Jürgen Burkhardt, Bartträger und mehrfacher Bartweltmeister, demonstriert das Tragen einer FFP2-Schutzmaske.
APA/dpa/Marijan Murat
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Chronik

Vollbart als Hindernis für FFP2-Maske

Bärte stören den richtigen Sitz von FFP2-Masken im Gesicht. Manche lassen sich darunter verstecken, bei einem Vollbart ist das aber nicht möglich. Die Masken schließen nicht mehr richtig ab. Mediziner raten dazu, den Vollbart abzurasieren.

Ein gewisser Hans Nilson Langseth aus Norwegen hält den Rekord für den längsten Bart: Als er 1927 starb, maß sein Bart 5,33 Meter. Beim Gehen musste er den Bart um die Hüften wickeln, um nicht draufzusteigen. In seinem Fall wäre klar, hier würde eine FFP2-Maske keinesfalls wirken. Nachdem in Wien Männer im Normalfall deutlich kürzere, aber doch auch Vollbärte tragen, müssen sich jetzt viele mit der Frage beschäftigten, ob die Barthaare die Funktion der Maske beeinträchtigen oder nicht.

Es gibt Klinikchefs, die keine Alternative zulassen. FFP2-Masken schützen nur auf glattrasierter Haut. Auch der Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie an der MedUni Wien, Hans-Peter Hutter, betonte gegenüber „Wien heute“, dass die FFP2-Maske überall eng anliegen müsse, damit virushaltige Partikel nicht rein- oder rauskönnen: „Wenn es ein Vollbart ist, wird es Öffnungen zumindest im Wangenbereich geben. Dann werden die dort eben austreten können, das heißt, der Fremdschutz ist da nicht so gewährleistet“. Der Bart müsste also schon eher weg.

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Der Startrompeter ohne Sturmhaube und FFP2-Maske
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Ein Vollbart stellt laut Medizinern ein Problem bei FFP2-Masken dar, weil die Masken dann nicht abdichtend aufliegen
Der Startrompeter trägt eine Kombination aus Sturmhaube und FFP2-Maske
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Helfen kann laut Umweltmediziner Hans-Peter Hutter eine Sturmhaube, die unter der FFP2-Maske getragen wird

„Nein“ zu bartlosem Gesicht

Doch es gibt Menschen, die viel Liebe und Zeit in die Pflege ihres Barts investieren oder aus anderen Gründen beschlossen haben, sich einen Bart wachsen zu lassen. Für sie wäre der Verlust des haarigen Gesichtsschmucks wohl sehr schmerzlich. Der Wiener Startrompeter Thomas Gansch ist einer von ihnen.

Er trage gerne seinen Teil zur Bekämpfung der Pandemie bei, aber Abschneiden komme nicht in Frage: „Nein. Ich hab’ mir von vornherein vorgenommen, den Bart so lange wachsen zu lassen, bis wir wieder ganz normal Konzerte spielen können.“ Er habe mit seinen Kindern eine Wette laufen, ob er die Bartlänge von Albus Dumbledore (Direktor der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei in den Harry-Potter-Romane) schaffe oder nicht – „und ich bin bei einem Drittel“, so Gansch.

„Maximale Barthygiene“

Bartprofis empfehlen eine Vollrasur, lassen aber zumindest noch zwei Alternativen zu: die erste wäre ein kürzerer Bart. Die zweite Alternative wäre „maximale Hygiene“, sagte die Haarstylistin Raffaela Di Donato vom Borbone Barber Club: „Am Besten ist, wenn man längeren Bart trägt und den ganzen Tag unterwegs war, dass bevor man den Partner grüßt oder Kinder, dass man den Bart spült – vielleicht mit einem Pflegeshampoo.“ Das würde also bedeuten, dass ein zusätzlicher Hygieneschritt für Bartträger eingeführt werden müsste: Nach Hause kommen, mindestens 30 Sekunden Händewaschen und dann noch den Bart waschen.

„Bart ab“ für FFP2-Masken

Die verpflichtenden Masken sollen vor allem andere Personen vor Viren schützen, aber das geht nur, wenn die Maske auch dicht ist und das ist bei Vollbart-Trägern nicht ganz der Fall. Stutzen wäre angesagt, sagt Umweltmediziner Hutter.

Schal oder Sturmhaube als Alternative

Fest steht, eine FFP2-Maske über einem Bart getragen schützt bei weitem mehr als ein herkömmlicher Mund-Nasen-Schutz. Schlussendlich gesteht aber auch der Mediziner eine Alternative zur Rasur zu, etwa in Form einer Sturmhaube oder eines Schals: „Das wäre zum Beispiel definitiv eine sehr einfache Lösung für all jene, die einen sehr starken Bart haben, der nach unten reicht, weil damit ist das abgeschlossen“, sagte Hutter.