Bundespräsident Alexander Van der Bellen (R) und Ehefrau Doris Schmidauer am Mittwoch, 30. September 2020 im Rahmen eines Besuchs am jüdischen Friedhof Währing in Wien
APA/Herbert Neubauer
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Chronik

Van der Bellen besuchte Jüdischen Friedhof

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Mittwoch den Jüdischen Friedhof Währing besucht. Er müsse als Kulturerbe jedenfalls erhalten und wiederhergestellt werden, sagte Van der Bellen angesichts der seit Jahrzehnten laufenden Sanierungsbemühungen.

Es sei für Österreich aufgrund seiner Geschichte eine „selbstverständliche Verpflichtung“, den Friedhof zu erhalten, so der Bundespräsident. „Ich finde es eine schöne Vision, den Friedhof zu öffnen für Führungen für die Öffentlichkeit und besonders für Schulen, um dort die Geschichte der jüdischen Gemeinde und den großen Beitrag ihrer Mitglieder zur Entwicklung von Wien als Weltstadt zu vermitteln“, so Van der Bellen, der mit seiner Gattin Doris Schmidauer nach Wien-Währing gekommen war. Begrüßt wurden die beiden u.a. vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch.

Deutsch und dessen Vorgänge Ariel Muzicant hoben in ihren Begrüßungsworten die Arbeit von Freiwilligen rund um die Grüne Gemeinderätin Jennifer Kickert hervor, die seit 16 Jahren daran arbeiten, den Friedhof von Gestrüpp zu befreien. Erst im vergangenen Jahr wurde eine große Rodungsaktion durch das Bundesheer durchgeführt, berichtete Muzicant. Krieg und Nationalsozialisten haben auf dem Friedhof Spuren der Verwüstung hinterlassen, ein Teil des Friedhofs wurde durch die Nazis komplett zerstört; die Witterung und jahrzehntelange Vernachlässigung taten ihr übriges.

Bund zahlt eine Million pro Jahr

Seit 2017 bemüht sich auch der Verein „Rettet den jüdischen Friedhof Währing“ mit Günther Havranek als Obmann darum, das Thema breiter bekannt zu machen und auch Finanzierungen für die Sanierung aufzustellen. Der Bund unterstützt die Instandsetzungsarbeiten der jüdischen Friedhöfe in Österreich laut den gesetzlichen Vorgaben bis 2030 mit einer Mio. Euro pro Jahr insgesamt. Die Friedhofseigentümer müssen allerdings jeweils die Hälfte der Mittel aufbringen.

Deutsch verwies auf das Beispiel des jüdischen Friedhofs in Prag, der ein Tourismusmagnet sei. Das längerfristige Ziel sei es, auch in Währing so etwas zu schaffen. Der Friedhof wurde 1784 eröffnet und kurz vor dem Ende des 19. Jahrhunderts wegen Überfüllung gesperrt, sagte Muzicant, nunmehriger Vizepräsident des European Jewish Congress (EJC), vor Journalisten.

Nun sei es zumindest gelungen, den Friedhof soweit herzurichten, dass man ohne Sicherheitsbedenken Personen einlassen kann, sagte er. Frei zugänglich ist der Friedhof derzeit nicht, er kann aber an Besuchstagen besichtigt werden (jeden zweiten Sonntag im Monat von 10.00 bis 16.00 Uhr, auch Gruppenbesuche sind möglich).