Entschärfungsroboter
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Chronik

Anschlag: Roboter half bei Identifizierung

Die „Teodors“ haben Montagabend ganze Arbeit geleistet. Zwei ferngesteuerte Roboter des Entschärfungsdienstes des Innenministeriums haben unter Anleitung der Anti-Terroreinheit Cobra bei der raschen Identifizierung des Täters geholfen.

Weil der Attentäter augenscheinlich einen Sprengstoffgürtel trug, wurden die Roboter vorgeschickt, um ein Foto von dem toten Mann zu machen. So kamen die Ermittler schnell auf den Namen des Terroristen. Seit Juni 2013 ist der Entschärfungsdienst (ESD) des Innenministeriums beim Einsatzkommando Cobra in der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) angesiedelt.

Entschärfungsroboter
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Entschärfungsroboter der Polizei

„Teodor“ entfernte auch Sprengstoffattrappe

Die Cobra-Kräfte hatten die „Teodors“ mit an Bord, als sie Montagabend zu dem Einsatz „Schusswechsel in der Innenstadt“ gerufen wurden. Über Funk hörten sie, dass es sich um einen Amoklauf handeln könnte und ein Mann um sich schießen würde, berichtete Cobra-Einsatzleiter Hannes Gulnbrein. Rasch standen aus ganz Österreich 190 Cobra-Beamte inklusive Sprengstoffexperten im Einsatz. Wenige Minuten später war der Täter von Kollegen der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) ausgeschaltet.

Doch der Einsatz war noch lange nicht vorbei. Weder wussten die Sondereinheiten, ob es einen zweiten Täter geben könnte, noch ob von dem erschossenen Attentäter durch seinen Sprengstoffgürtel Gefahr ausgehen könnte. So kam „Teodor“ ins Spiel, der Roboter verfügt über eine Fernsteuerung, mit der er in die Gefahrenzone gefahren werden kann. Somit konnte ein Foto von dem Terroristen gemacht werden, das rasch an die Ermittler weitergeleitet wurde, berichtete Bernhard Treibenreif, Chef der Einheit EKO-Cobra/DSE.

Es wurden sogleich Dateien von möglichen Tätern durchgesehen und der 20-Jährige eindeutig auf einem Bild erkannt. „Das Foto ist extrem wichtig für die weiteren Maßnahmen“, sagte Treibenreif. Sobald die Roboter den Sprengstoffgürtel mit einer Schneidevorrichtung runtergeschnitten, weggezogen und geröntgt hatten, stand fest, dass es sich um eine Attrappe handelte, und die Beamten des Erkennungsdienstes konnten zu der Leiche, um Fingerabdrücke zu nehmen. „Wenn der Attentäter eine Sprengung durchführt, dann gibt es Schwerstverletzte und Tote“, sagte Treibenreif.

Fotostrecke mit 17 Bildern

Polizisteneinsatz Innenstadt
APA/Roland Schlager
Polizisteneinsatz Innenstadt
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Polizisteneinsatz Innenstadt
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Polizisteneinsatz Innenstadt
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Polizisteneinsatz Innenstadt
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Bewaffnete Polizei Wegabeamte
APA/Georg Hochmuth
Polizisten mit Waffen
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Polizisten richten Waffe in die Höhe
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Polizisten mit Waffen
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Polizisten mit Waffen
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Polizeiwagen
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Polizeiwagen
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Polizeiautos in der Innenstadt
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Bewaffnete Polizei Wegabeamte
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Polizeiautos in der Innenstadt
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Polizeiautos in der Innenstadt
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Polizist am Schwedenplatz
ORF

Erste Hausdurchsuchungen vier Stunden später

Vier Stunden nach Ausschalten des Täters, um Mitternacht, waren sich die Behörden über die Identität sicher. „Und die ersten Hausdurchsuchungsbefehle wurden ausgestellt“, sagte Treibenreif. Bisher führten die Cobra-Beamten 15 Festnahmen und 18 Hausdurchsuchungen durch.

Dass noch in der Nacht auf Dienstag die ersten Festnahmen stattgefunden haben, ist den Lehren aus dem Anschlag am Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 zu verdanken. Da haben die Ermittlungen zur Feststellung der Identität des Attentäters längere Zeit in Anspruch genommen. „Wir haben daraus gelernt und die ganze Polizeitaktik umgestellt“, so Treibenreif. Es wurden Millionenbeträge in neue Ausrüstungen investiert, wie etwa in die Anschaffung von drei neuen ferngesteuerten Entschärfungs-Robotern namens „Teodor“.

Dass die Einheiten am Montag so schnell agieren konnten, ist auch der Umstrukturierung der Organisation der Spezialkräfte zu verdanken. Nach den Anschlägen in Europa – wie etwa 2015 in Paris – wurde in den vergangenen Jahren ein regionales Verfügbarkeitssystem eingeführt, somit sind auf Österreich verteilt Cobra-Beamte einsatzbereit, erklärte Treibenreif. Andere Länder – wie etwa die Slowakei – würden sich die Strukturierung der österreichischen Anti-Terroreinheit zum Vorbild nehmen. Slowakische Kollegen kamen dafür extra nach Österreich.

Erst 2016 Terrorübung mit 300 Polizisten

Erst 2016 hat die österreichische Einheit ein Terror-Szenario, wie es nun in Wien stattgefunden hat, trainiert. 300 Polizisten der Cobra, des Entschärfungsdienstes, von der Wiener Polizei sowie Bedienstete der Stadt Wien, der Wiener Berufsrettung und anderer Rettungsdienste nahmen fast am Tag genau vor vier Jahren an der Übung „Herbstlaub“ teil.

Für die Polizei ist Montagabend dann der Ernstfall eingetreten. Auch wenn für die Cobra der Einsatz abgeschlossen ist, die Ermittlungen in dem blutigen Terrorfall in der belebten Wiener City sind das noch lange nicht.