Wienwert
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Ex-Wienwert-Chef Gruze verteidigt Nevrivy

In der Causa rund um Ermittlungen gegen den Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) hat sich der Chef der 2018 pleitegegangenen Immobiliengesellschaft Wienwert bzw. WW Holding, Stefan Gruze, zu Wort gemeldet. Nevrivy habe keine Amtsgeheimnisse weitergegeben.

Das geplante Immobilienprojekt der Wiener Linien sei zu diesem Zeitpunkt im Markt schon längst bekannt gewesen, ließ Gruze am Dienstag durch seinen Anwalt Norbert Wess bekannt geben. Nevrivy habe auch zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Sponsorings etc. von ihm gefordert. Gruze ließ zudem bekannt geben, dass es sich ausschließlich um ein privates Investment gehandelt habe und die Wienwert-Gruppe mit diesem nicht in Verbindung gestanden sei.

Stefan Gruze
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Stefan Gruze

Gruze sei auch gemäß seinem vom Aufsichtsrat genehmigten Vorstandsanstellungsvertrag zu solchen privaten Investments berechtigt gewesen. Gruze bestätigte, dass das Grundstück um 1,3 Millionen Euro angekauft und in weiterer Folge rund ein Jahr später um 2,15 Millionen zzgl. Umsatzsteuer wieder verkauft wurde: „Es handelt sich hierbei um ein völlig marktübliches Geschäft, das in keiner Weise mit Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy in Verbindung steht“, so Gruze.

Grundstücksgeschäft im Jahr 2017

Im Raum steht der Vorwurf, dass Nevrivy interne Informationen über das Grundstück in einem Mail mit der Anlage „intern-pdf“ an Gruze weitergegeben haben soll. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft führt deswegen gegen Nevrivy ein Ermittlungsverfahren. Es geht um den Verdacht der Verletzung des Amtsgeheimnisses, der Bestechlichkeit, des Beitrags zur Untreue und der Vorteilsannahme zur Beeinflussung.

Im Mittelpunkt des Ermittlungsverfahrens steht ein Grundstücksgeschäft aus dem Jahr 2017. Der Wiener FPÖ wurden Dokumente zugespielt. Demnach wurde die betreffende Fläche im Oktober 2017 um 1,3 Mio. Euro von der Projektgesellschaft angekauft. Knapp ein Jahr später mussten die Verkehrsbetriebe netto 2,15 Mio. Euro dafür berappen – brutto sollen es sogar fast 2,7 Mio. Euro gewesen sein. Laut FPÖ zeigen die Ermittlungsergebnisse weiters, dass Nevrivy nicht nur VIP-Karten für Fußballspiele erhalten, sondern auch aktiv 30.000 Euro an Sponsoring für die Wiener Wahnsinn Kultband OG eingefordert hat.

FPÖ fordert Rücktritt Nevrivys

Die FPÖ verfügt laut eigenen Angaben nun auch über ein Mail, in dem Gruze – dem Vernehmen nach im Schriftverkehr mit einer Bank – erklärt haben soll, den entsprechenden Aktenvermerk vom Bezirksvorsteher erhalten zu haben. Diese Information sei „streng vertraulich“ zu behandeln, soll es in der Nachricht heißen.

FPÖ-Chef Dominik Nepp am Dienstag: „Wir haben es schwarz auf weiß, dass Nevrivy als SPÖ-Bezirksvorsteher ein streng vertrauliches Dokument an den damaligen Wienwert-Geschäftsführer weitergegeben hat und dieser aufgrund der Nevrivy-Insiderinfos einen Megadeal landen konnte. Damit hat Bürgermeister und SPÖ-Vorsitzender Michael Ludwig Handlungsbedarf und muss Nevrivy zum sofortigen Rücktritt bewegen. Wie lange will Ludwig da noch zuschauen?“

Nevrivys Anwalt weist Vorwürfe zurück

Nevrivys Rechtsvertreter Volkert Sackmann hat die Anschuldigungen bereits ausdrücklich zurückgewiesen. Ähnlich wie jetzt Gruze betonte er, dass das geplante Projekt der Wiener Linien schon in den Jahren davor ein offenes Geheimnis gewesen sei. "mein Mandant konnte daher bereits rein faktisch kein Amtsgeheimnis verraten“, teilte er am Wochende mit.