Ein Polizeiauto steht am Karlsplatz vor der Karlskirche
APA/Angelika Krainer
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Politik

Platzverbot am Karlsplatz gilt bis auf Widerruf

Nach den Ausschreitungen im Wiener Resselpark in der Nacht auf Samstag hat die Wiener Polizei am Nachmittag ein Platzverbot für den Bereich des Parks vor der Karlskirche verhängt. Dieses ist um 19.00 Uhr in Kraft getreten und gilt bis auf Widerruf.

Mittels Durchsage machte die Polizei am Samstagabend auf das Platzverbot, das auch den Kinderspielplatz inkludiert, aufmerksam. Bei der ersten Kundmachung waren noch dutzende Menschen anwesend, am Spielplatz tummelten sich zahlreiche Kinder. Aufgrund der gleichzeitig läutenden Kirchenglocken ging die erste Durchsage unter. Dutzende Polizisten waren am Karlsplatz und wiesen die Passanten auf das Platzverbot hin, die daraufhin davonzogen.

33 Minuten nach Inkrafttreten war der Platz vor der Karlskirche leer. Der Bereich wurde problemlos geräumt, die Menschen zeigten sich laut einem Polizisten „sehr einsichtig“. Anrainerinnen und Anrainer, die glaubhaft versichern konnten, im Bereich zu wohnen, wurden weiter durchgelassen.

Verordnung gilt maximal drei Monate

In der Nacht auf Samstag hatte die Polizei den Karlsplatz und den umliegenden Resselpark geräumt. Rund 1.500 vor allem junge Menschen hatten sich auf dem Platz getroffen. Als die Polizei die Personen aufforderte, den Platz zu verlassen, flogen Glasflaschen.

Das Platzverbot sei notwendig, da „aufgrund bestimmter Tatsachen anzunehmen ist, es werde in Wien 4., Bereich Resselpark (…) eine allgemeine Gefahr für Leben oder Gesundheit oder eine allgemeine Gefahr für Eigentum oder Umwelt in großem Ausmaß entstehen“, heißt es in der Verordnung. Die Verordnung gilt ab 19.00 Uhr bis zum Ende der Gefährdung. Es werde bereits nach den ersten Stunde eine neue Einschätzung der Lage geben, sagte Polizeisprecher Daniel Fürst gegenüber „Wien heute“. Maximal kann das Platzverbot drei Monate lang gelten.

Personen auf Statuen geklettert

Die Räumung in der Nacht auf Samstag erfolgte gegen 1.30 Uhr. Auslöser des Polizeieinsatzes, bei dem die Beamten mit Helmen und Schilden vorgingen, war laut einem Sprecher der LPD Wien, dass es zu Sachbeschädigungen kam, nachdem erneut „eine große Ansammlung von Menschen gefeiert hat“. Was genau beschädigt wurde, war vorerst noch nicht bekannt. Personen sollen auf die Statuen vor der Karlskirche geklettert sein. Die Polizei sei verpflichtet, bei strafrechtlich relevanten Delikten einzuschreiten, hieß es von der LPD Wien.

Acht Polizeibeamte seien bei dem Einsatz verletzt worden. Eine Beamtin bekam so viele Flaschen auf den Kopf, dass sie eine Gehirnerschütterung erlitt, obwohl sie einen Schutzhelm trug. Es habe vier Festnahmen und 67 Anzeigen gegeben. Dazu verzeichnete die Exekutive vier gestohlene Kennzeichen von Streifenwagen und ein beschädigtes Dienstfahrzeug sowie eine Vielzahl von zerbrochenen Flaschen, Getränkedosen und sonstigen Abfällen.

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Polizistinnen und Polizisten räumen eine Party am Karlsplatz
APA/Christopher Glanzl
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Innenminister verurteilt „linke Aktivisten“

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verurteilte die Ausschreitungen: „Es ist völlig inakzeptabel und unverständlich, dass strafbare Handlungen gesetzt und die daraufhin einschreitenden Polizisten mit Glasflaschen oder pyrotechnischen Gegenständen beworfen und verletzt werden. Darüber hinaus haben die Angriffe auf die Polizistinnen und Polizisten gezeigt, dass Aktivistinnen und Aktivisten aus dem linksextremen Bereich als Drahtzieher dieser Attacken fungieren. Dieses Verhalten ist strafbar, antidemokratisch und ein Zeichen mangelnder Solidarität mit jenen in unserer Gesellschaft, die nach wie vor besonders geschützt werden müssen“, sagte er.

Zahlreiche Personen wiesen das über die sozialen Netzwerke zurück. Dort wurde der Polizei vorgeworfen, die Situation eskaliert zu haben. So schrieb der User „Christoph“: „Es war am Karlsplatz wirklich friedlich. Vielleicht nicht durchgehend coronakonform. Aber friedlich. Bis die Polizei anrückte und alles eskalierte.“ Auf Videos sind lediglich Rufe zu hören: „Ganz Wien hasst die Polizei.“

Nachtgastronomie seit einem Jahr zu

Seit mehr als einem Jahr hat die Nachtgastronomie pandemiebedingt geschlossen. Große Menschenmengen im öffentlichen Raum gehören in Wien mittlerweile zum Alltag. Vor allem an den Wochenenden sammeln sich Jugendliche und junge Erwachsene am Donaukanal sowie in zahlreichen Parks, immer wieder finden auch Raves statt. Dass die Jugend trotz Platzverbots alternative Orte zum Feiern finden wird, war auch für die Polizisten im Resselpark klar.