Auf der Suche nach einem Leihund um Türkenschanzpark / Währing
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Leihhunde bewegen in der Pandemie

Durch die Coronavirus-Pandemie sind viele scheinbar auf den Hund gekommen. Nicht nur die Tierschutzheime erfahren einen regen Ansturm, auch immer mehr Wienerinnen und Wiener wollen sich temporär um ein Haustier kümmern.

„Leihhund gesucht, ich will Gassigehen“: Immer öfter sieht man solche Zettel etwa im Grätzl rund um den Türkenschanzpark hängen. Während des Lockdowns entdeckten viele ihre Liebe zu Hunden. Auch Valentin gehört da dazu. Der Schüler sitzt im Moment viel vor dem Computer. Seine Mutter ist Lehrerin und will zwar, dass ihr Sohn mehr spazieren geht, aber einen Hund möchte sie nicht. Die Lösung ist ein „Leihhund“, also ein Hund, um den man sich temporär kümmert. Gemeinsam mit ihrem Sohn gestaltete die Mutter eine Anzeige. Wenig später bekamen die Zwei eine Rückmeldung.

Bettina Lipkovich  und ihr Sohn Valentin suchen nach einem Leihhund
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Nach ein paar Tagen erhält die Familie den Anruf einer Hundebesitzerin.

„Das ist es,“ dachte sich eine Hundebesitzerin, die als Violonistin wenig Zeit für ihren Hund hat: „Ich brauche eine Familie, die Zeit hat. Ich habe viele Proben und bin oft nicht da.“ Also kontaktierte sie Valentin und seine Mutter. Für den Schüler war es eine riesen Freude.

Gassigehen guter Bewegungsgrund für Kinder

Nach einer detaillierten Einschulung und ein paar gemeinsamen Spaziergängen war es dann soweit: Valentin und seine Mutter hatten ihr Leihhündchen für sich, abgestimmt mit Distancelearningstunden und den Orchesterproben. Eine Win-Win-Situation, die allerdings auch etwas Glück und Verstand erfordert, spricht doch nicht jeder Hund auf jeden Menschen an – und umgekehrt.

Ansturm auf Leihhunde

Immer mehr Eltern und auch Jugendliche machen sich auf die Suche nach Leihhunden. Katharina Reigersberg (ORF) hat zwei Familien mit ausgeliehenen Hunden im Türkenschanzpark begleitet.

Funkt es allerdings, kann der Kontakt von Kindern mit Tieren wahre Wunder wirken in Zeiten der Isolation, sagte die Kindertherapeutin Dina Elmani-Zanka: „Das ist eine irrsinnig tolle Idee. Die Kinder sind isoliert, sitzen zu Hause und gehen nicht mehr in die Schule.“ Ein Hundespaziergang eigne sich gut als „Bewegungsgrund“, der die Kinder zum Rausgehen motiviert, so die Therapeutin.

Neben dem gemeinsamen Gassigehen darf auch das Kuscheln nicht zu kurz kommen: „Wir haben ihn auch zu Hause zum Liebhaben. Er kann auch schon so viele Kunststücke,“ sagte Valentins Mutter. Dass der Kuschelkurs nicht mit jedem Hund anzuraten ist, versteht sich von selbst. Bezüglich der Belüftung computerbenebelter Kinderköpfe vermag jedenfalls auch ein einfacher Spaziergang durchaus wertvolle Dienste zu leisten.