Chronik

Gehsteig sackte ein: Cannabis-Plantage flog auf

In Wien hat am Mittwoch ein Prozess rund um eine kurios aufgeflogene Cannabis-Plantage begonnen. Entdeckt wurde sie, weil sich ein Gehsteig abgesenkt hatte. Die Plantage-Betreiber gruben einen Schacht, um eine Starkstromeitung der Wiener Linien anzuzapfen.

Die Plantage in einer Halle in der Brunner Straße in Wien-Liesing flog bereits 2018 auf. Wegen des abgesenkten Gehsteigs wurden die Halle und das umliegende Gelände inspiziert. Dabei zeigte sich, dass die Möchtegern-Anpflanzer besonders dreist vorgegangen sind. Um den benötigten Strom für die Anlage zu bekommen, hatten sie einen zwei Meter tiefen Schacht gegraben, um an die Starkstromleitung der Wiener Linien zu gelangen. Sie zapften die Leitung an, leiteten diese in die Halle um und schlossen sie an einen Transformator an.

Der infolge der Grabungsarbeiten eingesackte Gehsteig verhinderte allerdings die Inbetriebnahme. Das 1,2 Meter breite und 2,6 Meter tiefe Loch war einfach nicht zu übersehen. „Das Ganze war auch eine Sachbeschädigung an kritischer Infrastruktur“, betonte nun die Staatsanwältin zu Verhandlungsbeginn gegen zwei Angeklagte, die gemeinsam mit weiteren Mittätern vorgegangen sein sollen.

Immobilienentwickler angeklagt

Beim einen Angeklagten handelte es sich um einen 36-jährigen Immobilienentwickler. Der Mann hatte die Halle angemietet. Die Staatsanwältin bezeichnete ihn als „Mastermind“, der – wie weitere Erhebungen ergaben – eine zweite Cannabis-Plantage in einer Ortschaft unweit von Wien zum Leben erweckt hätte. In dieser Halle in Niederösterreich habe es bereits die benötigte Infrastruktur – Lampen, Belüftungsanlagen, Stromleitungen, Tröge – gegeben.

Beim Erstangeklagten habe man im Zuge einer Hausdurchsuchung umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, legte die Staatsanwältin dar. Der von Verteidiger Harald Schuster vertretene Immobilienentwickler betonte, er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Er habe die Halle einem Mann weitervermietet, der in bar die Miete bezahlt habe. Mehr habe ihn nicht interessiert. Dass dort offenbar Vorbereitungen zum Suchtgifthandel getätigt wurden, sei ihm „natürlich nicht“ bekannt gewesen.

Verhandlung vertagt

Beim Zweitangeklagten handelte es sich um einen 40-jährigen Arbeiter, dessen DNA-Spuren am Tatort gefunden wurden. „Er ist Arbeiter, er hat dort am Zubau Arbeiten verrichtet“, hielt sein Verteidiger Josef Phillip Bischof fest. Die Verdachtslage reiche für einen Schuldspruch nicht aus. Die Verhandlung wurde auf 23. April vertagt. Es müssen noch zahlreiche Zeugen gehört werden.