Die Ankerbrot-Fabrik in Favoriten
APA/Herbert Pfarrhofer
APA/Herbert Pfarrhofer
Wirtschaft

Ankerbrot bleibt vorerst in Favoriten

Die Wiener Großbäckerei Ankerbrot spürt die Coronakrise und nimmt ihren Plan zurück, Firmensitz und Produktion nach Simmering zu verlegen. Teile der Fertigung übersiedeln aber wie geplant nach Lichtenwörth. Die Mitarbeiter sollen gehalten werden.

Das Grundstück in Favoriten, auf dem Ankerbrot derzeit noch mit Firmensitz und Produktion aktiv ist, gehört längst einem neuen Eigentümer. Die Großbäckerei hatte Mitte 2019 angekündigt, dort noch drei bis fünf Jahre zu bleiben, also bis längstens 2024. An dem Standort in der Absberggasse sind aktuell 400 Mitarbeiter beschäftigt, rund die Hälfte davon in der Produktion, der Rest in Verwaltung (100 Arbeitnehmer) und Logistik.

Die Suche nach einem neuen Standort für das Headoffice und die Versorgung der Filialen in Wien läuft. Entsprechende Möglichkeiten würden in enger Kooperation mit der Wirtschaftsagentur der Stadt Wien ausgelotet. „Am liebsten würde ich in Favoriten bleiben“, sagte Ankerbrot-Geschäftsführer Walter Karger. Die Großbäckerei wurde dort 1891 gegründet.

Teilverlegung nach Lichtenwörth findet statt

Hingegen wird die Teilverlagerung der Fertigung von Wien nach Lichtenwörth bei Wiener Neustadt wie angekündigt durchgezogen. Die genaue Dimension des Ausbaus dort stehe aber noch nicht fest, sagte Ankerbrot-Geschäftsführer Walter Karger. Das werde in den kommenden Monaten ausgearbeitet. „Baubeginn wird heuer sicher nicht sein, davor brauchen wir noch die genaue Planung und die Ausschreibung – wir müssen auch abwarten, wie sich die gesamte Situation entwickelt und stabilisiert.“

Von dem niederösterreichischen Standort aus soll der Lebensmittelhandel beliefert werden. Ankerbrot will dann „versuchen, so vielen Mitarbeitern aus Favoriten wie möglich eine Arbeitsplatz in Lichtenwörth anzubieten“, betonte Karger unter Verweis auf wertvolles Know-how, das nicht verlorengehen solle. Es werde auch der Einsatz von Shuttlebussen von Wien nach Niederösterreich angedacht.

Mitarbeiter halten, Investitionen kürzen

Die Coronavirus-Pandemie und damit verbunden der Rückgang der Kundenfrequenz "trifft uns sehr schwer“, sagte Karger im Gespräch mit der APA. Dennoch will das 130 Jahre alte Traditionsunternehmen seine 130 Filialen und 1.300 Mitarbeiter auch in der Krise halten. Dafür würden eben Investitionen wie die Verlagerung nach Simmering gekürzt: „Wir gehen davon aus, dass irgendwann wieder Normalität zurückkehrt, dass Frequenz zurückkehrt, dass alle Filialstandorte gerechtfertigt sind.“

In der Unternehmensbilanz hinterließ die Pandemie gleich im ersten Jahr deutliche Spuren. Der Umsatz brach 2020 gegenüber dem Jahr davor von 115 auf 95 Mio. Euro ein. Ankerbrot war damit nach zwei Jahren der Erholung wieder in den roten Zahlen. „Wir sind über alles ungefähr um 20 Prozent zurückgefallen“, so Karger. Die Umsatzeinbußen infolge der Schließung der Kaffee- und Gastronomiebereiche in sämtlichen Filialen über einen sehr langen Zeitraum sowie die fehlenden Einnahmen aus Gastronomie und Hotellerie konnten über den Lebensmittelhandel nicht aufgefangen werden.