Mann und Frau in einer Lehrwerkstatt
APA/ANDREAS PESSENLEHNER
APA/ANDREAS PESSENLEHNER
Wirtschaft

Frauen arbeiten ab heute „gratis“

Wienerinnen, die die gleiche Arbeit verrichten wie Wiener, bekommen dafür im Schnitt rund 14 Prozent weniger Geld. Auf diese auch im Jahr 2020 immer noch vorhandene Tatsache macht der Wiener Equal Pay Day heute aufmerksam.

Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Wien liegt derzeit bei 55.306 Euro. Demgegenüber verdienen Frauen in Wien im Schnitt 47.736 Euro brutto im Jahr – um 7.570 Euro weniger als Männer. Basis ist das durchschnittliche Jahres-Brutto-Einkommen bei Vollzeitbeschäftigung. Anders ausgedrückt arbeiten Frauen ab heute, Mittwoch, 11.11.2020, den Rest des Jahres gratis. Das sind 51 Tage.

Dass Männer bei gleicher Arbeit mehr verdienen als Frauen ist eine Ungerechtigkeit, die seit Jahrzehnten bekannt ist, auch wenn in Wien die Kluft nicht so groß ist wie in anderen Bundesländern. In Vorarlberg fiel der Equal Pay Day heuer bereits auf den 24. September, bei einem Verlust für die Frauen von 27 Prozent.

„Frauen verdienen mehr“

Gerade während der Coronakrise zeigte sich einmal mehr, dass vor allem Frauen die Gesellschaft am Laufen halten, zum Beispiel in Krankenhäusern, Supermärkten, in Kindergärten und Schulen. Auch die Doppelbelastung durch Home Office und Home Schooling traf und trifft Frauen mehr. Daher ist das Motto zum Equal Pay Day heuer: „Frauen sind Leistungsträgerinnen und halten das Land am Laufen. Sie verdienen mehr!“ – Mit dieser Kampagne setzen die Frauenbeauftragten der Städte gemeinsam mit Arbeiterkammer und ÖGB Frauen einen Schwerpunkt.

Ein gerechter Lohn zähle zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und eine faire Pension. Es müsse erreicht werden, dass Frauen von ihrem Einkommen leben können müssen, sagte Wiens Frauenstadträtin Katrin Gaal. Dass der Wiener Equal Pay Day fast zwei Wochen nach dem österreichischen Durchschnitt liegt, zeige, dass Politik durchaus Rahmenbedingungen schaffen kann, die Frauen fördert und die Hürden auf dem Weg zu echter Gleichstellung beseitigt, so Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl: „Es ist aber noch viel zu tun, und es muss schneller gehen.“

Gerade Frauen, die unser System am Laufen halten und sich Tag für Tag einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen, müssten von ihrem Einkommen auch gut leben können. "Ihre wichtige Arbeit ist zu niedrig bewertet. Wir fordern daher neben gerechter Bezahlung und fairen Arbeitsbedingungen nach wie vor den Corona-Tausender als Bonus für unsere Heldinnen und Helden“, so ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann.

Fakten und Beratungsangebote

Diverse Beratungsangebote der Stadt und Online Workshops sollen Frauen darin bestärken, bei Gehaltsverhandlungen selbstbewusster aufzutreten. Die Broschüre „Der beharrliche Unterschied – noch immer verdienen Frauen weniger!“ informiert anhand zahlreicher Fakten über geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede. Statistische Daten von Erwerbsquote über Einkommen bis hin zu unbezahlter und „systemrelevanter“ Arbeit verdeutlichen, dass die Arbeit von Frauen noch immer niedriger entlohnt wird.

Hier finden sich wichtige Fakten zum Einkommen von Frauen und unterstützende Beratungsangebote. Im Folder „Mein Gehalt – was steht mir zu?“ findet sich ein Einblick in Strukturen der Ungleichheit in Bezug auf Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, stärkende Hintergrundinformationen zu Ansprüchen und Rechten in Bezug auf Gehalt sowie hilfreiche Informationen und Tipps.