Der Mathematiker und Simulationsexperte Nikolas „Niki“ Popper bei einem APA-Interview
APA/Herbert Neubauer
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Coronavirus

Popper: 15 Prozent hatten bereits Infektion

Laut dem Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Universität (TU) Wien haben bereits rund 15 Prozent der Österreicher eine Infektion überstanden und sind somit zumindest eine gewisse Zeit immun.

Knapp ein Jahr nach den ersten bestätigten Covid-19-Fällen in Österreich zogen am Freitag Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Experten eine Bilanz. Aktuell steigen die Infektionszahlen wieder an. Über mögliche weitere Öffnungsschritte wird erst am 1. März entschieden, kündigte Anschober an – mehr dazu in CoV „wird Teil unseres Lebens bleiben“ (news.ORF.at).

Rund ein Jahr nach den ersten nachgewiesenen Fällen haben laut den Modellen des Simulationsforschers Popper von der Technischen Universität Wien inklusive Dunkelzifferfällen bereits rund 15 Prozent der Österreicher eine SARS-CoV-2-Infektion hinter sich. „Das sind aktuell 1,3 bis 1,5 Millionen Menschen, die zumindest temporär immun sind“, erläuterte Popper. In dieser Ausbreitung sei jedoch die Wirksamkeit der Immunisierung noch gering, dafür müssten 50, 60 oder 70 Prozent der Bevölkerung eine Infektion überstanden haben.

„Impfung ist nicht die Lösung auf Dauer“

Die Impfung ist ein „wirklicher Gamechanger, aber nicht die Lösung auf Dauer, wir werden neue Mutationen erleben, es wird eine neue Normalität geben“, sagte Popper. Wie weit sich die Mutationen bereits ausgebreitet haben, sei schwer einzuschätzen, in einigen Regionen sind es aber bereits über 50 Prozent.

Die Ausbreitung der britischen Mutation B.1.1.7 und der südafrikanischen Mutation B.1.351 sei zwar nicht unterbunden, aber ein „Eskalieren verhindert worden“. Popper geht davon aus, dass „wir mit den jetzt gesetzten Maßnahmen das Explodieren verlangsamen können“. Entscheidend ist, dass mit intensivem Testen und Isolieren die Zahl der Neuinfektionen nach unten gedrückt werden kann. Auch in den „Nasenbohrer“-Tests in Schulen sieht der Forscher „großes Potenzial“, wenn wir Infektionsfälle schnell isolieren.

Popper warnt vor leichtem Anstieg

Die schlechte Nachricht sei, dass die effektive Reproduktionszahl derzeit größer als eins ist. Das heißt, dass ein Infizierter mehr als eine weitere Person ansteckt. Leicht rückläufig wiederum ist weiterhin die Zahl der belegten Spitalsbetten. Nunmehr gehe es nicht um „No-Covid“, sondern um insgesamt niedrige Zahlen.

„Wenn wir jetzt vier Wochen leicht steigen, haben wir es nicht im Griff“, betonte Popper. Es brauche jetzt zumindest Stabilität bzw. leicht sinkende Fallzahlen. Denn nur dann könne man ökonomische, soziale, gesellschaftliche, kulturelle und medizinische Aspekte unter einen Hut bringen. Außerdem müsse die Datenlage verbessert werden, forderte der Wissenschaftler.