Hand hält Schlüssel
ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Immofirmen „scannen“ Grundbücher

Die CoV-Krise hat Immobilien auf dem Land teurer gemacht. Viele wollen der pandemiebedingten Enge der Stadt entkommen. Doch auch in der Stadt steigen die Preise. Die Nachfrage lässt Immofirmen mitunter zu eher ungewohnten Praktiken greifen.

Gleich dreimal innerhalb von 14 Tagen fand eine ältere Dame Post von Immobilienunternehmen in ihrem Briefkasten. Sie lebt in einer kleinen Wohnung in Hietzing, die offenbar auf großes Interesse stößt. Drei Immobilienunternehmen bieten in den durchwegs höflich formulierten Schreiben ihre Hilfe an für den Fall, dass die Dame ihre Wohnung verkaufen möchte. Freilich stand das bis heute und auch weiter nicht in ihrer Absicht. Ähnliches berichtet eine andere Wohnungsbesitzerin.

Die Briefe sind rechtlich in Ordnung. Daten aus dem Grundbuch sind öffentlich einsehbar. Dennoch war aktives Zugehen von Maklern auf Immobilienbesitzer bisher wohl eher selten. Es ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass die Nachfrage nach Immobilien und im Besonderen nach Eigentumswohnungen groß ist. Das geht auch aus einer Analyse der Angebotspreise von Eigentumswohnungen in ganz Österreich hervor, die die Plattform Willhaben jährlich durchführt.

5.449 Euro im Schnitt pro Quadratmeter

In der Pandemie stiegen die Immobilienpreise laut der Analyse in 87 Prozent aller ausgewerteten Bezirke Österreichs. Teilweise habe es richtige Preisexplosionen gegeben, etwa in Völkermarkt in Kärnten mit bis zu 33,2 Prozent und in Neusiedl am See um 27,7 Prozent. Bei den Landeshauptstädten gab es hinter St. Pölten die höchsten Steigerungen in Bregenz (plus 14,5 Prozent) und Klagenfurt (plus 13,7 Prozent). In Wien sind die angebotenen Preise durchschnittlich um sechs Prozent gestiegen. In den restlichen Landeshauptstädten bewegt sich der Zuwachs zwischen vier und zehn Prozent.

Preisanstiege fast in ganz Wien

Zu den Angebotspreisen für Wiener Eigentumswohnungen hieß es im Detail zu den Bezirken, dass „auch diesmal wieder fast allesamt einen Preisanstieg“ verzeichneten. Am stärksten stieg mit 14,4 Prozent der Quadratmeterpreis in Liesing. Dahinter folgen Margareten (13,5 Prozent) und Mariahilf (9,6 Prozent). Minimal günstiger waren Objekte im siebenten Bezirk (minus 0,1 Prozent).

Im ersten Bezirk (12.855 Euro pro Quadratmeter) musste man wieder am tiefsten in die Tasche greifen. Hier stiegen die angebotenen Preise um 8,1 Prozent. Auf den Spitzenreiter folgen die Josefstadt mit 7.243 Euro und Wieden mit knapp mehr als 6.710 Euro. Die günstigsten Bezirke sind Simmering, Favoriten und Rudolfsheim. Jedoch nahmen die Quadratmeterpreise auch in Simmering um 7,4 Prozent zu. Aber selbst ein durchschnittlicher Quadratmeterpreis von 5.449 Euro in Hietzing schreckt offenbar nun auch Makler nicht davon ab, Ausschau nach möglichen Angeboten zu halten.

Hunderttausende Anzeigen verglichen

Für die Auswertung wurden Angebotspreise für ganz Österreich für das Jahr 2020 mit jenen von 2019 verglichen. Dazu wurden Hunderttausende Anzeigen von Willhaben herangezogen, die im Betrachtungszeitraum von 1.1.2019 bis 31.12.2019 bzw. 1.1.2020 bis 31.12.2020 online waren.