AKH Wien, Medizinische Universität
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Coronavirus

Großer Andrang auf „Long Covid“-Ambulanz

Etwa zehn Prozent aller CoV-Infizierten leiden unter Spätfolgen wie Erschöpfung, Kreislaufproblemen und Konzentrationsstörungen. In Wien wurde dafür im AKH vor einem Monat die erste „Long Covid“-Ambulanz eingerichtet – und der Bedarf ist enorm.

„Ursprünglich haben wir geplant, fünf Patienten pro Woche zu behandeln. Die bisherige Anzahl der behandelten Patienten ist aber fast dreimal so hoch, weil der Bedarf so groß ist“, schildert die Leiterin der „Long Covid“-Ambulanz, Mariann Gyöngyösi, im Ö1-Morgenjournal. Der Kalender der Ambulanz sei bereits bis September voll.

Die meisten Patientinnen und Patienten in der Ambulanz sind laut Gyöngyösi zwischen 20 und 50 Jahren alt. Der jüngste Patient ist 18, die älteste Patientin 85. Zu 70 Prozent sind Frauen betroffen. Die meisten Patientinnen und Patienten würden über Müdigkeit, Erschöpfung und Herzrasen klagen, aber auch über neurologische Probleme, sagte Gyöngyösi: „Zum Beispiel Gedächtnisstörungen und Wortfindungsstörungen, die alle zu einer reduzierten körperlichen Belastbarkeit und zu psychosomatische Erkrankungen führen.“

Leidensweg Long Covid

Vor einem halben Jahr hatte Veronika Corona. Jetzt leidet sie an Long Covid.

Forderung nach Ambulanznetzwerk

Die Ärztin hofft, dass die Kapazität der Ambulanz möglichst bald aufgestockt wird. Es sei medizinisch nicht sinnvoll, wenn eine Person Symptome habe und erst fünf Monate später einen Termin bekomme, betonte Gyöngyösi. Die Zahl der Betroffenen wird wohl weiter stark ansteigen: Bei 2.000 CoV-Neuinfektionen täglich würden jeden Tag quasi auch 200 „Long Covid“-Betroffene „generiert“, skizziert Gyöngyösi.

Betroffene werden in Österreich derzeit unter anderem auch an der Abteilung für Lungenheilkunde in Innsbruck oder an der kürzlich eröffneten „Long Covid“-Ambulanz betreut. Gyöngyösi fordert, ein landesweites Ambulanznetzwerk aufzubauen, um alle Untersuchungen und Behandlungen jeweils an einem Institut durchführen zu können. Das würde Betroffenen viel Zeit sparen – und viel Überwindung und Anstrengung vermutlich auch.