Wiedereröffnung des Flohmarkts beim Naschmarkt
APA/Herbert P. Oczeret
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Politik

Bürger werden zu Naschmarkthalle befragt

Auf dem Naschmarkt-Parkplatz bei der U4-Station Kettenbrückengasse soll laut SPÖ-NEOS-Koalitionspakt eine Markthalle mit Ständen und Gastronomie entstehen. Die Details sind noch offen, am Montag wurde ein Bürgerbeteiligungsverfahren gestartet.

Die Halle soll am Naschmarktparkplatz entstehen, die Fläche gehört zu den größten Asphaltwüsten im inneren Stadtbereich. Dort, wo bis Anfang der 1970er-Jahre noch Marktgebiet war, parken nun Autos. Deren Zahl ist allerdings überschaubar. Im Durchschnitt ist die Abstellfläche laut Stadt lediglich zu 40 Prozent ausgelastet. Lebendig wird es dort nur an Samstagen, wenn der Parkplatz zum Flohmarkt wird. Der soll auch nach dem Umbau dort stattfinden, wird versprochen.

Höhere Aufenthaltsqualität

Der Naschmarktparkplatz zwischen Kettenbrückengasse und Rüdigerhof ist nicht nur eine wenig attraktive Gegend, sondern im Sommer mit rund 12.000 Quadratmetern eine der größten Hitzeinseln der Stadt, wie Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) berichtete. Der Hotspot soll nun entschärft und begrünt werden. „Das Ziel ist ein kühler Ort mit ausreichend Schatten, möglichst viel Grün und hoher Aufenthaltsqualität.“

Befragung zur Markthalle am Naschmarkt

Ein Teil der Parkplätze am Naschmarkt soll ein Dach bekommen, geht es nach der Rot-Pinken-Stadtregierung. Jetzt werden Anrainer und Anrainerinnen befragt, aber die Grünen im Bezirk sprechen von einer Vorentscheidung. Kritik kommt auch von der FPÖ.

Herzstück des Projekts soll eine offene Markthalle werden. Vorgesehen ist ein überdachter Bereich, in dem vor allem regionale Produkte angeboten werden. Für die genaue Umsetzung soll die Bevölkerung im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens miteinbezogen. Für die Befragung wurden ein Infoschreiben und eine Rückmeldekarte an 10.000 Haushalte rund um den Naschmarktparkplatz in den Bezirken Wieden, Margareten und Mariahilf geschickt.

Freie Vorschläge möglich

Auf der Rückmeldekarte oder auf der Website können frei Vorschläge eingebracht werden. Auf der Website können sich alle Wienerinnen und Wiener beteiligen. Fix ist: Der Flohmarkt an Samstagen soll erhalten bleiben. Im Mai und Juni soll es an Ort und Stelle Gesprächstermine mit den Bezirksvorsteherinnen bzw. dem Bezirksvorsteher der Anrainerbezirke geben.

Anfang Juli sollen die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens präsentiert werden. Die bilden die Grundlage für den Gestaltungswettbewerb, der dann im Herbst starten soll. Das Siegerprojekt soll im ersten Quartal 2022 präsentiert werden.

Fotovoltaik und Kühlung

Wenn es technisch umsetzbar ist, soll das Dach der Markthalle begrünt und mit Fotovoltaikelementen ausgestattet werden. Versprochen werden auch Cooling-Elemente rund um das Gebäude – wobei Sima klarstellte: Mit richtigen Bäumen ist eher nicht zu rechnen. Denn bei der Fläche handelt es sich um die Wienfluss-Überbauung, also um eine Brückenkonstruktion, auf der laut der Planungsstadträtin keine großen Schattenspender gepflanzt werden können.

Angedacht sind darum andere Elemente, die den nötigen Schatten bieten könnten, aber auch die Begrünung mit flachwurzelnden Pflanzenarten oder die Kühlung durch verschiedene Wasserelemente. Auch eine Nutzung der Windströmung wird geprüft. Änderungen des Oberflächenbelags und Teilentsiegelungen sind laut Sima ebenfalls vorstellbar.

Rendering Gestaltung Naschmarkt
Grüner Klub Rathaus/Kathi Puxbaum
Die Grünen stellten im Wahlkampf einen Plan für einen Park vor

Eigene Grünen-Umfrage gegen Halle

Wenig erfreut über das Projekt sind die Wiener Grünen, die bis vor kurzem noch das Verkehrs- und Planungsressort innehatten. Es werde nun noch mehr Beton und Stahl geben, beklagte der nicht amtsführende Stadtrat Peter Kraus in einer Aussendung am Montag. „Es ist also fix, dass eine Markthalle kommt. Wie diese zur Abkühlung des Hitzepols mitten in der Stadt beitragen soll, ist vollkommen rätselhaft. Außerdem wird damit das Jugendstilensemble entlang der Wienzeile verschandelt.“

Die Stadträtin und der Mariahilfer Bezirksvorsteher würden zudem auch eine Entscheidung des Bezirksparlaments ignorieren, das sich einstimmig für eine ergebnisoffene Befragung der Anrainerinnen und Anrainer ausgesprochen habe, kritisierte Kraus. Er plädierte für die Errichtung eines Naschmarkt-Parks mit Bäumen, Grün- und Wasserflächen. Zudem wies er auf eine von den Grünen durchgeführte Befragung in Mariahilf hin. Rund 80 Prozent hätten dabei eine Markthalle abgelehnt, berichtete er.

FPÖ fordert ergebnisoffene Beteiligung

Skeptisch äußerten sich auch die Freiheitlichen. Eine Bürgerbeteiligung, so befand der Mariahilfer FPÖ-Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer, könne nur ergebnisoffen stattfinden. Sima hingegen habe bereits fix fertige Pläne. Ein Erhalt des Status quo werde von der Stadtregierung offensichtlich nicht in Erwägung gezogen: „Mit vollen Händen will Frau Sima hier das Geld der Steuerzahler für ein Projekt, für welches es bestimmt keine Mehrheit in der Bevölkerung gibt, hinauswerfen.“ Jede Veränderung, so hielt Kohlbauer fest, zerstöre etwa die Größe und den Charakter des Flohmarktes.