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APA/Roland Schlager
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Coronavirus

CoV-kranke Eltern: Stadt betreibt Krisenzentrum

Sind Eltern an Covid-19 erkrankt, können sich diese oft nicht mehr um ihre Kinder kümmern. In Wien gibt es deshalb ein eigenes Krisenzentrum der Kinder- und Jugendhilfe. Selten kommen die Kinder auch mit ins Spital.

Das CoV-Krisenzentrum der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) befindet sich in Wien-Donaustadt, die genaue Adresse wird zum Schutz der Betroffenen nicht genannt. Eingerichtet wurde das Zentrum bereits im Vorjahr. Bis zu acht Kinder können hier untergebracht werden, zum Beispiel weil ihre Eltern mit einer Covid-19-Erkrankung im Spital sind – und die Kinder nicht einfach zu den Großeltern können, weil sie selbst infiziert sind oder sein könnten.

Die Betreuung im Krisenzentrum würden Sozialpädagoginnen und -pädagogen übernehmen, die in der Regel schon geimpft seien, erklärte eine Sprecherin der Kinder- und Jugendhilfe gegenüber Radio Wien. Es gebe einen Notfall-Dienstplan, der jederzeit aktiviert werden könne. In Absprache mit der Gesundheitsbehörde könne es auch sein, dass für die Betreuung weitere Schutzmaßnahmen wie Masken und Handschuhe notwendig seien.

Eine Notunterbringung wegen CoV-Erkrankung

Bisher musste in dem Krisenzentrum laut Kinder- und Jugendhilfe jedoch nur eine Handvoll Kinder notuntergebracht werden. Nur einmal sei dabei die Coronavirus-Erkrankung der Obsorgeberechtigten auch der Anlass für die Unterbringung gewesen, so die Sprecherin. In den anderen Fällen sei die Kinder- und Jugendhilfe aus anderen Gründen aktiv geworden – und es habe sich dann beispielsweise herausgestellt, dass ein Kind ein Coronavirus-Verdachtsfall sei.

1.130 Neuinfektionen

Am Mittwoch wurden in Österreich 3.101 CoV-Neuinfektionen gemeldet – davon 1.130 in Wien. Österreichweit gibt es 29 neue Todesfälle, zwölf in Wien. 581 Menschen liegen auf der Intensivstation, 221 in Wien und damit um zwölf weniger als am Vortag.

Neben dem Krisenzentrum gibt es weitere mögliche CoV-Betreuungsplätze in privaten Einrichtungen, mit denen die Kinder- und Jugendhilfe zusammenarbeitet. Man habe hier in Wien eine gute und kindgerechte Lösung gefunden, betonte die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal gegenüber Radio Wien. Die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft überprüfe die CoV-Notbetreuungseinrichtungen regelmäßig.

Krisen-Pflegeeltern nehmen in Wien derzeit keine infizierten oder möglicherweise infizierten Kinder auf. Das könne sich aber in Zukunft ändern, meinte die Sprecherin der Kinder- und Jugendhilfe. Derzeit seien die Krisen-Pflegeeltern erst einmal gegen das Virus geimpft worden, hätten also noch nicht den vollen Impfschutz.

Auch Vermittlung von Familienhilfe möglich

Familien, die aufgrund einer Coronavirus-Erkrankung Hilfe bei der Versorgung der Kinder benötigen, können sich in Wien telefonisch bei der zentralen Hotline der Kinder- und Jugendhilfe melden – unter der Nummer 01/4000-8011. Auch ein Kontakt über die Servicestellen oder die Familienzentren ist möglich.

Man versuche zunächst immer, andere Lösungen als eine Notunterbringung zu finden, betonte die Sprecherin der Kinder- und Jugendhilfe: zum Beispiel, dass geimpfte oder immune Verwandte oder Bekannte die Kinder übernehmen, oder Nachbarn im Alltag unterstützen. Möglich sei auch die Vermittlung einer Familienhilfe der Caritas oder eine kurzfristige finanzielle Unterstützung.

Rund zehn Spitalsaufnahmen aus „sozialen Gründen“

In seltenen Fällen werden infizierte Kinder auch gemeinsam mit ihren erkrankten Eltern im Spital aufgenommen. Erste Anlaufstelle ist laut Wiener Gesundheitsverbund die Klinik Ottakring. Seit März 2020 seien hier rund zehn infizierte Kinder aus sozialen Gründen aufgenommen worden, teilte eine Sprecherin auf Anfrage von Radio Wien mit. Meistens gelinge es aber, die Kinder von anderen nahen Bezugspersonen betreuen zu lassen. Häufig hätten die Kinder zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme ihres Elternteils auch bereits wieder einen negativen Covid-19-Befund.