Mitarbeiter der neuen Corona-Teststraße beim Schloss Schönbrunn aufgenommen am Mittwoch, 3. Februar 2021
APA/Helmut Fohringer
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Coronavirus

Aufregung über nicht getestete Tester

Für Aufregung hat am Donnerstag ein Medienbericht gesorgt, wonach die CoV-Testerinnen und -Tester bei Wiens Teststraßen oft selbst nicht getestet seien. Beim Arbeiter-Samariterbund spricht man von „Einzelfällen“. Auch Leihpersonal kommt zum Einsatz.

In der „Kronen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) hieß es, dass „Betroffene auspacken“. Demnach würden Taglöhner von Leiharbeitsfirmen ohne medizinische Ausbildung „in der Nase herumstochern“, lautete einer der Vorwürfe. „Die Leihfirma rief uns am Vortag an, dass wir um 5.30 Uhr Früh in die Stadthalle kommen sollen“, erzählte in dem Artikel eine Betroffene. Kein Leiharbeiter sei vor Ort auf Covid getestet worden. „Niemand hat uns gefragt, ob wir ansteckende Krankheiten haben oder vorbestraft sind.“

„Das stimmt nicht“, dementierte eine Sprecherin des Arbeiter-Samariterbund, der die Einrichtungen betreute, auf APA-Nachfrage. Der CoV-Test sei für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwar nicht verpflichtend – das gehe rechtlich nicht –, aber von „oft“ könne keine Rede sein. Vielmehr handle es sich um „Einzelfälle“.

„Zehn Prozent Leiharbeiter“

Nach einer kurzen Einschulung würden jene, die lediglich die Daten der Testwilligen aufnehmen, eine FFP2-Maske und einen „Plastikkittel“ mit Samariterbundlogo erhalten. Die „echten“ Tester bekämen einen Schutzanzug: „Jeden Tag kamen andere Leute, die neu eingeschult werden mussten. Die Testkits zeigten falsche Ergebnisse. Manche wussten nicht, wie viel Flüssigkeit sie rauftropfen sollen.“

409 Neuinfektionen in Wien

Am Donnerstag wurden in Österreich 1.967 CoV-Neuinfektionen gemeldet – davon 409 in Wien. Österreichweit gibt es 22 neue Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus, in Wien sind sechs dazugekommen.

Beim Arbeiter-Samariterbund dementiert man diese Schilderungen – wenn auch nicht, dass Leiharbeiter im Einsatz sind. Dies sei als Überbrückung notwendig, da die Zahl der Teststraßen in einem rasanten Tempo zugenommen hat, hieß es. „Im Moment haben wir das Verhältnis 90 Prozent eigene Leute, zehn Prozent Leiharbeiter“, sagte die Sprecherin des Samariterbundes.

„Anmeldung, Security, Befundung“

Dabei betonte sie, dass die Leiharbeiter definitiv keine Abstriche nehmen dürfen, das sei ausschließlich medizinischem Personal vorbehalten. Darüber gebe es auch eine schriftliche Vereinbarung. Alle anderen Tätigkeiten etwa in den Bereichen Anmeldung, Security und Befundung seien dem zugebuchte Personal erlaubt – ebenso das Tropfen der Testflüssigkeit auf den Teststreifen. „Es werden alle eingeschult“, versicherte die Sprecherin. Überdies gebe es bei jeder Teststraße eine zuständige Person für Qualitätskontrolle und Einschulung.

Was die Testung des Teststraßen-Personals betrifft, so ist es laut Arbeiter-Samariterbund rechtlich nicht möglich, die Leute zum Check zu zwingen. Aber: „Es gibt jederzeit 24 Stunden, sieben Tage die Woche die Möglichkeit für das Personal, Tests durchzuführen.“ Die meisten würden dieses Angebot auch in Anspruch nehmen. Wie viele das nicht tun, dazu liegen laut Samariterbund-Sprecherin allerdings keine Zahlen vor, es seien aber wenige. Während der Arbeit werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je nach Position mit entsprechender Schutzausrüstung ausgestattet – angefangen von FFP2-Masken über Kittel bis hin zu Ganzkörperoveralls.

Tester nicht getestet?

Neun öffentliche Testzentren gibt es in Wien und das Schloss Neugebäude kommt dazu. Nicht alle Personen, die in den Teststraßen arbeiten, sind auch getestet. Der ASB spricht von Einzelfällen.

Überdies sollen die Leiharbeiter bei den Wiener Teststraßen nicht mehr lange gebraucht werden. Denn Ziel sei schon länger gewesen – und damit unabhängig vom Krone-Bericht, wie versichert wurde – ab nächster Woche alle derartigen Einrichtungen mit eigenem Personal zu besetzen.

„Unfassbar, unverantwortlich und fahrlässig“

„Fassungslos“ zeigten sich die Wiener ÖVP sowie die Wiener FPÖ über die nicht verpflichtende Testung der Teststraßen-Tester. Die sei „unfassbar, unverantwortlich und fahrlässig“, kritisierten die nicht amtsführende Stadträtin Bernadette Arnoldner und Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec in einer gemeinsamen Aussendung. Ein täglicher Test müsse „eine unbedingte Grundvoraussetzung sein, um selbst Test abnehmen zu können“, forderten sie. „An diesem Beispiel zeigt sich wieder einmal, dass megateure SPÖ-Projekte oft mit groben Qualitätsmängeln einhergehen“, so der Chef der FPÖ-Wien, Dominik Nepp.

Scharfe Kritik am „Krone“-Bericht äußerte unterdessen der Wiener Pensionistenverbands-Präsident Harry Kopietz (SPÖ). In einer Aussendung sah er Verunsicherung der Bevölkerung. Er stellte wie schon der Arbeiter-Samariterbund selbst klar, dass bei den Teststraßen ausschließlich einschlägig ausgebildetes Personal bei der Abstrichnahme eingesetzt wird. Und: „Anmerken möchte ich, dass es sich die Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen nicht verdient haben, schlecht hingestellt zu werden. Sie arbeiten genauso engagiert, wie die Arbeiter-Samariterbund-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen.“

Neue Teststraße im Schloss Neugebäude

Nach Schönbrunn wird unterdessen die nächste Teststraße in herrschaftlichem Ambiente eröffnet: Ab Samstag können sich die Wienerinnen und Wiener im Schloss Neugebäude auf eine Infektion checken lassen. Der Standort ist als Walk-in konzipiert, es werden Antigen-Schnelltests durchgeführt, wie das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag mitteilte. Die Teststraße im Schloss Neugebäude ist täglich von 6.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. In den Veranstaltungssälen wird es drei Walk-in-Testlinien geben, die Kapazität beträgt 2.700 Personen pro Tag.

Wer mit dem Auto kommt, kann das Fahrzeug in unmittelbarer Nähe des Schlosses auf einem Parkplatz abstellen, der gebührenfrei ist. Sollte der Antigen-Test ein positives Ergebnis ausweisen, so kann an Ort und Stelle zur Abklärung ein PCR-Gurgel-Test durchgeführt werden. Zur Teilnahme am Antigentest ist unbedingt eine vorhergehende Online-Terminreservierung erforderlich. Ab wann eine telefonische Voranmeldung über die Hotline 1450 möglich ist, wird noch bekannt gegeben, hieß es.

45.090 Tests pro Tag möglich

Damit gibt es bald neun große Corona-Teststraßen in Wien: beim Ernst-Happel-Stadion, auf der Donauinsel (Höhe Floridsdorfer Brücke), beim Austria Center Vienna, in der Stadthalle, in der Orangerie in Schönbrunn, in Alt Erlaa, bei der Therme Wien, beim Ferry-Dusika-Stadion und eben ab Samstag im Schloss Neugebäude.

Die neue Testeinrichtung erhöht die Gesamtkapazität der Wiener Teststraßen auf 45.090 Tests pro Tag. Die Wochenkapazität steigt auf 315.630 Tests. Eine weitere Abklärungsmöglichkeit, ob eine Coronavirus-Infektion vorliegt, bieten die Schnupfenboxen. Hier gibt es mittlerweile 30 Standorte über das Stadtgebiet verteilt.