Click and Collect in einem Sportgeschäft in Eisenstadt
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Wirtschaft

Biach will Click&Collect mit Sonntagsoption

Die CoV-Pandemie hat massive ökonomische Auswirkungen. Der Wiener Standortanwalt Alexander Biach hat nun Vorschläge ausgearbeitet, wie die Wirtschaft der Stadt künftig „immuner“ werden könnte. Er fordert etwa Click&Collect mit einer Sonntagsoption.

Der stellvertretende Wirtschaftskammerdirektor und Wiener Standortanwalt – eine Funktion, die in der Wirtschaftskammer angesiedelt ist – kann aktuell nur wenig Erfreuliches vom Standort vermelden. Die Arbeitslosenquote beträgt inzwischen rund 20 Prozent, die Nächtigungszahlen sind in keinem Bundesland so stark eingebrochen wie in Wien, was rund 100 Mio. Euro Mindereinnahmen für die Hotellerie bedeutet.

Auch im Einzelhandel führt Wien die Negativstatistik an, wie Biach im APA-Interview erläuterte. Auch hier beträgt der Umsatzrückgang an die 50 Prozent. Einer der Gründe neben den fehlenden Touristen: „Die Wiener Geschäfte spüren den Onlinehandel viel mehr.“

Abholstationen im öffentlichen Raum gefordert

Biach hat neue Ideen, die, wie er hofft, die Nöte der Wirtschaftstreibenden lindern könnten. Für den Handel sei ein Ausbau der Click&Collect-Strategie nötig, befand Biach. Damit könnte man den regionalen Handel im Wettbewerb mit den internationalen Onlineshops stärken. Eine Abholung solle – sofern nur der Geschäftsinhaber dort zugegen sei – dann etwa auch an einem Sonntag erfolgen, schlug er vor. Damit wäre es möglich, die Einschränkungen durch das Öffnungszeitengesetz zumindest zu reduzieren.

Außerdem plädierte er dafür, Abholstationen im öffentlichen Raum zu errichten, in denen verschiedene Geschäfte ihre Ware deponieren dürfen. Für derartige Stationen im öffentlichen Raum solle ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, forderte der WKW-Vertreter. Auch dort, so hob er hervor, könnten Einkäufe auch am Sonntag eingesammelt werden.

Mehrfachnutzung von Hotels und Home-Office in Lokalen

So solle die Abhängigkeit der Tourismusbranche von internationalen Gästen reduziert werden, da hier noch längere Zeit noch keine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau prophezeit werde, meinte Biach. Möglich sei etwa, Schulen kurzfristig in Hotels unterzubringen. Auch – die teilweise bereits praktizierte – kurzfristige Nutzung von Zimmern für Quarantänefälle soll laut Biach weitergeführt werden.

Er spricht sich weiters für ein öffentliches Haftungsmodell in Sachen Kongresse aus, um hier Veranstalter wieder nach Wien zu locken. Staatliche Garantien würden dabei Ausfälle kompensieren, falls ein Event doch nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Wien war zuletzt viele Jahre lang eine der wichtigsten Destinationen für den lukrativen Kongresstourismus

Der Gastronomie wiederum könnte nach Ansicht Biachs geholfen werden, in dem man Unterstützung bei der Professionalisierung von Lieferservice anbietet. Und: Lokale könnten Plätze für Menschen reservieren, die nicht mehr im Home-Office arbeiten wollen oder können – denen aber auch eine Rückkehr in den Betrieb noch nicht in vollem Umfang möglich ist. Denkbar seien etwa abgetrennte Bereich mit W-Lan-Ausstattung. Corona-Sicherheitsmaßnahmen wie regelmäßige Tests sollen dabei obligatorisch sein.

Für Ansiedlung von EU-Gesundheitsbehörde in Wien

In Sachen Medizin urgierte Biach ein vorausschauendes Engpassmanagement, um die Auswirkungen von Krankheiten und Epidemien möglichst zu reduzieren. Aktuell sei das Management geprägt von immer wieder auftretenden Engpässen, etwa bei Intensivbetten, Schutzmasken, Callcenter-Personal oder Impfstoffmengen.

Auch sei der Mangel an Personal etwa in der Pflege zu beheben. Standortrelevant könnte laut Biach auch sein, die geplante neue EU-Gesundheitsbehörde HERA (European Health Emergency Response Authority) nach Wien zu holen. Dafür sollten sich alle Beteiligten, also Bund und Stadt, einsetzen, forderte er.

Zufrieden zeigte sich Biach damit, dass gemeinsam mit der Stadt und anderen Beteiligten umfangreiche Hilfsmaßnahmen aufgrund der CoV-Krise in die Wege geleitet wurden. „Die Krise hat die Institutionen extrem zusammengeschweißt.“ Vieles sei rasch und unbürokratisch umgesetzt worden – von den Stundungen in Sachen Gebrauchsabgabe bis hin zur Förderung für Fiaker. Biach lobte die Arbeit der Krisensteuerungsgruppe der Stadt, in der städtische Einrichtungen genauso vertreten sind wie die Sozialpartner.