Schulkinder beim Betreten einer Volksschule in Wien
APA/HERBERT NEUBAUER
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Bildung

„Miniteststraßen“ für Wiener Schulen

Ab Montag gibt es an den Schulen Präsenzunterricht nur für jene, die bei den Coronavirus-Tests mitmachen. Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) kündigte dazu „Miniteststraßen“ an. Und: Eltern sollen zum Test mitkommen können.

Jeweils am Montag und Mittwoch sollen die Schülerinnen und Schüler per „Nasenbohrer“-Selbsttests in der Schule unter Aufsicht der Lehrerinnen und Lehrer getestet werden. „Natürlich gibt es Vorbehalte“, zeigte Bildungsdirektor Himmer im Ö1-Mittagsjournal Verständnis für Sorgen mancher Eltern. Man arbeite daher an „Miniteststraßen“ in den Schulen, „wo eben auch Eltern mitkommen können und vor Unterrichtsbeginn selbst diesen Test durchführen.“

Eingerichtet werden könnten diese „Miniteststraßen“ beispielsweise vor der Schule, im Schulgarten, Turnsaal oder Festsaal, abhängig von der Regelung in der Verordnung, die noch nicht vorliegt – nicht aber in den Klassen selbst.

Himmer für einheitliche Regeln

Testkits sollen genügend vorhanden sein: Laut ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann wurden mittlerweile rund 20 Millionen Stück bestellt. Bei den Lehrerinnen und Lehrern ist die Testpflicht unterdessen anders geregelt. Sie müssen sich laut ihrer Berufsgruppenregelung einmal wöchentlich testen lassen, laut Faßmann strebt man aber zusätzlich einen Selbsttest an der Schule an.

„Miniteststraßen“ für Wiener Schulen

Jeden Montag und Mittwoch wird ab kommender Woche in der Schule auf Corona getestet. Nur wer daran teilnimmt und negativ ist, darf ins Klassenzimmer. Eltern- und Lehrervertreter sind skeptisch.

Bei getesteten Pädagogen reicht außerdem ein Mund-Nasen-Schutz, ungetestete benötigen eine FFP2-Maske. Himmer sprach sich dafür aus, zumindest zu überlegen, ob man beim Testen tatsächlich Unterschiede zwischen Schülern und Lehrern machen wolle. „Vielleicht sind da noch Nachbesserungen möglich“, so Himmer.

Gewerkschaft sieht noch offene Fragen

Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) sieht die Voraussetzungen für einen sicheren Schulbetrieb gegeben – mit den Wiener Gurgeltests für die Pädagoginnen und Pädagogen: „Das ist der höchstmögliche Sicherheitsstandard.“ Die Tests für die Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche seien zwar ein zusätzlicher Aufwand für die Schulen, „der allerdings wichtig ist, um Sicherheit auch für die Lehrkräfte zu gewährleisten“, so Wiederkehr.

Für Thomas Krebs, oberster Personalvertreter für die Wiener Pflichtschulen, sind noch viele Fragen offen. „Es muss geklärt sein, was passiert mit den positiv getesteten Personen. Und es muss auch geklärt sein, was passiert mit dem medizinischen Müll“, so Krebs gegenüber „Wien heute“. Außerdem sei wichtig, dass die Logistik funktioniere und ausreichend und rechtzeitig Tests zur Verfügung stünden.

Genauigkeit von Tests unklar

Der Mikrobiologe Michael Wagner (Uni Wien) sieht die Testpflicht an den Schulen unterdessen grundsätzlich als positiv. Wie gut die verwendeten „Nasenbohrertests“ aber asymptomatisch Infizierte identifizieren, sei hingegen fraglich. Auf ihre Genauigkeit überprüft sei dieses Verfahren nämlich großteils anhand von symptomatischen Patienten geworden – „das ist ein großer Unterschied“, so der Molekularbiologe. Er sehe die Gefahr, dass diese Tests mitunter auch infektiöse Kinder und Jugendliche übersehen.

Darauf weist auch eine Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hin. Grundsätzlich sei die Sensitivität der „Nasenbohrer“-Schnelltests gegenüber Schnelltests mit Abstrichen aus dem Nasen-Rachen-Raum durchaus vergleichbar. Allerdings beträgt sie im Vergleich zu PCR-Tests mit Gurgellösung nur rund 56 Prozent. Entscheidend dafür ist das Vorhandensein von Symptomen: Bei hospitalisierten Personen lag sie bei über 93 Prozent, bei Massentestteilnehmern mit leichten Symptomen bei 76 Prozent und bei – zum Zeitpunkt der Probengewinnung – gänzlich asymptomatischen Personen nur mehr bei 41 Prozent.