Bildungsexpertin Heidi Schrodt
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Bildung

CoV: „Viele Schüler mit zu wenig Qualifikation“

Bis zu ein Viertel der Schulabgänger könnte durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen nur unzureichende Qualifikationen erlangt haben. Das befürchtet die Wiener Bildungsexpertin Heidi Schrodt.

Schrodt, selbst jahrelang AHS-Lehrerin und -Direktorin sowie Buchautorin, sagte im „Wien heute“-Interview, „es werden sicher viele Defizite haben, weil sie jetzt schon das zweite Schuljahr keinen geregelten Unterricht haben“. Wenn man die Bildungsstandardtests der letzten Jahre als Grundlage heranziehe, müsse man davon ausgehen, „dass es bis zu einem Viertel der Schulabgänger am Ende der Schulpflicht nicht schaffen werden, die nötigen Qualifikationen zu erhalten“.

Ungenügende Vorbereitung auf den Herbst

Das große Versäumnis sei im vergangenen Sommer passiert, so Schrodt weiter. Da habe es die Regierung verabsäumt, die Schulen auf den Herbst vorzubereiten. Es hätte regelmäßige Tests für Schüler und Lehrer geben sollen, Lüftungsanlagen für Schulen bereitgestellt, Masken vorbereitet und Schichtunterricht angeboten werden müssen. Schrodt plädierte dafür, jeden regelmäßig zu testen, der sich in einer Schule bewege. Lehrerinnen und Lehrer sollten zudem bei den Impfungen auch vorrangig behandelt werden.

Schule als Ort der Präsenz

Schrodt erwartet nicht, dass es heuer eine Matura wie sonst auch geben wird. Die Schülerinnen und Schüler hätten bereits in der siebten Klasse viel versäumt. Man dürfe auch das Niveau nicht zu stark absenken, damit keine Wissenslücken bei den Studien entstehen. Ihr Vorschlag wäre es hier, das nächste Wintersemester zu öffnen, einfach um Maturanten spätere Maturatermine anbieten zu können.

Prinzipiell werde man sich an einen Unterricht in der Form wie in der Pandemie gewöhnen müssen, zumindest in „einem bestimmten Ausmaß“. Allerdings werde die Schule auch in der Zukunft ein Ort des Lernens mit anderen, ein Ort der Begegnung, ein Ort der Sozialkontakte sein, war sich Schrodt sicher.