Anfang des neuen Jahres ging es noch eher ruhig im Tiergarten Schönbrunn zu: Der Zoo suchte nach einem Namen für das zehn Wochen alte Eisbären-Mädchen. Insgesamt 20.964 Namensvorschläge sind für den Nachwuchs eingelangt. Das Tierpfleger-Team entschied sich letztendlich für den Namen Finja.
Baby-Boom im Lockdown
Mit Beginn des Lockdowns startete jedoch ein regelrechter Baby-Boom. Für den ersten Nachwuchs sorgten die Kattas. Die Tiere sind ausschließlich auf der Insel Madagaskar beheimatet und stehen als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN). Wenige Tage später schlüpften bei den Rosa Flamingos mehr als zwölf graue Küken. Das prächtige Gefieder lässt allerdings noch auf sich warten: Erst im Alter von drei Jahren machen Rosa Flamingos ihrem Namen alle Ehre.
Neben den Flamingos kamen etliche weitere Jungtiere im April auf die Welt. Dazu zählten zehn Felsenpinguine, sechs Schwarzschwanz-Präriehunde, ein Zwergseidenaffe und ein Faultier. Für Aufsehen sorgte vor allem eine Nachricht: der erste Koala-Nachwuchs im Tiergarten. „Koalas werden nur selten in Zoos gehalten. Ein Zuchterfolg ist eine kleine Sensation“, erklärte Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck. Auch über die beiden Jungtiere bei den Rentieren Anfang Mai zeigte sich der Tiergartendirektor erfreut, da der letzte Nachwuchs bereits fünf Jahre zurückliegt.
Nachwuchs bei gefährdeten Tierarten
Kurze Zeit später folgte bereits der nächste Nachwuchs: Am 27. Mai kam ein Luchs im Tiergarten zur Welt. Während das Jungtier im Tiergarten behütet aufwächst, steht der Luchs in Österreich vor der Ausrottung. Derzeit leben maximal 39 Tiere in den österreichischen Wäldern und bringen kaum Nachwuchs hervor. Ein ähnliches Schicksal erleiden auch die Geparde. Aus diesem Grund war die Freude über die vier Jungtiere Sibaya, Malkia, Tuli und Paka umso größer.
Wesentlich weniger gefährdet sind die Weißrüssel-Nasenbären, bei denen Anfang Juni Zwillinge auf die Welt kamen. Neben einem männlichen Jungtier bei den Mähnenrobben und einem Küken bei den Königspinguinen vergrößerte sich auch die Gruppe der Erdmännchen um ein Trio.
Tierarten vor dem Aussterben retten
Zu den Neuzugängen im heurigen Jahr zählen der 35-jährige Elefantenbulle Tembo und die beiden Orang-Utan-Weibchen Surya und Sari. Die bestehende Gruppe aus drei Orang-Utans bekam somit ausreichend Zuwachs. Mit den Neuankömmlingen wächst auch die Hoffnung auf den langersehnten Orang-Utan-Nachwuchs. Damit wollen der Tiergarten Schönbrunn und das Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) einem Aussterben der stark gefährdeten Tierart entgegenwirken.
Auch bei der Leitung gab es einen Neuzugang: Die ehemalige Tiergarten-Direktorin Dagmar Schratter ging nach 13 Jahren in Pension und wurde Anfang Jänner von Stephan Hering-Hagenbeck abgelöst. Der Biologe war zuvor jahrelanger Geschäftsführer und zoologischer Direktor des Tierparks Hagenbeck in Hamburg.
Millionenbudget für Umbau
Bereits Mitte März musste der neue Tiergarten-Direktor den Zoo aufgrund der Coronavirus-Pandemie schließen. Während des ersten Lockdowns durften für zwei Monate keine Besucherinnen und Besucher empfangen werden. Die Wiedereröffnung erfolgte am 15. Mai und ein Besuch war unter Sicherheitsmaßnahmen möglich. Über den Sommer hinweg stand der Tiergarten Schönbrunn als Ausflugsziel zur Verfügung, bevor er Anfang November erneut geschlossen werden musste.
Neben den Schließungen gab es jedoch auch positive Neuigkeiten für den Tiergarten Schönbrunn. Anfang Oktober wurde dem Zoo ein Budget von 23,5 Millionen Euro zugesprochen. Mit dem Geld soll vor allem das Elefantengehege vergrößert und modernisiert werden. Dabei handelt es sich um den ersten Ausbau seit elf Jahren.