Figuren im Innenraum des Geschäfts Cecconi Fine Arts & Crafts
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WIRTSCHAFT

Wiener Handel für Nachbesserungen

Laut Prognosen gehen die Umsätze im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurück. Die Unterstützung der Bundesregierung kommt zwar an, Händler fordern aber Nachbesserung.

Andrea Cecconi verkauft in seinem Geschäft „Cecconi Fine Arts & Crafts“ in der Innenstadt in der Zeit vor Weihnachten gewöhnlich viele Krippenfiguren. Heuer beträgt der Umsatzausfall 70 Prozent, es fehlen die Touristen und der Stand am Weihnachtsmarkt. „Das Problem beim Umsatzersatz ist, dass jetzt einfach 20 Tage vom November hergenommen werden und nicht die Zeit vom 17. November bis zum 6. Dezember, was in meinem persönlichen Fall zum Beispiel einen Unterschied von 35 Prozent ausmacht“, so Cecconi gegenüber „Wien heute“.

Wiener Handel kritisiert Corona-Handhabung

Hilfen, die nicht oder zu spät ankommen, unfaire Wettbewerbsbedingungen: Der Wiener Handel ist mit den aktuellen Corona Beschränkungen nicht einverstanden.

Das Hilfspaket der Regierung umfasst Kurzarbeitsgeld, Fixkostenzuschuss, und Umsatzersatz. „Alle Möglichkeiten die man ausschöpfen kann, sind perfekt“, so Robert Schönwetter, Inhaber des Sportartikel-Geschäfts „Hang Loose“, „die 40 Prozent müssten halt aufgeteilt werden. Weil jeder Sportartikelhändler ist auch Modehändler.“

Susanne Sühs, Geschäftsführerin der „Spielzeugschachtel“ glaubt nicht mehr, dass sich das Weihnachtsgeschäft heuer noch retten lässt und kritisiert, dass der größte Spielwarenhändler Österreichs auch im Lockdown geöffnet hat. Unterstützung kommt von den Betrieben für den Vorschlag, dass man während des Lockdowns Waren abholen kann – so wie es in der Gastronomie möglich ist.

Rückgang um 17 Prozent prognostiziert

Einer Prognose des Standortberaters RegioPlan zufolge werden die rund ums Weihnachtsfest gesondert getätigten Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent von 2,1 auf 1,75 Mrd. Euro zurückgehen. Einzige Gewinner im Handel sind der Online- und der Lebensmittelhandel. Stark zunehmen dürfte auch das Verschenken von nicht handelsrelevanten Gutscheinen sowie Geld.

Ein wichtiger Teil der umsatzrelevanten Zeit vor Weihnachten ist laut den Expertenangaben bereits versäumt. Denn die meisten Bereiche, für die Weihnachten einen Großteil der Umsätze bringt, müssen geschlossen halten. „Das trifft vor allem Branchen, die Waren anbieten, die man vorwiegend nicht ‚braucht‘, sondern ‚will‘ – also Mode, Elektronik, Spiele, Schmuck und Ähnliches.“ Eine heuer fehlende Weihnachtsatmosphäre sei gerade hier oft der Impuls zum Kauf.

Der Onlinehandel wird heuer coronagetrieben nach Weihnachtsumsatz so nahe an den klassischen stationären Handel herankommen, wie noch nie. Während der typische Handel um 28 Prozent einbrechen und einen Umsatz von 840 Mio. Euro erzielen dürfte, sollen die Ausgaben im Onlinehandel um 47 Prozent in die Höhe schnellen und 560 Mio. Euro erreichen. Der Anteil am Gesamtumsatzkuchen im Weihnachtsgeschäft des klassischen stationären Handels bricht den Berechnungen zufolge somit auf unter die Hälfte – auf nur mehr 48 Prozent – ein. Der Onlinehandel erreicht hingegen fast ein Drittel (32 Prozent).

Handelsverband: Weihnachtsgeld oft nicht überwiesen

20 Prozent der Betriebe können die Weihnachtsgelder nicht mehr zeitgerecht überweisen, das ergab eine Umfrage des Handelsverbands unter rund 200 Händlern in Österreich. 25 Prozent können demnach eingehende Rechnungen nicht mehr vollständig bedienen, 50 Prozent verzichten auf Unternehmerlohn.

„Jeder weitere Tag, an dem die Branche im Weihnachtsgeschäft geschlossen bleibt, verstärkt das Händlersterben“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will am Dienstag in einer Aussendung. Viele Händler hätten das Weihnachtsgeschäft in Verbindung mit den November-Aktionstagen wie Black Friday und Cyber Monday als Rettungsanker gesehen. Der zweite Lockdown und die Schließung des Non-Food Handels sorgten nun jedoch für Umsatzrückgänge von durchschnittlich 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Popper: Abstand und Hygiene nach Lockdwon

Für die Zeit nach dem Lockdown ist für den Simulationsexperten Niki Popper nicht nur für den Handel „wichtig, wie sperrt man Dinge auf und nicht nur was – das heißt, dass man schlaue Lösungen hat, dass dort viel Platz ist, dass Hygiene eingehalten wird. Ich weiß das nervt die Menschen schon, es ist aber auch wirklich die Lösung: Wie sperre ich Dinge wo auf und dann schon viele Erkrankte immun sind“.

Simulationsexperte Niki Popper zur Pandemie-Entwicklung

In dieser Woche beginnen die Massentests in Österreich, am Dienstag startet die kleine Salzburger Gemeinde Annaberg, wo die Infektionszahlen in letzter Zeit stark gestiegen sind. Aber wie sinnvoll sind die Tests – und helfen sie, den Lockdown ab 7. Dezember zu lockern? Der Simulationsexperte der TU Wien, Niki Popper, ist dazu live im Studio.

Die Wirkung des Lockdowns werde bis 14. Dezember weiter spürbar sein, so Popper in der ZIB2: „Ein zentraler Aspekt wird, wie wir Mitte Jänner dastehen. Dann sind auch die Effekte der Weihnachtsferien zu sehen. Für mich ist der 15. Jänner ein zentraler Punkt, wenn wir da gut dastehen, schaut es ganz gut aus. Dann müssen wir es bis Ende März schaffen, weil – wie die Mediziner sagen – das Coronavirus im Sommer viel weniger Druck macht.“