Weggesperrte Schanigartentische und -Sesseln vor geschlossenem Lokal
APA/Roland Schlager
APA/Roland Schlager
Coronavirus

Ärztlicher Dämpfer für Öffnungswünsche

Die einen drängen – verständlicherweise – immer deutlicher auf Öffnung. Die anderen mahnen – nachvollziehbar – zur Vorsicht: Die Wirtschaft will Gastronomie und Theater aufsperren und präsentiert Ideen dafür. Doch Mediziner warnen, es sei zu früh dafür.

Zuerst testen, dann essen: In einem Lokal am Alsergrund wird ein mögliches Szenario für eine Öffnung geprobt. In Zusammenarbeit mit der Apotheke im Grätzl stehen Covidtests mit auf der Speisekarte. „Man muss sich dann natürlich anschauen, wie die gesetzlichen Vorgaben sind, aber prinzipiell wäre das schon eine Möglichkeit“, so der Gastronom Dieter Elsler. Gäste, die das Lokal besuchen wollen, könnten dort theoretisch auch gleich den Test machen, um sich für den Besuch im Lokal freizutesten.

Verschiedene Sicherheitskonzepte kamen auch bei einem Öffnungsgipfel der Wirtschaftskammer zur Sprache. Ziel wäre es, den gerade erst bis 9. März verlängerten Lockdown noch vor Ostern zu beenden. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer will konkrete Vorgaben: Die Betriebe „brauchen Planungssicherheit: Die Regierung und die Landeshauptleute müssen sagen und entscheiden, so schaut für diese Branche die Öffnungsperspektive aus.“

Gastronomie und Kultur drängen auf Öffnung

Die Wirtschaftszweige, die bisher Lockdown-bedingt geschlossen sind, machen nun gemeinsam Druck, rasch wieder aufsperren zu dürfen. Aktuelle negative Tests sollen Voraussetzung sein, um ins Wirtshaus oder Theater, ins Hotel oder Kino zu gehen.

Negativer Test als Eintrittskarte

Vier Fünftel aller Österreicherinnen und Österreicher wären bereit, sich freizutesten, um Lokale, Theater und andere Örtlichkeiten wieder besuchen zu können, heißt es. Gastronomie, Kinobetreiber und Theater ziehen dabei an einem Strang: „Man schaut hier das Ticket, hier mein Testergebnis, willkommen im Theater, das ist ja nicht Raketentechnologie, das werden wir alle schaffen, glaube ich“, sagte etwa Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien.

Oder man schraubt die Publikumszahl runter: „Man könnte ja selbst im Lockdown sagen, wir fahren runter mit der Auslastung auf 20 Prozent, es sitzen wenige Leute da, aber man kann fortgehen“, beschrieb Schauspieler Michael Niavarani einen möglichen Weg.

Ärztliches „vorerst Nein“ zu Öffnung Mitte März

Doch selbst mit ausgeklügelten Sicherheitskonzepten kommt für den Chef der Infektiologie an der MedUni Wien, Heinz Burgmann, eine Öffnung etwa Mitte März noch zu früh, wie er im „Wien heute“-Interview betonte: „Ich denke, das ist ein bisschen verfrüht. Die Zahlen sind steigend. Wir sind mit relativ hohen Zahlen aus dem Lockdown herausgekommen. Wenn wir es uns jetzt anschauen, sehen wir, dass die Zahlen wieder im Steigen begriffen sind und es anscheinend auch wieder zu einem exponentiellen Wachstum kommen kann.“

Es wäre die Folge und eben auch die Gefahr, wenn man jetzt sehr rasch in eine dritte Welle hineinkomme, dass es wieder zu mehreren tausend Infektionen komme, mehr Menschen wieder ins Spital müssten, schwerer krank würden und schlussendlich auch wieder die Gesundheitsressourcen sehr stark belastet würden. Allerdings sagte Burgmann auch, dass schon viele Menschen aus den Hochrisikogruppen geimpft seien und dadurch nicht mehr in ein Spital aufgenommen werden müssten.

Die Öffnung von Schulen und Kindergärten begrüßte Burgmann auch angesichts aktueller Schließungen. Kinder müssten auf jeden Fall in die Schule gehen: „Es war klar, dass es da vereinzelt zu Infektionen kommen kann, aber deshalb gibt es die Tests und deshalb soll auch viel getestet werden.“ Es sei jedenfalls besser, einzelne Schulen oder einzelne Klassen zu sperren, wenn es CoV-Infektionen gebe, als den Schulbetrieb generell einzustellen.