Burgtheater in Zeiten der Coronavirus-Pandemie
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Theater rechnen nicht mit baldigem Start

Die Direktoren der großen Wiener Theater rechnen nicht mit einem baldigen Neustart nach dem Lockdown. Die Meinung dürfte sich nach einer Videokonferenz mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer verfestigt haben.

„Die Regierung sieht die jüngste Entwicklung rund um die britische Virusmutation dramatisch“, so einer der Teilnehmer zur APA. Vor allem die jüngsten Aussagen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hätten auch in Kulturkreisen für Ernüchterung gesorgt, hieß es. Wenn in Deutschland über eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern diskutiert werde, sei es wohl müßig, in Österreich über das Aufsperren von Kulturbetrieben zu reden.

Schließung bis März

„Wer mit einem Aufsperren am 24. Jänner rechnet, geht an der Realität vorbei. Auch wer jetzt überhaupt an einem Spielplan arbeitet, macht etwas falsch. Jetzt können wir leider nur abwarten“, sagte der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger. Föttinger konstatierte eine gewisse „Schockstarre“ angesichts des Auftretens der neuen, deutlich ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7, die klarmache: „Es wird eine neue Strategie geben müssen.“

Herbert Föttinger, Direktor Theater in der Josefstadt
APA/Hans Punz
Josefstadt-Direktor Föttinger verschließt sich jetzt nicht mehr gegen Testnachweise

Klar sei nun auch, dass die Impfung wohl nicht so bald der versprochene „Game-Changer“ sein werde: „Das Testen wird nicht aufhören.“ Auch Konzerthaus-Chef Matthias Naske empfindet Tests derzeit als „Gebot der Vernunft“, wie er gegenüber der „Wiener Zeitung“ sagte. Rabenhof-Chef Thomas Gratzer dagegen findet, es könne „nicht sein, dass wir Kulturinstitutionen den Job der Gesundheitsbehörde übernehmen müssen. (…) Lieber, als über solche Szenarien, wäre mir, über eine generelle Schließung der Theater bis März nachzudenken“, so Gratzer zum „Standard“.

Föttinger verschließt sich Tests nicht

Seine Kollegen von den großen Häusern und in den Bundestheatern stellen sich allerdings darauf ein, dass auch bei einem Wiederaufsperren im Frühjahr gültige CoV-Tests Bedingung für einen Besuch sein werden. Voraussetzung dafür sei jedoch, klare und auch praktikable Richtlinien für Durchführung und Anerkennung solcher Tests auszuarbeiten und zu kommunizieren.

Dem will sich auch Föttinger, der zunächst verlauten ließ, sein Publikum „nicht selektieren“ zu wollen („Ich bin nicht der Blockwart der Bundesregierung“), nicht verschließen: „Wir müssen noch sicherer werden. Wir müssen zu Recht sagen können: Das Theater ist der sicherste Ort der Welt. Theater muss eine Vorbildwirkung übernehmen – auch für die Gastronomie.“

„Hin und Her“ führt zu Verunsicherung

Denn eines gehe gar nicht, sind sich die Chefs der Kulturinstitutionen einig: Dass man in der Gastronomie freien Zugang habe, während man für den Besuch von Aufführungen und Veranstaltungen Tests vorlegen müsse. Föttinger: „Eine Ungleichbehandlung wäre eine Katastrophe. Ich glaube aber, dass die Politik das nicht zulassen wird.“

Einen konkreten Zeithorizont gibt es derzeit nicht – weder für die Kommunikation einer Entscheidung der Bundesregierung noch für ein Ende des Kultur-Lockdowns. „Die Schwierigkeit der aktuellen Situation liegt für uns im Hin und Her der politischen Entscheidungen“, sagte Burgtheater-Direktor Martin Kusej zur „Wiener Zeitung“. „Solange die Entscheidungen so wenig belastbar und die Rahmenbedingungen für den Theaterbesuch für unser Publikum so unklar sind, entsteht neben den Kosten nur weiter Verunsicherung.“ Im Burgtheater hatte man zuletzt die Wiederaufnahme des Betriebs für den 29. Jänner geplant.