Blick über den Flughafen Wien
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Verkehr

Flughafen baut dritte Piste vorerst nicht

Das Projekt „Dritte Piste“ legt ebenso wie andere Projekte auf dem Flughafen Wien eine „kleine Coronavirus-Pause“ ein. Flughafen-Vorstand Julian Jäger hat im „Wien heute“-Gespräch angekündigt, die dritte Piste unter bestimmten Voraussetzungen später zu bauen.

Zunächst sprach Jäger den Ausbau der Terminals an. Da wären in den nächsten drei Jahren rund 400 Millionen investiert worden. „Man muss aber ganz offen sagen, wir haben zurzeit andere Probleme“, so Jäger. Es gelte aber weiterhin das, was in den vergangenen zehn Jahren immer gesagt worden sei: „Wir werden dann eine dritte Piste bauen, wenn es den Bedarf gibt und es sich wirtschaftlich rechnet.“ Er sei kein Prophet und könne nicht vorhersagen, wie die Luftfahrt in drei oder vier Jahren aussehe. Aber er sei grundsätzlich Optimist und überzeugt, dass die Luftfahrt wieder wachsen werde.

„Das Bedürfnis der Menschen, die Welt zu sehen, andere Menschen, andere Völker und Kulturen kennenzulernen, das wird umso stärker sein nach der Coronakrise, vielleicht sogar ein bisschen stärker als vor der Krise“, sagte Jäger. Das sei ein Ja zur dritten Piste, aber die nächsten Jahre würden zeigen, in welchem Engagement das Projekt weiter betrieben werde. Im vergangenen Jahr fertigte der Flughafen wegen der Coronavirus-Krise um 75 Prozent weniger Fluggäste ab als 2019. Am Ostermontag, dem schwächsten Tag des Jahres, passierten gerade mal 154 Reisende das Terminalgebäude – mehr dazu in Flughafen legt Pläne für dritte Piste auf Eis (noe.ORF.at).

Blick auf die Lande und Startpiste des Flughafen Wien
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Flughafen Wien: Blick aus dem Tower auf das Flugfeld

Heuer rund 12,5 Millionen Passagiere erwartet

Der Flughafen Wien rechnet für das laufende Jahr mit rund 12,5 Millionen Passagieren, 70 Prozent davon allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte. Man habe im letzten Sommer gesehen, dass die Menschen in dem Moment wieder reisen, in dem sie reisen können: „Wir hatten im August Tage mit bis zu 30.000 Passagieren.“ Insofern sei es nicht vermessen zu hoffen, in der zweiten Jahreshälfte auf rund 50.000 Passagiere pro Tag zu kommen.

Julian Jäger, Flughafenvorstand
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Flughafen-Vorstand Jäger spricht von „Coronavirus-Pause“ bei der dritten Piste

Jäger forderte einheitliche Reisebestimmungen. Es sei für die gesamte Tourismus- und für die Luftfahrtbranche wichtig, dass innerhalb der EU die Reisefreiheit wieder so wie vor der Pandemie hergestellt werde. Außerhalb des Schengen-Raums sei es wichtig, strenge und deutliche Regelungen zu finden, unter welchen Bedingungen man in die EU reisen kann. Da sei etwa ein elektronischer Impfpass ganz wesentlich, mit dem der Impfstatus und der aktuelle Teststatus nachgewiesen werden könnten. Dafür „brauchen wir einen E-Impfpass, der global anerkannt ist“. Man habe ja in der Pandemie gesehen, wie schnell Digitalisierung laufen könne.

Krise ohne Kündigungen überstehen

Jäger hofft, trotz Coronavirus-Krise so viele Mitarbeiter wie möglich halten zu können: „Wir werden uns sehr stark bemühen, diese schwierigste Phase des Unternehmens in der Geschichte ohne Kündigung zu überstehen.“ Dafür sei aber Kurzarbeit notwendig, von der Jäger hofft, dass sie über den März hinaus verlängert werde. 2023 soll der Flughafen dann wieder in etwa 80 Prozent des Vor-Coronavirus-Niveaus erreicht haben.

660 Hektar Ackerland gerettet

Von einer richtigen Entscheidung sprachen die Wiener Grünen in ihrer Reaktion. Das Projekt der dritten Piste sei eine Investition in die fossile Vergangenheit. „Es ist die zentrale Aufgabe unserer Generation, den Kampf gegen die Klimakrise zu gewinnen“, sagte Stadtrat Peter Kraus. Dadurch müssten 660 Hektar Ackerland nicht versiegelt werden. „Wien muss auch in Zukunft eine offene Stadt sein, die Touristinnen und Touristen aus aller Welt begrüßt. Die Stadtregierung ist daher gefordert, nachhaltigen Tourismus zu fördern, weil hier riesige Zukunfts- und Jobchancen liegen“, so Kraus.

Dritte Piste für FPÖ nur Teil des Problems

Auch die FPÖ begrüßte das vorläufige Aus für das Projekt. Flugverkehrssprecher Toni Mahdalik betonte, die Linie der Wiener Freiheitlichen in Sachen Fluglärm über der Bundeshauptstadt sei seit Jahr und Tag unverändert. Mehr als 300.000 Menschen in den Bezirken 4, 5, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 22 und 23 seien oft unerträglichen und gesundheitsschädlichen Belastungen ausgesetzt. Mahdalik erneuerte die FPÖ-Forderungen zum Flugverkehr wie die Rücknahme der 2004 über Liesing gelegten Flugroute, die Einführung des gekurvten Anfluges für beide Pisten sowie ein Nachtflugverbot für ganz Wien ausgenommen Ambulanzflüge.