zwischennutzungsprojekt im Bezirk Landstraße

Co-Working „keinesfalls vor dem Aus“

Die Coronavirus-Krise geht also auch am Co-Working nicht spurlos vorbei, vor dem Aus steht es aber keinesfalls. „Viel eher hat sich ein neues Geschäftsfeld aufgetan. Leute, die etwa nicht im Homeoffice oder in Großraumbüros arbeiten wollen, kommen jetzt zu uns“, meinte Ziegler von „The Nest“. Die Plätze seien jedenfalls voll ausgebucht.

Und auch Philipp Doblhoff von „Cowoly Coworking“ sieht „durch ein smartes Timing der Buchungen und dem Teilen von Plätzen“ das Konzept des Co-Workings als relativ krisensicher: „Bei uns sind momentan zirka zehn Personen eingemietet, davon sind fünf gleichzeitig da und alles läuft super.“