Polizeiauto vor Tatort
APA / Hans Punz
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Chronik

Fünf Einweisungen verwehrt: Von Polizei getötet

Schock und Trauer herrschen in Hietzing nach dem Tod einer 67-jährigen Frau. Die psychisch kranke Frau war von Polizisten erschossen worden. Ihr Betreuer fragt nun, warum die Frau nicht entsprechend behandelt worden ist.

Er habe fünf Mal gefordert, dass die Frau in eine Klinik eingewiesen werde, sagte der Psychotherapeut Roland Böhm, der die Frau als Sozialarbeiter betreute: „Also ich selber habe die Dame einmal aggressiv erlebt, im Zuge eines von mehreren Polizeieinsätzen, wo ich eine Akuteinweisung in eine psychiatrische Abteilung verlangt habe, eben um die Dame einer adäquaten Behandlung zuzuführen. Das wurde aber mit Verweis auf die aktuelle rechtliche Lage abgelehnt.“

Frau bei Polizeieinsatz erschossen: Viele Fragen offen

Warum wurde die psychisch kranke Frau nicht adäquat behandelt? Das fragt jetzt ein Sozialarbeiter, der eine 67-Jährige in Hietzing monatelang betreut hat. Die Frau ist am Dienstag bei einem Polizeieinsatz im Stiegenhaus vor ihrer Wohnung getötet worden.

Die Pensionistin litt laut Böhm an einer schweren, psychiatrischen Grunderkrankung. Manchmal habe sie geschrien und war aggressiv, ärztliche Hilfe habe sie aber abgelehnt. Zu einer Zwangseinweisung sei es nicht gekommen. Für den Amtsarzt sei keine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorgelegen, so Böhm: „Und wenn dann eben diese Unterbringungskriterien, wie es so schön heißt, nicht vorliegen, dann kann auch die Behörde oder die Polizei nicht einschreiten, und dann kann man diese Person auch nicht gegen ihren Willen in ein Krankenhaus bringen.“

Polizeiinterne Untersuchung

Die 67-jährige Frau hatte am vergangenen Dienstag eine Heimhelferin bedroht. Dann ging sie mit einem Messer auf zu Hilfe gerufene Polizisten los. Ein Wega-Beamter griff zu einem Elektroschockgerät, sein Kollege zog die Dienstpistole und erschoss die Frau. Jetzt untersucht das Landeskriminalamt Steiermark den tödlichen Polizeieinsatz der Wiener Kollegen. Der Bericht geht an die Staatsanwaltschaft. Der Sozialarbeiter Roland Böhm hofft, dass die Behörden nach dem tragische Tod seiner Klientin auch die gesetzten Maßnahmen hinterfragen.