Der Tauernwindpark Oberzeiring, in dem neben Windkraftwerken auch Solarpaneele stehen
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Wirtschaft

Erneuerbare Energie: Akzeptanz sinkt leicht

Knapp drei Viertel der Menschen in Österreich würden den Bau von Wind-, Kleinwasser- bzw. Solarkraftwerken in ihrer Gemeinde befürworten. Die Akzeptanz ist aber rückläufig, vor allem für Windkraftwerke, zeigt eine jährliche Umfrage.

Im Herbst 2020 wollten nur mehr 62 Prozent der gut 1.000 Befragten in ihrer Nähe ein Windkraftwerk. 2017 waren es noch 74 Prozent. Das zeigt eine Studie der Universität Klagenfurt, Wirtschaftsuniversität Wien, dem Beratungsunternehmen Deloitte und der Wien Energie. Auslöser für den Widerstand gegen Windkraftanlagen sind verstärktes Nachdenken über Tier- und Naturschutz und fehlende Transparenz, sagte Studienautorin Nina Hampl von der Uni Klagenfurt am Dienstag.

Interesse an erneuerbarer Heizung steigt

Ein Wasserkraftwerk akzeptieren 71 Prozent in ihrer Gemeinde, eine Fotovoltaikanlage 85 Prozent – 38 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden sogar Solarpaneele in landschaftlich schönen oder unter Naturschutz stehenden Gebieten akzeptieren, „was doch noch ein recht hoher Wert ist“, so Hampl.

Grafik zu erneuerbarer Energie
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Uni Klagenfurt/WU/Deloitte/Wien Energie

Offenbar ist auch das Bewusstsein, etwas für Nachhaltigkeit tun zu müssen, gestiegen. Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 ist der Anteil der Menschen, die nicht über eine erneuerbare Heizung für ihr Eigenheit nachgedacht haben, von 28 Prozent auf 20 Prozent zurückgegangen. „Die Energiewende ist bei der Wärmeversorgung angekommen und betrifft nicht mehr nur Strom und Mobilität“, sagte dazu Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl.

Befragte sehen sich klimafreundlicher

Auch in anderen Fragen gaben die Umfrageteilnehmer häufiger an, sich selber klimafreundlich zu verhalten. So geben etwas mehr Befragte an, öfters auf das Auto zu verzichten, saisonale und lokale Lebensmittel zu kaufen oder der Umwelt zuliebe auf den Flug in den Urlaub zu verzichten. Auch eine „autarke Lebensweise“ führen mehr Menschen an. Strebl sieht zwar im realen Handeln noch einen Abstand zu den Angaben in Umfragen, aber er sagte: „Wir sehen schon auch im konkreten Konsumverhalten bei uns, dass es einen Schwenk zur erneuerbaren Energie gibt und zur nachhaltigen Energieversorgung und zur Elektromobilität.“

Hampl verwies auf die steigende Nachfrage für Bioprodukte im heimischen Handel. Geld in ein Bürgerbeteiligungsprojekt gesteckt haben zwar bisher erst drei Prozent, aber weitere vier Prozent planen eine Beteiligung, und ein Drittel aller Befragten kann sich eine Beteiligung vorstellen – wesentlich mehr als vor vier Jahren.

Weniger Interesse an E-Autos

Durchwachsen ist die Bilanz für Elektroautos: Während sich 2017 und 2018 noch mehr als die Hälfte der Österreicher und Österreicherinnen den Kauf eines E-Autos vorstellen konnten, waren es 2020 nur mehr 43 Prozent. Die Zahl der tatsächlichen Käufer sei aber gestiegen, ergänzte Deloitte-Partner Gerhard Marterbauer. Er ist zuversichtlich, dass mit sinkenden Preisen, zunehmender Reichweite, mehr Auswahl bei den Modellen und mehr Ladestationen auch die Akzeptanz zulegen wird. Jedenfalls wünschen sich nun mehr Menschen zusätzliche Forschung zur Nutzung von Wasserstoff.

E-Auto
APA/Hans Punz

Nicht einmal eines von 100 Autos in Österreich ist ein reines Elektroauto, zeigt eine neue Erhebung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Einzig in der Wiener Innenstadt liegt der Anteil über drei Prozent (3,4 Prozent), das sind 540 E-Autos. Klosterneuburg kommt mit 2,1 Prozent in diesem Ranking des VCÖ auf Platz zwei, dort gibt es aber nur 78 E-Pkws. Wien-Ottakring liegt mit 1,5 Prozent (499 E-Pkws) auf Rang drei. Insgesamt gibt es in Österreich rund 4,95 Millionen Diesel- und Benzin-Pkws – um 109-mal mehr als die knapp 45.000 E-Autos.

Zustimmung zu Maßnahmen gegen Klimawandel

Die Anzahl der Österreicherinnen und Österreicher, die sich sorgen, dass die Bundesregierung nicht genügend konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen wird, ist im Vergleich zu 2019 von 26 auf 22 Prozent gesunken, für Marterbauer ein positives Zeichen: „Die Bevölkerung vertraut darauf, dass Maßnahmen ergriffen werden.“

Parallel dazu befürwortet inzwischen die Mehrheit (52 Prozent) einen Einbaustopp für neue Öl- und Gasheizungen. Vor einem Jahr waren erst 44 Prozent dafür. Auch andere klimapolitische Ziele der Bundesregierung kommen auf hohe Zustimmungswerte. Jeweils 62 Prozent unterstützen das Ziel, bis 2040 Klimaneutralität in Österreich zu erreichen, sowie eine Verpflichtung zur Installation einer Fotovoltaikanlage auf neu errichteten Gebäuden. 58 Prozent sind für die Zwölf-Euro-Flugticketabgabe.

Die Zustimmung zu einer CO2-Steuer von 100 Euro/Tonne ist im Jahresabstand von 32 auf 39 Prozent gestiegen. Ein Verbot für Verbrennungsmotoren in Autos kommt allerdings nur auf 30 Prozent Zustimmung bei 40 Prozent Ablehnung (Rest unentschieden). Drei Viertel der Österreicher gehen davon aus, dass sich der Klimawandel (sehr) negativ auswirken wird, wobei 58 Prozent sagen, dass sie die negativen Auswirkungen bereits spüren – ein Jahr davor hatten das erst 53 Prozent angegeben. Inzwischen glaubt laut Umfrage niemand mehr, dass es keine Auswirkungen geben wird.