Heinrich Himmer im Wien heute Interview mit Peter Unger
ORF
ORF
BILDUNG

Himmer: Neue Wege bei Elternsprechtagen

Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) will für Elternsprechtage digitale Alternativen überlegen. Im „Wien heute“-Interview hofft er auf hohe Beteiligung bei Coronavirus-Tests und eine hohe Impfrate.

Der neue Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) will Elternsprechtage verpflichtend machen, Himmer will noch zusätzliche Möglichkeiten schaffen: „Eine stärkere Verpflichtung, dass sich Eltern mehr beteiligen an der schulischen Erziehung, das ist selbstverständlich, da muss man über mehr Maßnahmen nachdenken. Durch die Digitalisierung bieten sich aber auch mehr Chancen auf neue Formate, die vielleicht für Eltern attraktiver sind.“

Als Bildungsdirektor ist Heinrich Himmer vor kurzem bis zum Jahr 2025 verlängert worden. Das Regierungsprogramm habe im Bildungsbereich viel aufgenommen, „das schon bisher passiert ist“, eben auch die stärkere Einbindung von Eltern.

Bildungsdirektor Heinrich Himmer im „Wien heute“-Interview

Sicherheit nur durch viele Tests

Die Schulen sollen „so bald wie möglich“ wieder öffnen, so Himmer. Für die von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angekündigten Selbsttests für Schülerinnen und Schüler gab Himmer keine Prognose zur möglichen Teilnehmerzahl in Wien an: „Sicherheit ist im Moment nur durch häufiges Testen gewährleistet werden. Wenn wir das haben, gibt es auch eine größere psychologische Gewissheit für die Zusammenarbeit auf engstem Raum.“ Für Lehrer gibt es keine Verpflichtung zu Tests, Erhebungen dazu werden von der Bildungsdirektion nicht vorgenommen. „Die Tests geben Sicherheit, insofern sind sie natürlich zu empfehlen“, so Himmer.

Ein höherer Schutz sei dann durch die Impfung gewährleistet. Himmer rechnet mit einer hohen Impfrate bei den Lehrerinnen und Lehrern, „zu ihrem eigenen Schutz, aber auch aus Verantwortung für die Gesellschaft“.

Mehr Infektionen an Schulen

Himmer reagierte auch auf Kritik, die der Autor und frühere Schuldirektor Niki Glattauer vorgebracht hatte. „Es ist mit Schwindel umgegangen worden, Schulen sind immer Orte der Ansteckung gewesen“, hatte Glattauer am Samstag in „Wien heute“ gesagt.

„Die Hauptlast trifft die Personen vor Ort in der Schule“, so Himmer am Montag, „man muss ihnen ein Gerüst geben, das so weit wie möglich Sicherheit bietet. Auf der anderen Seite aber auch Sicherheit für die jungen Menschen und den Familien, denn wir alle gehen davon aus, dass wir wieder in ein normales Leben zurückkehren.“

Im September sei die Rate an Infektionen in den Schulen weitaus geringer als in der übrigen Gesellschaft gewesen: „Das hat sich geändert, das kann an Mutationen liegen.“ Jetzt liege die Zahl der Virus-Infektionen in den Schulen etwa gleich hoch wie in der übrigen Gesellschaft. „Wir sehen aber noch immer, dass jüngere Menschen erfreulicherweise weniger Symptome zeigen. Wir müssen daher den Pädagogen Danke sagen, aber auch Sicherheit geben, dass ein Unterricht unter normalen Umständen möglich wird“, sagte Himmer.

Klassenzimmer in Hotels

Seit Dezember sind in Wien auch Ausweichquartiere für Schulen angeboten worden. Allerdings waren die „fliegenden Klassenzimmer“ nicht für alle Schulen möglich, so Himmer: „Wir haben insgesamt rund 700 Schulstandorte in Wien, natürlich konnten wir nicht in der Nähe jeder Schule anbieten. Aber wir hatten immerhin knapp 1.000 Buchungen in Hotels oder Volkshochschulen. Selbstverständlich bringt es aber nichts, ein höheres Risiko einzugehen, wenn man quer durch die Stadt fährt.“

Lockdown setzt Schülern stark zu

Ob die Schulen am 18. Jänner wieder geöffnet werden, steht noch nicht fest. Bildungspsychologin Christiane Spiel ist dafür. Sie erhob in einer Studie, wie es den Schülerinnen und Schülern im Lockdown ergeht, mit „alarmierenden Ergebnissen“.

Belastung für ältere Schüler

Der andauernde Fernunterricht setzt den Schülerinnen und Schülern zu, das hat eine Befragung unter 13.000 Jugendlichen gezeigt. Je älter die Befragten sind desto schlechter wurde die eigene Situation bewertet. Die wichtigsten Gründe für den Verlust an Lernfreude waren in der Oberstufe der gestiegene Leistungsdruck, die Belastung durch täglich mehr als acht Stunden vor dem Computer und die Ungewissheit, wann die Schule wieder startet.

„Mir wird von befreundeten Lehrern, Eltern und Schülern berichtet, dass Jugendliche Ängste und Sorgen entwickeln und wütend sind. Im schlimmsten Fall können sich daraus Schlafstörungen, Angststörungen, Depressionen oder andere psychische Probleme entwickeln“, sagte die Psychiaterin Monika Paulis in „Wien heute“. Auch Lehrer stehen laut Paulis unter Druck, „weil sie glauben, alle Anforderungen erfüllen zu müssen“.

Die Studie zeigt aber auch, dass „distance learning" die Selbstorganisation“ stärkt – quasi notgedrungen. „Home Schoolig“ erhöht die Fähigkeit, das Lernen zu strukturieren. Destabilisierend wirkt auf die Kinder und Jugendlichen laut Studie das große Fragezeichen: Wann die Schulen wieder öffnen.