Umwelt

100.000 Plastikflaschen am Stephansplatz

Mit einem Müllberg aus rund 100.000 Plastikflaschen hat Greenpeace auf dem Stephansplatz vor wachsenden Müllmengen gewarnt. Die Organisation fordert ein System aus Pfand und Mehrweg. Die Wirtschaftskammer pocht auf realistische Ideen.

Die Müllberge in Österreich wachsen. Laut Greenpeace ist innerhalb von zehn Jahren der Abfall aus Plastikverpackungen wie PET-Flaschen, Folien und Bechern um rund 30 Prozent auf über 300.000 Tonnen jährlich gestiegen. „Die Bundesregierung muss dem Einwegplastik-Wahnsinn endlich ein Ende setzen und klare Reduktionsziele vorschreiben“, forderte Lisa Panhuber von Greenpeace. Der erste Schritt müsse die Umsetzung eines flächendeckenden Pfandsystems mit Mehrwegquoten sein.

1,6 Milliarden Plastikflaschen jährlich

Um auf dieses Anliegen aufmerksam zu machen, türmte Greenpeace einen rund drei Meter hohen Müllberg mit einem Gewicht von drei Tonnen vor dem Stephansdom auf. „Mit all den Plastikflaschen, die jedes Jahr in Österreich anfallen, könnte der Stephansdom zweieinhalbmal komplett ausgefüllt werden“, veranschaulichte Panhuber die Situation. Insgesamt würden jährlich 1,6 Milliarden Plastikflaschen entsorgt.

Der Plastikmüll aus PET-Flaschen, Folien und Bechern sei in Österreich in den vergangenen Jahren auf einen bisherigen Höhepunkt von über 300.000 Tonnen jährlich gestiegen. Setze sich das Wachstum fort, seien es laut einer Schätzung der TU Wien im Jahr 2025 bereits rund 350.000 bis 360.000 Tonnen Plastikverpackungsmüll jährlich, prognostizierte Greenpeace.

Hintergrund der Aktion war auch, dass die Bundesregierung bis Anfang Juli die EU-Einweg-Plastik-Richtlinie umsetzen muss. Demnach müssen 90 Prozent der Plastikflaschen bis 2029 getrennt gesammelt werden. Auch die Umweltschutzorganisation WWF Österreich forderte am Donnerstag via Aussendung die Einführung eines umweltfreundlichen Pfandsystems und die Verankerung von verpflichtenden Mehrweg-Zielen. Zugleich kritisiert der WWF die „anhaltende Pfand-Blockade“ einzelner Wirtschaftsverbände als „kurzsichtig und umweltfeindlich“.

WKÖ will realistische Ideen

Die Wirtschaftskammer Österreich mahnte einmal mehr realistische Vorschläge zur PET-Sammlung ein. Das heimische Lebensmittelgewerbe unterstütze zwar das Ziel, die Recyclingquoten von PET-Flaschen in Österreich zu verbessern, betonte aber gleichzeitig, dass das „aufwändige und teure Konzept eines Pfandsystems, das eine PET-Rücknahme in den Verkaufsstellen vorsieht“, nicht dazu gehöre. Die ganze Pfand-Diskussion verunsichere den Lebensmittel-Einzelhandel, vor allem die ‚Kleinen‘, die um ihre Existenz fürchten müssen“, unterstrich Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer.

Die Interessensvertretung befürwortet stattdessen, das bereits bestehende Sammelsystem auszubauen und an den österreichweit führenden Best-practice-Beispielen zu orientieren, so wie das der Zehn-Punkte-Plan der WKÖ für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft vorsieht. Die Ansicht der WKÖ wollte die Umweltorganisation Global 2000 allerdings so nicht stehen lassen. Das Argument sterbender kleiner Geschäfte durch Pfandsystem sei ein „Scheinargument ohne Substanz“, hieß es postwendend via Aussendung.