Skyline Donaucity
ORF.at/Christian Öser
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Wahl 2020

Bezirksparlamente sorgen für Spannung

Wien wählt am Sonntag nicht nur Gemeinderat und Landtag. Auch 23 Bezirksvertretungen werden gewählt. Die Wahl 2015 hatte dabei durchaus Überraschungen zu bieten. Fünf Jahre später sorgt das in einigen Bezirken für eine spannende Ausgangslage.

Kurz zur Erinnerung: In der Leopoldstadt brachte die Wahlwiederholung 2016 einen grünen Überraschungssieger. Die langjährige Bastion des Roten Wiens, Simmering, bekam 2015 mit Paul Stadler den bisher einzigen FPÖ-Bezirksvorsteher. In Währing lösten die Grünen die Schwarzen ab, wenn auch nur mit einem knappen Vorsprung. Knapp war das Rennen auch in Floridsdorf, dort allerdings zwischen FPÖ und SPÖ, wobei schließlich die SPÖ als Siegerin hervorging. Im ersten Bezirk konnte sich die ÖVP ebenfalls nur ganz knapp gegenüber der SPÖ behaupten.

Die Wahl 2015 brachte also einige Überraschungen mit sich. Doch ist die Ausgangslage von damals mit der von heute nicht zu vergleichen. Einige Bezirksvorsteher sind nicht mehr dabei, andere bekamen schwere Rucksäcke aufgebürdet, diverse Affären beutelten Wahlsieger von damals. So gibt es einige der 23 Wiener Bezirke, in denen das Wahlergebnis mit großer Spannung erwartet werden kann.

Graben im ersten Wiener Gemeindebezirk
ORF.at/Julia Hammerle
Graben in der Wiener Innenstadt

Türkis-rote und grün-rote Duelle

Wiens erster Bezirk war im Wahlkampf ständig durch das Thema autofreie Innenstadt präsent. Ein Machtwort des roten Bürgermeisters beendete vorerst das vom schwarzen Bezirksvorsteher und der grünen Vizebürgermeisterin vorangetriebene Projekt. 2015 hatten die Schwarzen mehr als zwölf Prozentpunkte eingebüßt, die SPÖ war mit 1,5 Prozentpunkten ganz knapp dahinter gelegen. Bei der nun anstehenden Wahl ist vor allem die Frage spannend, ob die nun türkisfarbene Partei unter Markus Figl ihren Vorsprung behaupten kann oder die SPÖ es schafft, den traditionellen ÖVP-Bezirk Innere Stadt umzufärben.

Auch die Leopoldstadt, Wiens zweiter Bezirk, wurde nach der Wahl 2015 umgefärbt, allerdings nach einer Wahlanfechtung erst im zweiten Anlauf. Seitdem sitzt die Grüne Uschi Lichtenegger dem Bezirk vor, das Verhältnis zur SPÖ gilt als zerrüttet. Die SPÖ will den Bezirk zurückerobern. Munition dafür konnte sie in den vergangenen Jahren ausreichend sammeln, Pop-up-Radwege, Praterstraße und Praterstern seien hier stellvertretend genannt. Aber die Grünen lagen 2015 immerhin 7,3 Prozentpunkte vor den Roten.

Stadtansicht Wien
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Gasometer in Simmering

Hält die FPÖ Simmering?

Die Wieden, Mariahilf und die Josefstadt gelten als Hoffnungsbezirke für die Grünen. Auf der Wieden rechnen sie sich Siegeschancen aus, obwohl sie 2015 rund sechs Prozentpunkte hinter der SPÖ lagen. In Mariahilf will sich einerseits die SPÖ an der Spitze behaupten, andererseits setzen die Grünen die Beruhigung der Gumpendorfer Straße und die Begrünung des Naschmarkt-Parkplatzes dagegen. In der Josefstadt lag die ÖVP 2015 nur 3,3 Prozentpunkte vor den Grünen. Ein rot-grünes Duell könnte sich am Alsergrund entwickeln. Amtsinhaberin Saya Ahmed (SPÖ) tritt erstmals bei der Wahl an und trifft dabei auf die erfahrene grüne Herausforderin Monika Kreutz.

In Simmering kämpft Paul Stadler um den einzigen Bezirksvorsitz der FPÖ in Wien. Das „Dilemma“ hier: Sowohl Stadler als auch sein Vize und Konkurrent Thomas Steinhart (SPÖ) lagen im Wahlkampf mit ihren Themen nicht allzu weit voneinander entfernt. Mit fast identen Wahlprogrammen versuchten sie, ihre Wähler zu überzeugen. Der Unterschied zwischen FPÖ und SPÖ betrug 2015 exakt 401 Stimmen. Im 15. Bezirk droht der SPÖ wohl keine Gefahr, interessant wird aber, ob und wie sich die Zustimmung des SPÖ-Bezirksvorstehers Gerhard Zatlokal zum Gürtelpool auswirkt.

Bim, Auto und Radfahrer in Währing
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Die Währinger Straße am Alsergrund

Knappes Rennen in Währing erwartet

Rund 200 Wählerstimmen macht der Unterschied zwischen Grünen und ÖVP in Währing aus. Bezirkschefin Silvia Nossek konnte 2015 den lange Zeit ÖVP-geführten Bezirk auf Grün drehen. Ob sie ihren kleinen Vorsprung auch gegen Kasia Greco von der ÖVP, immerhin Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Wien, behaupten kann, bleibt abzuwarten. Döbling erlebt die erste Bezirksvertreterwahl seit 40 Jahren ohne Adolf Tiller (ÖVP). Sein Nachfolger, Daniel Resch, muss einen knappen Vorsprung von 3,8 Prozent gegen die SPÖ verteidigen.

Floridsdorf ist Bürgermeister Michael Ludwigs Heimatbezirk und eine traditionelle Hochburg der SPÖ. Aber 2015 gelang es der FPÖ fast, den Bezirk zu erobern. Am Ende entfielen 38,7 Prozent auf die SPÖ und 37,2 Prozent auf die FPÖ. Eine Wiederholung des Duells scheint dieses Mal aber eher unwahrscheinlich.

19 Parteien in den Bezirken zur Wahl

15 der 23 Bezirke sind rot, vier werden von der ÖVP geführt, die Grünen stehen in drei an der Spitze, die FPÖ in einem. Insgesamt haben es 19 Parteien auf Stimmzettel für die Bezirksparlamente geschafft, allerdings nur sieben davon in der ganzen Stadt. Das sind die im Gemeinderat vertretenen sechs – SPÖ, FPÖ, Grüne, ÖVP, NEOS und Team HC – sowie das KPÖ-Bündnis Links. Die Bierpartei und Soziales Österreich der Zukunft (SÖZ) sind – anders als bei der Gemeinderatswahl – auf Bezirksvertretungsebene nicht in ganz Wien wählbar. Die Bierpartei hat die Kandidatur im 1. Bezirk nicht geschafft, SÖZ im 1., 4., 6. und 8. nicht.

In zehn Bezirken (2. bis 10. plus 21.) tritt VOLT an. Wir für Floridsdorf (WIFF) und Pro23 (PRO) verraten schon mit ihrem Namen, dass sie nur im 21. bzw. 23. Bezirk antreten. Sieben weitere kleine Listen kandidieren nicht für den Gemeinderat, sondern nur für einzelne Bezirksvertretungen: VOLK im 2. Bezirk, die Liste KURZ im 2., 3. und 16. Bezirk, WANDL im 7. Bezirk, Pro Hetzendorf im 12., WIR Hietzing im 13., die Partei der Arbeit im 16. und Mein WIEN im 21. Bezirk. Die größte Auswahl für ihre künftige Bezirksvertretung haben somit die Josefstädter und die Floridsdorfer: Dort stehen jeweils zwölf Parteien auf dem Stimmzettel.