Patient im Schlaflabor
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Chronik

Großer Andrang auf Schlaflabore

Seit der CoV-Pandemie hat sich die Zahl der Personen mit Schlafstörungen laut Donau-Universität Krems mehr als verdoppelt: von sieben auf über 15 Prozent der Bevölkerung. Im Schlaflabor des AKH registriert man einen enormen Zulauf.

Seit der CoV-Pandemie meldeten sich besonders viele Menschen zur Untersuchung im Schlaflabor an, sagte Stefan Seidel, der die neurologische Schlafambulanz an der MedUni Wien leitet, im Ö1-Morgenjournal. „Die Wartezeit bei uns in der Schlafambulanz beträgt momentan zwischen sechs und sieben Monate für einen Ersttermin. Wir haben aber auch schon einen Aufnahmestopp eingerichtet, um die Warteliste einmal abarbeiten zu können“, sagte Seidel.

Auch Kinder und Jugendliche betroffen

Schlafstörungen steigen besonders bei Kindern und Jugendlichen. Eine Untersuchung der Uni Salzburg besagt, dass jeder dritte Sechs- bis 14-Jährige unter Problemen mit dem Ein- und Durchschlafen leidet. Eine Studie der Donau-Uni Krems zeigt, dass ein Viertel der 18- bis 24-Jährigen Schlafstörungen hat.

„Die haben einerseits den Bewegungsmangel, aber auch den Mangel an Lichtexposition, weil die Menschen einfach viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu Hause verbracht haben. Gerade körperliche Aktivität und Lichtexposition sind zwei wesentliche sogenannte Zeitgeber, also Taktgeber“, erläuterte Seidel.

„Und dann schließt sich ein Teufelskreis“

Im Schlaflabor wird nach dem Erstgespräch medizinisch abgeklärt, ob der schlechte Schlaf organische Ursachen hat. „Die Menschen werden heute nach wie vor ziemlich umfangreich verkabelt. Es gibt auch ambulant verwendbare Geräte, wo die Menschen in den eigenen vier Wänden untersucht werden können“, so Seidel. Es können Körpersignale und Schlafphasen gemessen werden, etwa, ob die Betroffenen unter einem kurzen Aussetzen der Atmung leiden oder ob sich die Beine extrem viel bewegen.

Können organische Ursachen ausgeschlossen werden, wird die Psyche betrachtet. Dabei zeigen sich bei den Betroffenen mitunter Gedankenspiralen. „Beispielsweise: Ich habe schlecht geschlafen in den letzten zwei Wochen, also werde ich wieder schlecht schlafen, und wenn das eintritt, werde ich nicht so viele Dinge schaffen, wie ich das gewohnt bin. Und ich bin darüber in Sorge und verängstigt und angespannt, und dann schließt sich ein sogenannter Teufelskreis“, sagte Seidel.

Aus diesem auszubrechen versucht man in der Therapie. Darüber hinaus sollte man auf die Taktgeber achten, sagte Seidel. Er empfiehlt mehr Tageslicht und weniger auf das Handy oder den Computer zu schauen, wenn das möglich ist. „Ich denke, dass Radiohören am Abend womöglich besser ist, als ins Tablet zu schauen, weil wir wissen, dass der Blaulichtanteil in diesem Bildschirmlicht die Melatoninproduktion signifikant unterdrückt.“