Besucher einer Wärmestube der Caritas aufgenommen am Mittwoch, 27. Jänner 2021, in Wien. 27 Caritas Wärmestuben in Pfarren und einem Verein bieten Schutz vor Kälte und Isolation.
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Chronik

253 Anrufe beim Caritas-Kältetelefon

In Wien zeigen die Thermometer Minusgrade an, in der Nacht auf Samstag werden bis zu minus elf Grad erwartet. Obdachlose sind in Lebensgefahr, das Kältetelefon klingelt deutlich öfter. Zu spüren ist die Kälte auch bei Rekordleistungen der Wiener Kraftwerke.

Allein in der Nacht auf Freitag verzeichnete die Caritas 253 Anrufe beim Kältetelefon, das sind deutlich mehr als sonst. Wienerinnen und Wiener können beim Kältetelefon melden, wo sie in der Stadt auf Obdachlose getroffen sind, die trotz enormer Kälte im Freien übernachten. Erst am Mittwoch erhöhte die Stadt Wien die rund 900 Plätze in den Notschlafstellen um 25. In den nächsten Tagen soll es kalt bleiben, man will die Lage weiter beobachten. Derzeit sind die Plätze zu 90 Prozent ausgelastet.

Kältetelefon der Caritas unter 01 480 45 53

Nicht alle Obdachlosen in Wien wollen aber auch jetzt noch nicht in ein Notquartier, bestätigte die Caritas, wobei die Angst vor Corona nur einer der Gründe dafür ist. So manche nutzen nur das Tagesangebot der Hilfseinrichtungen, wo es unter anderem Waschmöglichkeit gibt. Trotz klirrender Kälte verbringen sie die Nächte aber lieber auf ihren eigenen Schlafplätzen. Die Caritas befrüchtet aktuell auch einen Anstieg der Zahl der Obdachlosen. Wenn in nächster Zeit offene Mieten eingetrieben werden, die Menschen aber arbeitslos sind, könnten viele die Wohnung verlieren. Hier brauche es effiziente Hilfe, so die Caritas.

Saisonrekord bei Fernwärme

Gleich zu Beginn der aktuellen Kältewelle verzeichnete Wien Energie einen Saisonrekord beim Fernwärmeverbrauch. Donnerstagfrüh bei minus 6,9 Grad lieferten die Kraftwerke 2.086 Megawatt (MW) Fernwärme. Von einem historischen Heizrekord ist Wien aber noch weit entfernt. Dieser wurde am 3. März 2018 mit 2.414 MW erreicht. An einem durchschnittlichen Wintertag liegt die Wärmeleistungsspitze in Wien bei etwa 1.600 MW.

Müllverbrennungsanlage Spittelau im Winter
Wien Energie/Christian Hofer
Fernwärme Wien und Kraftwerk Spittelau

Kaum spürbar sind in der laufenden Heizsaison Lockdowns und Homeoffice. Seit Beginn der Heizsaison im Oktober verbrauchten die Wienerinnen und Wiener insgesamt rund sechs Prozent mehr Fernwärme als in der vorigen Saison. Der Winter fällt bisher zwar etwas kälter aus als im Vorjahr, die Temperaturen liegen aber um etwa 0,7 Grad über dem 30-jährigen Durchschnitt. Ende März wird eine endgültige Bilanz vorliegen.