Wien Gastro Gutschein
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Drei Viertel aller Gastrogutscheine eingelöst

Die Gastro-Gutschein-Aktion endet mit dem heutigen Mittwoch. Und schon jetzt ist klar: Rund drei Viertel aller verschickten Bons wurden tatsächlich genutzt. An der Aktion haben auch Kaffeehäuser teilgenommen. Doch sie leiden nach wie vor unter Umsatzrückgängen.

Die Gastrogutscheineim wurden im Wert von 25 Euro (Ein-Personen-Haushalte) bzw. 50 Euro (Mehr-Personen-Haushalte) verschickt. Insgesamt wurden rund 718.000 Gutscheine eingelöst, hieß es aus dem Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Das sei ein Anteil von mehr als 76 Prozent.

Laut Ressort wurden folglich 26,2 Mio. Euro an Guthaben abgerechnet, sind also an die Wirte geflossen. Der Gemeinderat hatte für die Aktion ein Maximalbudget von 39 Mio. Euro genehmigt. Gegen Speisen und nicht alkoholische Getränke konnte der Bon in allen teilnehmenden Lokalen werden. 3.720 Restaurants und Cafes meldeten sich als Partner.

19.000 Gutscheine neu ausgestellt

Im Hanke-Büro wurde die schnelle und unkomplizierte Abwicklung der Hilfsmaßnahme betont. Das Geld sei jeweils innerhalb von drei Tagen bei den Betrieben eingelangt, hieß es. Knapp zwei Prozent oder 19.000 der Gutscheine mussten im Übrigen neu ausgestellt werden. Die Gründe dafür waren unterschiedlich: Die Bons wurden beispielsweise nicht erfolgreich zugestellt, gingen nach Entgegennahme verloren oder der aufgedruckte Code war nicht mehr lesbar. Auch Diebstähle – etwa aus aufgebrochenen Postkästen – wurden gemeldet.

Der Gastro-Gutschein wurde Mitte Mai – also unmittelbar vor der Wiedereröffnung der Lokale nach dem Corona-Lockdown – vorgestellt. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bewarb die mit Steuergeld finanzierte Aktion massiv, was ihm mit Blick auf die anstehende Wien-Wahl auch Kritik einbrachte.

Kaffeehäuser „haben ungefähr 50 Prozent Umsatzeinbruch“

Neben der Gastronomie, der Hotellerie und der Clubszene hat der Lockdown auch die Wiener Kaffeehäuser schwer getroffen. Obwohl die meisten von ihnen wieder aufgesperrt haben, kämpfen viele von ihnen ums finanzielle Überleben. Auch zahlreiche Mitarbeiter verloren ihren Job. Trotzdem sieht der Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser, Wolfgang Binder, eine Chance, den Wienern das Besuchen von Kaffeehäusern wieder „beizubringen“. Die Umsatzzahlen sind aber weiter trist.

„Wir haben aktuell ungefähr 50 Prozent Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr“, erzählte Binder, der das Cafe Frauenhuber in der Wiener Innenstadt betreibt, im Gespräch mit der APA. Besonders würden die Gäste fehlen, die vor, während oder nach der Arbeit zu ihm kommen. Aber auch ausbleibende Touristen seien ein Problem. „Wir haben in Wien das Phänomen, dass die Lokale in der Peripherie besser gehen als in der Innenstadt“, sagte er.

Eines dieser Kaffeehäuser ist das Cafe Hübler im 17. Bezirk, das aber auch deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen musste. „Das lässt sich auch heuer nicht mehr aufholen“, sagte Geschäftsführer Alexander Hübler der APA. Er selbst habe ein Drittel der Mitarbeiter kündigen müssen und blickt auch nicht ganz optimistisch in die Zukunft. „Es geht langsam aufwärts, jedoch ist die Registrierungspflicht für einige Kunden abschreckend und diese kommen dann nicht.“

„20 bis 30 Prozent aller Cafes werden zusperren“

Fachgruppenchef Binder ist nicht ganz dieser Meinung: „Ich glaube eher, dass die Leute damit weniger Angst haben, ins Lokal zu gehen“, vermutete er. Als weitere Schutzmaßnahmen setzt er in seinem Betrieb unter anderem auf wöchentliche Corona-Tests für alle Mitarbeiter.

Allgemein sieht der Kaffeehäuser-Obmann die nun auch im Winter geöffneten Schanigärten als Chance, die Umsätze zu steigern. „Es gibt immer Leute, die sagen, dass sie sich nicht reinsetzen möchten. Denen wollen wir natürlich die Möglichkeit geben, dass sie sich im Winter auch draußen aufhalten können.“ Trotzdem glaubt er, dass bis Mitte nächsten Jahres zwischen 20 und 30 Prozent aller Cafes zusperren müssen.

Zweite Kapmpagne angekündigt

Um das noch zu verhindern, setzt Binder auf die Einheimischen. Diese sollen wieder zum Kommen animiert werden. Als abschreckende Beispiele, wie es nicht geht, sieht er große Privatpartys, Hochzeiten und Clubs, wo sich kaum jemand an die Hygieneregeln hält. „Wir haben hier die Problematik, dass aufgrund weniger schwarzer Schafe hier eine ganze Branche gehemmt wird“, sagte er.

Außerdem wird es mit dem Tag des Kaffees am 1. Oktober eine zweite Kampagne der Fachgruppe Kaffeehäuser geben. In der ersten wurde vor rund zwei Monaten mit „Ein Kaffee kann den Tag retten, zwei vielleicht das Kaffeehaus“ und bekannten Kaffeehausbesuchern geworben. Diese sieht Binder bis heute als erfolgreich an. „Ich glaube, wir haben damals versucht das Bewusstsein der Wiener ein bisschen zu schärfen, dass es hier doch Probleme in ihren zweiten Wohnzimmern gibt“, konstatierte er.