CORONA – ZWEI DRITTEL WOLLEN WEIHNACHTEN FEIERN WIE IMMER
APA/HARALD SCHNEIDER
APA/HARALD SCHNEIDER
Wissenschaft

CoV: Infektiologe für leise Weihnachten

Die Coronavirus-Pandemie ist eine „Naturkatastrophe“, auf die die Menschen entsprechend reagieren müssen. Das sagt der Chef-Infektiologe des AKH Wien, Heinz Burgmann, in „Wien heute“. Das Um und Auf sei die Reduktion sozialer Kontakte.

Unzählige Aufrufe und Appelle waren und sind in der Coronavirus-Pandemie zu hören. Auf Empfehlungen, wann und wo Masken zu tragen seien, folgen Einschränkungen, wie oft und wie man einander begegnen kann. Viele Menschen kennen sich nicht mehr aus oder wissen nicht mehr, wem sie was glauben können. Viren wie SARS-CoV-2 gehören zum beruflichen Alltag von Heinz Burgmann am Wiener AKH. Er beschäftigt sich aus biologischer und nmedizinischer Sicht mit viralen Infektionen. Im Gespräch mit „Wien heute“-Moderator Patrick Budgen hat er klar Position zur Pandemie bezogen.

Heinz Burgmann, Infektiologe
ORF
Infektiologe Heinz Burgmann

Weihnachten in der Pandemie

Burgmann bezeichnete die Coronavirus-Pandemie als eine „Naturkatastrophe, und wir müssen unser Verhalten entsprechen anpassen“. Das Virus sei von Mensch zu Mensch übertragbar. Man könne dem Gegenüber nicht ansehen, ob es infiziert ist oder nicht. Daher ist es das wichtigste, „zur Weihnachtszeit möglichst wenig soziale Kontakte zu haben“. Wenn man sich mit anderen Menschen treffe, dann sollten es möglichst immer die gleichen Leute sein.

Das gelte auch für Silvester, man solle nicht versuchen, möglichst vielen Menschen persönlich ein gutes neues Jahr zu wünschen: „Ich glaube, das ist extrem wichtig, weil sonst sind wir im Jänner mit einem ziemlichen Wachstum konfrontiert, das wir dann auch wieder einbremsen müssen.“

Weihnachtsbesuche in den Bundesländern sieht Burgmann kritisch. Mobilität lasse Infektionen aufflammen. Er fände es heuer „wirklich angebracht“, ruhige Weihnachten in der eigenen Familie, mit möglichst wenigen sozialen Kontakten, und wenn dann immer mit den gleichen Leuten, zu feiern. „Ich weiß, das ist eine große Einschränkung, aber das ist eine Pandemie. Treffen in der Familie mit verschiedenen Leuten, das kann zur Übertragung führen“, so Burgmann.

Masken in der Schule pro und contra

Zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gibt es laut Burgmann unterschiedliche Erkenntnisse. Manche sagen, Masken hätten keine wesentliche Rolle, andere sagen schon. Burgmann bezeichnete es als eine Gratwanderung, das zu beurteilen. Der Großteil der Übertragungen finde innerhalb der Familie statt. „Wir wissen nur oft nicht, wie das Virus in die Familie reinkommt.“ Bei Schulen sei das eine Abwägungssache. Jedenfalls hielt Burgmann Unterricht bei entsprechenden Maßnahmen für „sehr wohl durchführbar“.

Seine Meinung zu einer Maskenpflicht für Schüler sei geteilt. Wer eine Maske trage, reduziere das Risiko einer Infektion deutlich. Andererseits störe eine Maske beim konzentrierten Arbeiten schon sehr, meinte Burgmann. Die Frage nach einer Maskenpflicht für Schüler, Burgmann bezog sich da auf Pflichtschüler, nicht auf die Oberstufe, sei für ihn nicht eindeutig zu beantworten: „Von infektiologischer Seite her ja.“ Masken würden eben die Infektionsgefahr reduzieren. „Auf der anderen Seite, von der lerntechnischen, pädagogischen Seite her, weiß ich nicht, ob es nicht doch besser wäre, während des Unterrichts keine Masken zu tragen.“

Harter Lockdown besser als leichte Einschränkung

Ob ein dritter Lockdown Sinn mache oder nötig werde, hänge einfach von den Infektionszahlen ab. Ein harter Lockdown, also die Zahl der Infizierten damit unter 1.000 täglich zu reduzieren und danach das Leben über längere Zeit wieder freizugeben, mache mehr Sinn, als immer nur mit leichten Einschränkungen zu hantieren, bei denen sich die Infektionszahlen immer weiter erhöhen.

„Es geht ganz einfach um die Reduktion der sozialen Kontakte“, so Burgmann. Beurteilt werden müsse immer die gesamte Situation, etwa wie ausgelastet sind die Intensivstationen, funktioniert die Kontaktnachverfolgung. Eine Infektionszahl von unter 1.000 sei eine sehr gute Zahl. Je kleiner diese Zahl werde, desto leichter lasse sich die Pandemie für eine gewisse Zeit auch kontrollieren.