Spritzen für die Impfung gegen das Corona-Virus
APA/dpa/Bernd Wüstneck
APA/dpa/Bernd Wüstneck
CHRONIK

Warteliste und Kontrollen gegen „Impfdrängler“

Auch in Wien gibt es mittlerweile mehrere Fälle, bei denen in Heimen Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden sind, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. Die Stadt will nun unter anderem mit eigenen Wartelisten gegensteuern und kündigt Kontrollen an.

Im städtischen Pflegeheim Baumgarten blieben vorige Woche von 691 bestellten Impfdosen beispielsweise 103 übrig. Zwei Stunden hatte man Zeit, um diese zu verimpfen. Die Leitung des Heims entschloss sich, neben älteren Besuchern auch 14 Angehörige von Pflegekräften zu impfen – darunter ist auch der 38-jährige Sohn der Direktorin des Heims.

„In der jetzigen Einschätzung war es nicht richtig“, erklärt dazu am Mittwoch der Direktor der städtischen Pflegeheime Johannes Nadlinger im Interview mit „Wien heute“. In der Situation sei es aber so entschieden worden. „Und dafür übernehmen wir auch die Verantwortung.“

Pflegeheime wollen enger zusammenarbeiten

Vorgesehen wäre derzeit, dass mit überschüssigem Impfstoff zuerst Personen geimpft werden, die in den Heimen als Dienstleister arbeiten, erklärt Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt. „Das können Friseure sein und andere Personen, die öfter im Haus tätig sind – oder eben auch Angehörige von Patientinnen zum Beispiel.“

In Zukunft soll die Verabreichung von bei Coronavirus-Impfaktionen übrig geblieben Dosen jedenfalls genau geregelt sein. Dazu wird derzeit eine Warteliste erstellt, auf die sich Impfwillige über die Online-Vormerkplattform eintragen können. Die Angemeldeten werden dabei priorisiert – etwa nach Alter oder Vorerkrankungen – und dann gemäß der Reihung gegebenenfalls spontan kontaktiert. Die Pflegeheime wollen künftig bei überschüssigen Impfdosen außerdem enger zusammenarbeiten.

Sohn von Pflegeheimleiterin angeblich geimpft

In einem Wiener Pflegeheim sollen nicht nur Bewohner und das Personal, sondern auch der Sohn der Pflegedirektorin geimpft worden sein. Das berichtete die „Kronen Zeitung“ am Mittwoch. Die Stadt will Vorreihungen durch eine Warteliste unterbinden.

Vormerkung zur Impfung:
– Telefonisch: 1450
– Online: Impfservice Wien

Fall soll geprüft werden

Außerdem wurden seitens der Stadt Kontrollen über die Einhaltung der Vorgaben angekündigt. Sollten Verstößen entdeckt werden, drohen Konsequenzen. Impfteams, bei denen es zu Verfehlungen gekommen ist, werden nicht mehr eingesetzt, wurde angedroht.

Der Umgang mit den überschüssigen Impfdosen im Pflegeheim Baumgarten soll laut einem Bericht der „Kronen Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) auch vom Wiener Gesundheitsverbund überprüft werden. In der „Krone“ war zunächst von einem 20-jährigen Sohn der Direktorin die Rede, der geimpft worden wäre. Laut „Krone“ habe es Stunden später auch geheißen, dass der Mann eine Krebserkrankung hinter sich habe und daher vorgereiht worden sei.

Ähnlicher Vorfall in Floridsdorf

Erst am Dienstag wurde eine ähnliche Geschichte rund um ein privates Seniorenheim in Wien-Floridsdorf bekannt. In der „Wie daham…“-Einrichtung Töllergarten blieben 13 Impfdosen übrig. Die Leitung entschloss sich, sechs betagte Nonnen und einen Priester des benachbarten Klosters mitzuimpfen. Die übrigen sechs Impfdosen hätten dann ein Zivildiener und zwei Praktikanten bekommen, die sich umentschieden hätten, schildert „Wie daham..“-Wien-Geschäftsführer Rainer Weber, der im Führungsteam des Heimträgers tätig ist. „Und dann waren es noch drei Ehepartner“, so Weber am Mittwoch gegenüber „Wien heute“.

Diese Ehepartner von Pflegekräften hätten nicht zu den Risikogruppen gezählt, Weber verweist aber auf die Vorgaben aus dem Gesundheitsministerium. Demnach soll Impfstoff nicht vergeudet werden. Wäre es nicht besser gewesen, die Stadt über den überschüssigen Impfstoff zu informieren, etwa für Personen in anderen Pflegeheimen? „Hätten wir diese Vorgabe gehabt, hätten wir das gemacht“, so Weber.