Einkaufen im Sozialmarkt
ORF
ORF
Soziales

Deutlich mehr Kunden in Sozialmärkten

Seit der Pandemie gibt es immer mehr Menschen in Wien, die auf Sozialmärkte angewiesen sind. Dort kann man Lebensmittel und Haushaltswaren zu sehr günstigen Preisen kaufen. Je nach Betreiber verzeichnet man bis zur Hälfte mehr Kundinnen und Kunden.

Lebensmittel, Hygieneartikel, aber auch Tierfutter und Spielzeug: Sozialmärkte bieten verschiedenste Produkte zu sehr günstigen Preisen. Seit Corona sind solche Märkte immer gefragter: Zwischen 20 und 30 Prozent mehr Kundinnen und Kunden verzeichnen die Sozialmärkte je nach Organisation in Wien. Laut Thomas Stockhammer vom Wiener Hilfswerk kommen vor allem mehr Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, wie er im Radio-Wien-Interview sagt. Er vermutet zudem, dass sich die Situation noch verschärfen könnte – etwa wenn vorerst gestundete Zahlungen fällig werden.

Kundinnen und Kunden „scheuen sich weniger“

Seit Corona „scheuen sich Kundinnen und Kunden weniger“, sagt Stockhammer. Mit Ende Juni werden laut seinen Schätzungen ca. neue 1.000 SOMA-Berechtigungskarten seit Beginn der Pandemie ausgestellt worden sein. Das Angebot ist niederschwellig, der Antrag auf eine Kundenkarte kann auch online gestellt werden. Auch deshalb kommen in die Sozialmärkte Junge und Ältere – quer durch alle sozialen Schichten. Um der größeren Nachfrage gerecht zu werden, will das Hilfswerk bald einen weiteren Markt eröffnen, spätestens 2022 soll es so weit sein.

Dame beim Einkaufen im Sozialmarkt in Penzing
Wiener Hilfswerk/Veronika Steinberger
Alle Wiener Sozialmärkte verzeichnen deutlich mehr Kundinnen und Kunden

Um in einem Sozialmarkt einzukaufen, muss man einen Einkommensnachweis und einen Meldezettel mitbringen. Beim Verein Start Up haben sich die Kunden sogar verdoppelt. Auch gibt es jetzt mehr Kundinnen und Kunden aus der Mittelschicht, die ihren Job verloren haben, aber auch viele Pensionisten. Die Hemmschwelle sei niedriger geworden, heißt es. Zwei neue Märkte hat man bereits eröffnet, das Ziel ist es, flächendeckend in Wien vertreten zu sein.

Kunden aus Gastronomie und Friseursalons

Auch Alexander Schiel, Betreiber dreier Sozialmärkte, bemerkt einen Anstieg der Kundinnen und Kunden: Circa 30 Prozent mehr Personen kommen einkaufen, vor allem Menschen, die bisher in der Gastronomie gearbeitet oder bei Friseuren gearbeitet haben und auch auf Trinkgeld angewiesen waren.

Die Waren in allen Märkten sind Spenden und würden sonst im Müll landen. Allein beim Hilfswerk werden jährlich bis zu 900 Tonnen Lebensmittel gerettet. Inzwischen gibt es 25 Sozialmärkte in Wien – in den kommenden Monaten könnte aber noch der eine oder andere dazukommen.