70 Jahre Wiener Festwochen
ORF/Günther Pichlkostner
ORF/Günther Pichlkostner
Kultur

Wiener Festwochen werden im TV eröffnet

Heute Abend werden die 70. Wiener Festwochen eröffnet. Coronavirusbedingt muss das Eröffnungskonzert – unter anderem mit Soap&Skin und Die Strottern – ohne Publikum auf dem Rathausplatz stattfinden. Es wird allerdings auf ORF2, 3sat und ORF.at übertragen.

„Wir haben Künstlerinnen und Künstler ganz unterschiedlicher Genres und die aus verschiedenen Teilen der Welt kommen, aber in Wien leben, eingeladen, um die Vielfalt dieser Stadt zu zeigen“, sagte Paul Gallister, musikalischer Leiter des auf dem Rathausplatz stattfindenden Abends.

TV-Hinweis:

70 Jahre Wiener Festwochen – Das Konzert

  • Vorschau um 19.00 Uhr in „Wien heute“, ORF2
  • Eröffnung ab 21.20 Uhr auf ORF 2 und 3sat und ORF.at

Außerdem soll eine Brücke zur geplanten Eröffnung des vergangenen Jahres, die wegen der Pandemie abgesagt und – anlässlich des Jubiläumsjahrs zum 250. Geburtstag des Komponisten – Beethoven in den Mittelpunkt gerückt hätte, geschlagen werden.

„Alle Menschen san ma zwider“

Insofern legen nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) das Koehne Quartett und Phoen Extended mit Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“ los. Danach interpretiert das Wienerlied-Duo Die Strottern den misanthropischen Song „Alle Menschen san ma zwider“.

Strottern-Hälfte Klemens Lendl will das Lied aber nicht als Freudenbekundung über das abwesende Publikum verstanden wissen. „Man vermisst die Leute schon sehr“, sagt er nach 15 Monaten Pandemie. Über die Teilnahme an der Festwochen-Eröffnung freut er sich insofern, als diese „kein Museumsfestival“ sind, „wo man das hört, was man eh immer hört, sondern immer Neues und Spannendes hören kann“. Neben der Eigenkomposition „schaun, zaahn, drahn“ performen Die Strottern gemeinsam mit Percussionist Amir Wahba und dem Herbert Pixner Projekt auch den Volksliedklassiker „O du lieber Augustin“.

Mira Lu Kovacs am Freitag, 11. Mai 2018, auf dem Rathausplatz in Wien bei der "Eröffnung der Wiener Festwochen 2018
APA/Hans Punz
Neben Soap&Skin, Die Strottern, Ernst Molden und vielen mehr steht auch Mira Lu Kovacs wieder auf der Festwochen-Bühne

Festzug für Fernsehpublikum

Dass der Auftritt am Freitag ohne Menschen stattfinden wird, sieht Pixner gelassen: „Ganz egal, ob Publikum da ist oder nicht – wir freuen uns, zusammen wieder Musik machen zu können. Es ist schön, die Instrumente nach eineinhalb Jahren wieder auszupacken.“ Grundsätzlich ist der in Südtirol geborene Musiker aber schon der Überzeugung, dass es ohne Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Dauer nicht geht: „Wir haben uns jetzt eineinhalb Jahre digital über Wasser gehalten, aber es braucht die Interaktion mit Menschen vor Ort.“

Neben Hernan Toledo & Tango Friends steht Pixner am Freitag auch mit der iranstämmigen Sängerin Golnar Shahyar auf der Bühne, um ihr Stück „Negaram“ darzubieten. Sie habe das Lied für ihre Schwester geschrieben, die weit weg in Toronto lebt: „Es geht um Sehnsucht“, erzählte Shahyar. Zerstreute Familien seien das Schicksal vieler Iranerinnen und Iraner. Trotz Abwesenheit des Publikums sei das Festwochen-Konzert ein „riesiger Schritt“ zurück auf die Bühne.

Gut ein Dutzend Beiträge stehen am Eröffnungsabend auf dem Programm. Mit dabei sind neben den genannten Künstlerinnen und Künstlern etwa auch Mira Lu Kovacs, Marie Spaemann, Lukas Lauermann und Ernst Molden. Zum Abschluss wartet ein von Choreografin Florentina Holzinger konzipierter „Festzug“ auf das Fernsehpublikum. Zu zwei Kompositionen von Anja Plaschg alias Soap&Skin wird es eine Art viertelstündige performative Intervention mit zwei Lkws und sechs Pkws geben.

Festwochen werden Festmonate

Die Wiener Festwochen bieten im heurigen Jahr insgesamt 34 Produktionen aus den Genres Theater, Tanz, Musik und Performance. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie hat man sich entschieden, das Festival in zwei Etappen stattfinden zu lassen. Der erste Teil erstreckt sich von 3. Juni bis Mitte Juli, der zweite von 24. August bis Mitte September. Für das Programm im Juni und Juli begann am Freitag der Kartenverkauf.

Ausstellungshinweis:

„And if I devoted my life to one of its feathers?“, von 15. Mai bis 26. September, Kunsthalle Wien

Festwochen-Ausstellung in Kunsthalle

Am Samstag wird die Festwochen-Ausstellung „And if I devoted my life to one of its feathers?“ in der Kunsthalle Wien eröffnet. Kurator Miguel A. López schlägt dabei einen breiten, man könnte auch sagen arbiträren Bogen über den Globus und seine Themen. Der im bunten Gewirr nur schwer auszumachende rote Faden ist dabei die Anti-Position, wie bei der Präsentation am Freitag deutlich wurde.

Ausstellung zu den Festwochen in der Kunsthalle
eSeL.at – Lorenz Seidler
In der Mitte des Ausstellungsraumes steht ein monumentaler Wollwald von Cecilia Vicuñas

Es geht um den politischen Kampf gegen Unterdrückung, gegen Fremdbestimmung über den eigenen Körper und seine vermeintliche Geschlechterrolle, gegen die Zerstörung der Umwelt und die Auslöschung indigener Kulturen. Ebenso variantenreich wie die Themen sind die Mittel, derer sich die gut 35 Künstlerinnen und Künstler vom Amazonas, aus Indien oder Australien bedienen. Textilarbeiten reihen sich an Scherenschnitte, Videobeiträge finden sich neben Installationen, Gemälde nahe von Skulpturen.

Dominant in der Mitte des Raumes positioniert sich Cecilia Vicuñas monumentaler Wollwald „Burnt Quipu“ (2018) aus gefärbter Wolle, dem deutlich kleiner Anna Boghiguians Papierschnitte entgegenstehen, die auf die vermeintliche Vorherrschaft des Menschen über die Umwelt reflektieren. Vlasta Delimar hält mit Fotografien von Orgasmen und Sexualakten ein Plädoyer für selbstbestimmte Sexualität, wohingegen beispielsweise Sandra Salazar mit Keramikobjekten unter dem Titel „Genitales“ die menschliche Anatomie abstrahiert.