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Wirtschaft

Steigende Nachfrage bei Schuldnerberatung

Gastronomen, Künstler, Handwerker: Diese Berufsgruppen und andere mehr spüren die Folgen der Coronavirus-Pandemie immer deutlicher. Immer mehr müssen schauen, wie sie über die Runden kommen. Das spürt auch die Schuldnerberatung.

Nicht nur vor nach vielen Wochen gerade wieder geöffneten Läden und Geschäften in Wien bildeten sich in den vergangenen Tagen Schlangen von Kunden. Auch Second-Hand-Geschäfte verzeichneten viele Kundenbesuche. Sie bieten gebrauchtes Gewand oder Spielzeug aus zweiter Hand um nur wenige Euro an. Mit der Pandemie und ihren Folgen stieg die Zahl der Neukunden. Ein 22-Jähriger, der als Elektriker arbeitete und gekündigt wurde bringt es auf den Punkt: „Der Grund ist Corona-Jobverlust. Es ist halt billiger hier einzukaufen als woanders.“

Für ihn und viele andere heißt es nun, jeden Cent umzudrehen. Die Konsequenz: Man könne jetzt nicht einfach „shoppen gehen wie man will, oder Mariahilfer Straße, ein Shoppingday, das geht halt nicht“. Man müsse halt auch aufpassen, welche Lebensmittel man kaufe. Der 22-Jährige sprach gegenüber „Wien heute“ von einem momentanen Kampf, man hoffe, dass das Ganze bald wieder vorbei gehe.

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Spielzeugangebot im Second-Hand-Geschäft

Anfragen seit Jänner gestiegen

Mit der finanziellen Notlage ist der junge Wiener derzeit nicht alleine. Bei der Schuldnerberatung gibt es 25 bis 30 neue Anruferinnen und Anrufer pro Tag, sagte Gudrun Steinmann: „Wir haben seit Jänner sehr viele Anfragen. (…) Und der Unterschied zu den letzten Jahren ist, es suchen uns noch mehr neue Selbständige auf, das heißt, es gibt viele Fragen zu ‚Wie kann ich meinen Betrieb schließen?‘ und ‚Wie schaut da die Entschuldgung aus?‘.“

Es würden sich aber auch Personen und Familien melden, die ein fixes Einkommen hatten, die jetzt seit Monaten in Kurzarbeit sind oder die Arbeit verloren haben, und jetzt die letzten Reserven aufgebraucht haben. Zahlungen an das Finanzamt oder Bankkredite konnten monatelang von den Betroffenen ausgesetzt werden, seit Jänner aber sind die Stundungen ausgelaufen.

Ansturm bei der Schuldnerberatung

Die Kreditstundungen sind ausgelaufen, die Krise dauert an. Bei der Schuldnerberatung verzeichnet man seit Ende Jänner einen Ansturm.

Beratung über mögliche Einsparungen

In solchen Situationen sei Beratung besonders gefragt, so Steinmann weiter. Man schaue sich an, ob es Einsparungsmöglichkeiten gibt, zum Beispiel ein Auto. Aber auch Versicherungen hätten Einsparungspotenzial, viele Menschen seien oft sehr gut versichert, hätten Kranken-, Unfall- und Pensionsvorsorgeversicherung. Da könne man sich durchaus die Frage stellen, ob manches nicht vielleicht besser ruhend gestellt werden kann. Hilfreich sei es auch, das direkte Gespräch mit Banken oder Gläubigern zu suchen, statt den Kopf in den Sand zu stecken.