Neuer Wiener Busterminal
ZOOMVP_BUD
ZOOMVP_BUD
Wirtschaft

Busterminal auf zwei Etagen und „Landmark“

Wien setzt nach dem Ausbau des Flughafens und dem Bau des neuen Hauptbahnhofs nun auch auf die Straße. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) präsentierte am Dienstag Details zum Bau eines großen, internationalen Busterminals neben dem Stadioncenter am Handelskai.

Die Zu- und Abfahrt der Fernbusse wird über die Anschlussstelle Handelskai der A23 und über den Handelskai in den bzw. aus dem Busterminal erfolgen. Damit wird es in der Meiereistraße, der Engerthstraße und am Marathonweg keine Fernbusse mehr geben.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Neuer Wiener Busterminal
ZOOMVP_BUD
Ein Rendering des „Zentralen Fernbus-Terminals“ in Wien.
APA/ZOOMVP.AT
Neuer Wiener Busterminal
ZOOMVP_BUD
Neuer Wiener Busterminal
ZOOMVP_BUD

Der neue Terminal hat zwei Geschoße, ein Erdgeschoß mit Abfertigungszone sowie ein Untergeschoß für die An- und Abfahrt der Busse. Hier befinden sich die Bussteige. Der im Vergleich zum Stadion Center etwa zwei Meter tiefer liegende Handelskai ermöglicht die Anordnung der Bussteige in einer kreuzungsfreien Rundumschleife mit mittigem Bussteig.

Sanitärräume mit Duschmöglichkeiten

In der hell ausgestalteten Passagierzone auf Ebene 0 sind Ticketverkauf und Information, Gastronomie und Shops sowie Wartebereiche, Schließfächer und Sanitäreinrichtungen zu finden. Das Verkehrsgeschoß mit den Ankunfts- und Abfahrtsstationen auf Ebene -1 wird per Lift, Rolltreppe und Stiegen erreichbar sein.

Auch dort gibt es Sanitärräume inklusive Duschmöglichkeiten für die ankommenden Fahrgäste. Zugang haben nur Reisende mit gültigem Ticket. Im neuen Fernbusterminal wird rund um die Uhr Security anwesend sein, auch die Leitstelle wird 24 Stunden besetzt sein.

Begrüntes Dach als Herzstück

Gewinner des internationalen Architektenwettbewerbs ist das Wiener Büro Burtscher-Durig, das sich unter 27 Bewerbern durchgesetzt hat. Bewertet wurden auch Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit im Betrieb und in der Erhaltung. Herzstück des Siegerentwurfs bildet ein markantes, luftiges Dach, das die beiden Baukörper und das Verkehrsgeschoss miteinander verbindet.

Busterminal auf zwei Etagen geplant

Wien setzt nach dem Ausbau des Flughafens und dem Bau des neuen Hauptbahnhofs nun auch auf die Straße. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) präsentierte am Dienstag Details zum Bau eines großen, internationalen Busterminals neben dem Stadioncenter am Handelskai.

Die Dachlandschaft besteht aus abwechselnd verglasten und begrünten Feldern und ist nicht nur ein Wetterschutzelement, das Ein- und Durchblicke ermöglicht, sondern auch ein Aufenthaltsraum für alle mit Sitznischen und einer Terrasse.

Hochhaus über Terminal als „Landmark“

Ein Weg über das Dach durch den dort angelegten Park verbindet den Prater, das Stadion Center und das Donauufer. Die rundherum verglaste Wartehalle des Terminals bietet die Möglichkeit, während des Wartens auf den Bus das Treiben zu beobachten. Das Hochhaus über dem Terminalbereich wurde als eine starke, eigenständige „Landmark“ konzipiert.

Es betont das Ende der Engerthstraße, ist 90 Meter hoch und zeichnet sich durch zweigeschoßige Gebäudeeinschnitte mit begrünten Wintergärten und Fernblick aus. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine Rooftop-Bar.

Eigene Betreiber GmbH

Es sei eines der „ganz großen Infratrukturprojekte für die nächsten Jahre in Wien“, sagte Ludwig. Mit dem Bau soll nächstes Jahr begonnen werden. Die Pläne für Flächenwidmung und Bebauung sollen zügig erstellt werden. Das Projekt vereine viel Grün auf dem Dach und rund um das Areal, ein smartes Energiesystem und verkehrsberuhigende Begleitmaßnahmen, fügte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hinzu.

Nicht zu vergessen sei die besondere Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit der U2-Station Stadion und mehreren Buslinien. Betrieben wird der Terminal künftig von der BGR (betreibergesellschaft) Busterminal GmbH. Sie besteht aus den Firmen Blaguss, Gschwindl und Dr. Richard. Und als Investor ist die Donau Busterminal Realisierungs GmbH der Investoren Ariel Muzicant und Markus Teufel mit an Bord, gab Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) bekannt.

Die IES Immobilien-Projektentwicklung GmbH wird das Projekt für die beiden Investoren entwickeln. Eigentümerin der Liegenschaft bleibt die WH Fernbus-Terminal Projektentwicklung GmbH, die zur Wien Holding gehört und das Baurecht an den Errichter sowie die Dienstleistungskonzession an den Betreiber vergibt.

Busreisen beliebt

Die Notwendigkeit eines neuen Busterminals für Wien ist unumstritten. Die aktuell vorhandenen drei Terminals an drei Standorten sind laut Ludwig in die Jahre gekommen. Zudem seien Busreisen in den Jahren vor der CoV-Pandemie immer beliebter geworden, quer durch alle Schichten. So sei es Ziel geworden, von Wien aus alle großen Zentren in Europa mit Bussen erreichbar zu machen.

Im Jahr vor der Pandemie seien rund 200.000 Ankünfte und Abfahrten mit Fernbussen registriert worden. Rund fünf Millionen Passagierinnen und Passagiere seien per Bus nach Wien oder von Wien weg gefahren.

Rascher Baustart gefordert

Erfreut reagierte die Wirtschaftskammer. „Der neue Fernbusterminal ist eine wichtige Investition zur richtigen Zeit“, zeigte sich Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, überzeugt. Davor Sertic, Spartenobmann Transport und Verkehr, forderte einen schnellen Baustart, „bevor das Projekt wieder liegen bleibt“ – denn er ist überzeugt: „Der Fernbus als bequeme und nachhaltige Alternative zum Individualverkehr wird auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.“

Von „Meilenstein“ bis komplette Ablehnung

Mahnende Worte kamen indes vom ehemaligen Koalitionspartner der SPÖ, den Grünen. Diese waren bis zum Vorjahr in das Projekt involviert. Sie forderten, dass das Vorhaben „positive Auswirkungen für die Bevölkerung“ haben müsse. Dazu gehöre etwa, dass diese nicht von den Zu- und Abfahrten belastet werde. Der aktuelle SPÖ-Regierungspartner NEOS hob in seiner Reaktion unterdessen das große Potenzial des Projekts hervor. „Nicht nur für den Mobilitätssektor, sondern auch für die Stadtentwicklung stellt das Projekt einen wichtigen Meilenstein dar.“

Eher mit Ablehnung reagieren ÖVP und FPÖ. Für die ÖVP sind nach wie vor viele Fragen offen, etwa Details zur verkehrstechnischen Lösung und zur Bürgereinbindung. Hier erwarte man sich mehr Klarheit. Und die FPÖ lehnt das Projekt komplett ab. Ein unersetzbares Naherholungsgebiet und Tausende Anrainer würden im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommen.