Arte Factum von Kaja Clara Joo in der MQ Art Box
Kaja Clara Joo
Kaja Clara Joo
Kultur

Kunst für den Lockdown-Spaziergang

Obwohl die Museen geschlossen sind, können in Wien gerade außergewöhnliche Kunstwerke betrachtet werden – und das im Vorbeigehen. Etwa in U-Bahn-Stationen, in Schaufenstern vieler Lokale und in einer riesigen Glasbox im MuseumsQuartier.

Nachts im MuseumsQuartier sieht es etwas gruselig aus – das Kunstwerk „Arte Factum“ von Kaja Clara Joo. Es bewegt sich wellenartig in einer Glasbox und gibt vor, lebendig zu sein. „Aber in dem Moment, wo man näher kommt und den Blick ein wenig nach oben zieht, sieht man, dass es ein komplett technisches, kinetisches, konstruktives Teil ist“, erklärt die Künstlerin.

Vergängliche Kunst hinter Glas

Die Konstruktion besteht aus 850 Fäden, die im Sand zeichnen. Aber nur noch ein paar Wochen lang. „Dann muss ich das Ganze schweren Herzens in die Mülltonne verfrachten“, so Kaja Clara Joo. Denn ihr Kunstwerk besteht aus lichtempfindlichem Latex, das sich täglich verändert. „Das heißt, über die Ausstellungsdauer wird es immer poröser, weißlicher oder dunkler und schließlich ein ganz bröckeliges Etwas.“ Wer regelmäßig vorbeischaut, kann diesen Verfallsprozess verfolgen.

Kunst hinter Glas

Museen und Galerien haben jetzt wieder geschlossen. Es gibt aber Ausstellungsflächen für Künstlerinnen und Künstler in Wien: In Glasvitrinen an öffentlichen Orten.

Cafés werden Galerien

Auch in Schaufenstern von geschlossenen Geschäften und Lokalen kann Kunst derzeit vorüber- und vorbeigehend erlebt werden. Im Café Europa etwa stellen Studierende der Akademie der Bildenden Künste Plakate mit unterschiedlichen Botschaften aus. Künstlerin Mariella Lehner kämpft mit ihren feministischen Plakaten aktuell gegen Transphobia und gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in Polen. Ihre Plakate hängen in der Stadt auch auf Baustellengittern, wegen der Witterung aber meist nur kurz. „Die Schaufenster geben uns die Möglichkeit, unsere Plakate länger zeigen zu können“, so Lehner.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Kaja Clara Joo im MQ
ORF
Kaja Clara Joo investierte fast 10.000 Euro in ihr Kunstwerk „Arte Factum“ im MuseumsQuartier
Mariella Lehner vor ihren Plakaten
ORF
Mariella Lehner ist auch als Street-Art-Künstlerin bekannt
Kunst von Golif
ORF/ Florian Kobler
Werke von Golif werdem aktuell in der U-Bahn-Station Karlsplatz ausgestellt
Studierende im Red Carpet Showroom
ORF
Studierende der Akademie der bildenen Künste in ihrer Wunderkammer
Waste Art
ORF/ Florian Kobler
„Waste Art“ in der Karlsplatz-Passage
Kunst von Georgia Cremer
ORF/ Florian Kobler
Georgia Creimer im Red Carpet Showroom zwischen der U4 und U1 in der Station Karlsplatz

Museen in U-Bahn-Stationen

Dass auch die Wiener U-Bahn-Stationen immer wieder als „Museen“ dienen, fällt während der Lockdowns besonders auf. In den Red Carpet Showrooms finden alle paar Wochen neue Ausstellungen statt. Am Karlsplatz etwa haben Studierende der Akademie der Bildenden Künste ein „Kuriositätenkabinett“ bzw. eine „Wunderkammer“ gestaltet. „Wunder in dem Sinn, dass man den Fokus der Vorbeigehenden vielleicht erwischt. Auch wenn es nur ein kurzer Moment ist“, erklärt Künstlerin Katarina Michelitsch.

Das sei momentan besonders wichtig, findet auch Künstlerin Anna Dian. Es sei wichtig, sichtbar zu sein und „zu zeigen, dass künstlerische Produktion nach wie vor stattfindet.“ Und helfen kann, dem Alltag zu entfliehen – in Coronazeiten eine besondere Kunst.