Eine Frau hält Geldscheine in der Hand
APA/dpa/Christin Klose
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Wirtschaft

CoV-Pandemie trifft Frauen mehr als Männer

Frauen leiden mehr unter den Folgen der CoV-Pandemie als Männer. Sie sind länger arbeitslos, was fatale Folgen auf die seelische Gesundheit hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter anderem des Instituts für Wirtschaftssoziologie der Uni Wien.

Das habe auch psychische Folgen, zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Depressionen, erklärten Bernhard Kittel und Thomas Resch vom Institut für Wirtschaftssoziologie in einer Aussendung des Vereins „Diskurs – das Wissenschaftsnetz“. Laut Daten auf Grundlage des Austrian Corona Panel Project (ACPP) der Uni Wien wurden 7,3 Prozent der Frauen im ersten Lockdown im April 2020 arbeitslos. Bei den Männern waren es 4,8 Prozent.

Frauen wurden auch öfter in Kurzarbeit geschickt, nämlich 27,4 Prozent gegenüber 23,1 Prozent bei den Männern. Nach dem Lockdown, nämlich im Juli, lagen beide Geschlechter bei der Kurzarbeit gleichauf: Der Anteil an Frauen betrug 19,9 Prozent, jener der Männer 19,4 Prozent. Allerdings waren immer noch sieben Prozent der Frauen ohne Arbeit, ein doppelt so hoher Prozentsatz wie bei den Männern (3,2 Prozent).

Gravierende Verstärkung seelischer Belastungen

„Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und der Maßnahmen zu deren Bekämpfung haben also Frauen schwerer getroffen als Männer“, so Kittel. Als Konsequenz sinke ihr psychisches Wohlbefinden, was sich in einem im Vergleich zu Männern stärker erhöhten Depressionsrisiko zeige. Grund für die negativen Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden sind starke Veränderungen im Leben der Betroffenen, erklären Karsten Paul und Andrea Zechman vom Lehrstuhl für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg.

Diese verlieren ihre Arbeitsaufgaben und Zeitstrukturen und können ihre Fähigkeiten und Kompetenzen nicht mehr einsetzen. Der soziale Kontakt zu Kollegen und Kunden geht verloren, ihr gesellschaftlicher Status sinkt, und das Gefühl, für die Gesellschaft wertvoll zu sein, schwindet. „All diese von Arbeitslosigkeit verursachten Veränderungen wirken seelisch belastend“, so Paul.

„Sinnvoller“ Job enorm wichtig

Wie wichtig Erwerbsarbeit für die geistige Verfassung ist, zeigt sich daran, dass das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme um ein Drittel sinkt, wenn Menschen aus der Arbeitslosigkeit in eine bezahlte Arbeit von nur acht Stunden pro Woche wechseln, berichtete Brendan Burchell vom Institut für Soziologie der Universität Cambridge: „Für die psychische Gesundheit ist es jedoch von enormer Bedeutung, dass der Job auch sinnvoll ist.“

„Vollbeschäftigung rückt aber aufgrund anhaltend geringer Wachstumsraten, der Verdichtung von Arbeit und technologischer Rationalisierung in weite Ferne“, meinte Burchell. Deshalb sei die Politik gefordert, neue Beschäftigungsmodelle zu entwickeln, die den Menschen trotzdem weiterhin sinnvolle Tätigkeiten ermöglichen, um ihre psychische Gesundheit zu erhalten.

Grafik zu Frauen und Finanzen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Erste Bank

Finanzniveau von Frauen unter dem von Männern

Auch unabhängig von der Coronavirus-Pandemie zeigt sich, dass Frauen häufiger als Männer auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Laut einer IMAS-Umfrage im Auftrag der Erste Bank ist drei Viertel der Frauen finanzielle Unabhängigkeit sehr wichtig. Trotzdem sind doppelt so viele Frauen wie Männner von finanzieller Unterstützung abhängig. Auch die Erwerbseinkommen und damit auch die Pensionen liegen demnach nach wie vor klar unter dem Niveau der Männer. „Das sind keine Neuigkeiten, ist aber leider immer noch die Realität der Frauen“, sagte Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank, am Dienstag.