Die zweite Corona-Teststraße in Wien auf der Donauinsel, konkret auf dem Parkplatz bei der Floridsdorfer Brücke.
APA/STADT WIEN/DAVID BOHMANN
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Chronik

1.231 CoV-Infekte: Hacker ruft zu Tests auf

In Wien hat es erstmals mehr als 1.000 CoV-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gegeben. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) rief Herbstferien-Urlauber zu Tests auf. Der Anstieg der Fälle zwingt Spitäler zu umfassenden Reaktionen.

491 Covid-19-Kranke werden derzeit in Wiener Spitälern behandelt, 107 davon auf der Intensivstation. In zwei Wochen stieg diese Zahl um 66 Prozent. Steigt diese Zahl so weiter, wären die 150 Intensivbetten bald belegt. Der Vorstand der Abteilung Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf, Arschang Valipour, rechnete im „Wien heute“-Studiogespräch auch damit, dass die Zahl der Intensivpatienten „vor allem in den nächsten Tagen und vielleicht noch in der nächsten Woche“ weiter ansteigt, aber: „Das hängt davon ab, wie die Maßnahmen, die schon etabliert wurden, greifen. Und da gibt es Tagesschwankungen, mit genauer Sicherheit ist das nicht zu sagen.“

Überhaupt müsse man sich den Infektionszahlen annähern, da gebe es kein fixes Datum: „Wenn der Bedarf steigt, müssen wir entsprechende Kapazitäten für Covid-19-Patienten schaffen, um auf der anderen Seite aber auch darauf zu achten, dass alle akuten Patienten, die nicht von Corona betroffen sind, gut versorgt werden.“ Dafür brauche es eine umfassende Planung, dafür müssten auch jetzt schon Operationen verschoben werden, die „derzeit nicht akut dringend erforderlich sind“. Das bedeute auch, dass OP-Personal falls nötig abgezogen und der Intensivbetreuung zugeteilt werde.

Gespräch mit Intensivmediziner Valipour

Intensivmediziner Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf, zu den aktuellen Corona-Zahlen und Spitalskapazitäten.

Zu Gerüchten über Triage in den Wiener Spitälern sagte Valipour, es sei Alltag zu schauen, wer könne ambulant versorgt werden, wer benötige ein Spitalsbett, wer brauche innerhalb des Krankenhauses ein Intensivbett, wo sei es notwendig, Grenzen bei der Therapie zu ziehen: „Da fließen verschiedenste Einflüsse mit ein. Das ist keine einfache Entscheidung, und es ist eigentlich unabhängig von Covid. Da geht es darum, welche Prognose erwarte ich mir für welche Patienten – das ist unser Alltag im Krankenhaus. Das versuchen wir nach bestem Wissen und Gewissen zu machen, innerhalb der Corona-Zeit, aber auch außerhalb davon.“

Hacker ruft Urlauber zu Tests auf

„Selbst wenn es nur ein Kurzurlaub in der Weinstraße war, macht es Sinn, sich testen zu lassen“, sagte Hacker am Donnerstag. Man habe schon im vergangenen August und September sehr gute Erfahrungen mit den Tests von Reiserückkehrern in der Teststraße beim Ernst-Happel-Stadion gemacht. Durch rasche Tests hätten Infektionen frühzeitig erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden können.

Es sei daher sinnvoll, wenn möglichst viele Menschen in einer der beiden Wiener Teststraßen „auf Nummer sicher“ gehen, so Hacker. Er richtete sich dabei an alle, die in den Herbstferien egal in welcher zeitlichen Dauer sich außerhalb Wiens aufgehalten haben.

Corona-Teststraße beim Ernst Happel Stadion in Wien
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CoV-Teststraße beim Ernst-Happel-Stadion im Prater

Lockdown betrifft Teststraßen nicht

Die beiden Teststraßen befinden sich auf der Donauinsel bzw. am Vorplatz des Ernst-Happel-Stations. Sie sind täglich von 6.00 bis 21.00 Uhr geöffnet, auch während des Lockdowns. Denn der Besuch einer Teststraße ist laut Hacker von der Ausgangsbeschränkung ab 20.00 Uhr nicht betroffen, da er zur Deckung der notwendigen Grundbedürfnisse zählt.

Die Teststraßen können von Menschen genutzt werden, die in Wien leben oder arbeiten. Die Teststraße beim Happel-Stadion kann von Personen ohne Covid-19-Symptome angefahren werden. Wer bereits leichte Symptome hat, der sollte besser die Teststraße auf der Donauinsel anfahren. In beiden Teststraßen kommen Gurgeltests zur Anwendung.

Neben den beiden Teststraßen wird in Wien noch eine dritte eingerichtet. Sie soll laut einem Sprecher des Gesundheitsstadtrats im Westen der Stadt angesiedelt werden. Derzeit würden mehrere Standorte, vor allem entlang der Achse des Wientals, geprüft, hieß es. Die dritte Teststraße soll bis Anfang Dezember in Betrieb gehen.

Die zweite Corona-Teststraße in Wien auf der Donauinsel, konkret auf dem Parkplatz bei der Floridsdorfer Brücke
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CoV-Teststraße auf der Donauinsel, am Parkplatz Floridsdorfer Brücke

1.231 CoV-Neuinfektionen binnen 24 Stunden

Laut dem medizinischen Krisenstab sind erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 1.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb von 24 Stunden verzeichnet worden. Zudem sind acht Menschen an den Folgen bzw. mit einer Coronavirusinfektion gestorben. Bei den Verstorbenen handelt sich um fünf Frauen zwischen 77 und 95 Jahren sowie um drei Männer, alle in ihren Achtzigern. Damit sind in Wien nun 368 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 zu beklagen. Insgesamt wurden in der Bundeshauptstadt seit Beginn der Pandemie 658.377 Tests durchgeführt.