Auslage in der Wiener Innenstadt
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Gemischte Gefühle im Handel vor Öffnung

Es wird ein Tag, den Händler schon lange herbeigesehnt haben: Streng geregelt dürfen Handel und körpernahe Dienstleister am Montag den Lockdown beenden und ihre Geschäfte und Betriebe öffnen. Kritiker befürchten trotzdem ein Ansteigen der Infektionszahl.

Wenn Händler aufsperren und mit großzügigen Rabatten und niedrigen Preisen Kundinnen und Kunden locken, könnten Abstandsregeln rasch wieder vergessen werden. Die Wirtschaftskammer erwartet zwar wieder Preisschlachten, geht aber nicht davon aus, dass das zu einem Kundenansturm mit mehr Neuinfektionen führen wird: „Ich hoffe und appelliere auch an die Vernunft der Konsumenten, und ich denke, das wird trotzdem gesittet ablaufen“, sagte Margarete Gumprecht, Spartenobfrau Handel in der Wirtschaftskammer Wien.

„Freue mich auf Kunden im Geschäft“

In den vergangenen Tagen bereiteten sich viele Händler auf die Öffnung vor, beim Elektronikhändler Krejcik in der Josefstadt herrschte so viel Betrieb wie schon lange nicht mehr. Geschäftsführer Wolfgang Krejcik war voller Vorfreude auf den lange ersehnten Öffnungstag: „Mein Betrieb hat sehr viel investiert in Ausstellungsräume, wir haben über 1.500 Quadratmeter Ausstellung. Und es hat mir das Herz gebrochen, dass wir die schließen mussten, dass also die ganze Investition eigentlich für die Katz’ ist. (…) Ich freu’ mich auf den Montag, wenn Kunden wieder ins Geschäft kommen.“

Handel bereitet sich auf Öffnung vor

Nach sechs Wochen hartem Lockdown öffnen am Montag wieder die Geschäfte. Möbelhäuser, Bekleidungsgeschäfte und Sportartikelhändler werben mit Rabatten. Das Einkaufen ist aber auch für Schnäppchenjäger nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen möglich.

Mehr oder weniger Kunden werden erwartet

Diese Freude werden wohl auch die Frisöre empfinden, deren Kunden ja einen aktuellen negativen CoV-Test vorweisen müssen. Das erschwere für manche Kundinnen und Kunden aber auch gleich wieder den Haarschnitt: „Die Kunden, die spontan kommen wollen, die können jetzt nicht spontan kommen. Also, wenn man nicht einen aktuellen Test hat, dann kann man nicht zum Friseur reinkommen. Das geht nicht“, bedauerte Friseurin Lilliane Mikic.

Für manche aber geht der Lockdown trotz Öffnung weiter, wie etwa bei einem Brautmodenhändler in Favoriten. Ohne Hochzeiten gibt es kaum Nachfrage, sagte Geschäftsführer Hasan Acir: „Ich glaube, unser Lockdown wird noch gefühlt weiter gehen, bis man wieder heiraten darf. Natürlich werden hier und da ein paar vereinzelte Kunden kommen und kaufen wie im ersten Lockdown. Aber so richtig wird es losgehen, wenn man wieder mit über 100 Leuten feiern oder heiraten darf.“

Pro Kunde 20 Quadratmeter, auch im Supermarkt

In der vierten COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung ist auch festgelegt, dass ab Montag pro Kunden 20 Quadratmeter an Fläche zur Verfügung stehen müssen. Bisher galten zehn Quadratmeter als ausreichend. Laut Gesundheitsministerium gilt diese Regelung auch für Supermärkte. Wegen des Gleichheitsgrundsatzes müssten für alle Händler die gleichen Regeln gelten, so die Begründung. Die Verschärfung treffe daher alle Händler, nicht nur die, die am Montag nach der längeren Schließungspause wieder öffnen dürfen.

Die 20-Quadratmeter-Regelung stieß bei kleineren Händlern auf wenig Gegenliebe. „Warum hier eine Verschärfung für den Lebensmittelhandel notwendig sein soll, versteht niemand. Die zehn Quadratmeter pro Kunde haben im Lebensmittelhandel perfekt funktioniert“, sagte Nah&Frisch-Geschäftsführer Hannes Wuchterl. Er appellierte an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), die Verschärfung zu überdenken und wieder zurückzunehmen.